SUSANNE HELMES
PERFORMANCE KUNST IST FLÜCHTIG
ES IST EINE AKTION ZEITLICHER UND RÄUMLICHER BEGRENZHEIT

Im Gegensatz zur Bearbeitung einer gegebenen Vorlage sind es die Blitze und Irrtümer des eigenen Geistes, das Chaos und die Kontrolle der eigenen Leidenschaft, der zum Klang gebrachte Akkord der eigenen Seele, was in Szene gesetzt und inszeniert und als Performance präsentiert wird. Die Inszenierung kann sowohl Endprodukt sein, als auch Teil der Reflektion im Prozess hin zu einem Ergebnis der Malerei, der Skulptur, der Musik, des Films etc. Performance Kunst ist flüchtig - es ist eine Aktion zeitlicher und räumlicher Begrenztheit. Sie beginnt und geht vorüber. Malen in Wasser.

Keine Videoaufnahme ist Ersatz für die lebendige, körperliche Aktion. Es bleibt ein Environment mit den Spuren der Aktion - ein distanzierter Hauch von der körperlichen Anwesenheit des Protagonisten und dessen Tun.

Die Quellen und Vorläufer der Performance Kunst sind ebenso vielfältig wie die Mittel, wodurch der Protagonist die Idee zum Ausdruck bringen kann. Vom Stammesritual und den antiken Mysterienspielen über höfische Inszenierungen des Mittelalters zu Vaudeville, vom Cabarett bis zur Rock-Musik haben wir es mit einem bühnenmäßigen Ereignis, einem staged event" zu tun, wobei die Akteure bis hin zur Provokation der Grenzen des eigenen Körpers und Geistes gehen können.

Keine Kunstform ist so frei im Gebrauch ihrer Ausdrucksmittel: Musik, Tanz, Skulptur, Literatur, Malerei, Architektur, Film, Photographie, Video, Theater etc., Poesie und Phantasie können Bezugs- und Anknüpfungspunkt sein und frei miteinander verbunden werden.

Kaum ein Genre kommt der alten Vorstellung eines Gesamtkunstwerkes so nahe, und kein Künstler nähert sich soweit dem Begriff des Universaldilettanten.

Willkommen ihr Dilettanten der offenen Grenzen, der freien Kombination des Wunders!

performance

performance Kunst ist eine Form der Anarchie. Es ist die Fähigkeit (und das Handwerk) innerhalb einer Vielfalt von Möglichkeiten eine Struktur zu entdecken, Teile zusammenzusetzen und miteinander zu kombinieren. Es werden Antworten gegeben und Fragen gestellt.

Es ist die zum System gewordene Rebellion gegen jegliche Art von Einengung - politisch, künstlerisch und persönlich. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts waren inszenierte Aktionen von Künstlern, ob in Berlin, Zürich, Moskau, Paris oder New York wesentlicher Bestandteil des ästhetischen und politischen Widerstandes.

Ähnlich geschah es in den sechziger Jahren, wo das Genre Performance Kunst über die Friedens- und Studentenbewegung und mit Hilfe der Rock-Musik in den USA und in Europa motiviert wurde. Die Idee der Grenzüberschreitung, das Miteinander verschiedener Kunstrichtungen und die inszenierte künstlerische Aktion auf der Straße, an öffentlichen Plätzen, in privaten Wohnungen und kleineren Clubs und Galerien war eine Fortsetzung der ästhetischen Rebellion des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.

Für die Zusammenarbeit von Malern, Tänzern, Musikern und Schriftstellern bilden sich vor allem in New York und Californien Zentren heraus. Performance Art wird zu einem eigenständigen Kunstbegriff. Andy Warhol's

Factory sei nur ein Beispiel unter vielen. Die Factory ist in einem Sinne herausragend: es gelang dem Künstler sich und seine Ideen zu verkaufen! Performance Kunst ist schwer verkäuflich. Es scheint zu roh und zu undifferenziert .... Mit Ausnahme einiger Sterne im Musikbereich und wenigen gezähmten, aufpolierten und stark subventionierten Ereignissen im Rahmen des Theaters ist die kommerzielle Verwertung von Performance Kunst sehr schwierig.

Veranstalter, Dezernenten, Kunsthändler und Sponsoren halten sich im Allgemeinen zurück. Wo sollen sie es einordnen? Was bleibt? Was gibt es her?
Ich habe eine Idee und setze sie in Szene.
Als lebendiges Wesen stelle ich mich in eine Situation
einen Zusammenhang, eine Notwendigkeit.
Fragen, Antworten - Teile werden zusammengesetzt.

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