Boris Nieslony - Boltensternstrasse 16/V6 - D - 50735 Köln
Ralf Samens - Mattenenge 2 - CH - 3011 Bern
Die Fabrikanten - Promenade 15  -  A - 4020 Linz

Common interests and long discussions have brought us to the decision to develop a project whose starting point is:

THE TABLE

The project should include an exhibition in one or more suitable institutions, a catalogue / book, a video- and performance-programm. Theoretical reflexions will be included. The artistic exploitation of the table has so far (more or less) brought up two categories:

  • The table as centre of artistic attitude, as an ongoing sculpture of encounter, as a place of communicative expressions, as a ritual centre.
  • The table as a pedestal, as an element of common sculptural thinking, as an object of prosaic use, as element of exemplary representation, relic and ironic citation.

The Table as mediator of iconographic developments (prefigurations: plate,table, banquet, altar, place, event, encounter) will determine the structure of the exhibition.

In a first step we would like to ask you for a personal statement, a description or conce-tion and one or more photos of your work coming to term with „the table“. (Of course we will send in due time these items back to you.) Out of these items the concept of this project will be formed.

For some time now, we have been working on this project with the title THE TABLE. The wealth of material, che large Number of artists who were or have been working quite continuously on the topic TABLE have brought on the idea that this fruitful cooperation of artists should be extended to interested institutes. It has not been overlooked that a large number of artists have been involved in some way or other with TABLE or tables. Therefore, we have primarily contacted and selected artists who have been working continually with tables oe have produced especially exemplary works. We have combined the different uses of TABLE to form a topical complex as illustrated in MENUE OF TABLE VIEWS.

We are looking foreward to find more people which are working with tables in practical, historical and theoretical way. Keep in touch if you working or interesting in this wonderful instrument TABLE

Many thanks in advance and kind regards


Seit längerem arbeiten wir an einem Projekt mit dem Arbeitstitel

DER TISCH

Die Fülle des Materials, die grosse Anzahl der Künstler, die ziemlich kontinuierlich mit dem Thema TISCH arbeiten oder gearbeitet haben liessen bei uns die Vorstellung reifen, die fruchtbare Kooperation zwischen den Künstlern auf interessierte Institute zu erweitern Es ist nicht Übersehen worden , dass eine grosse Anzahl von Künstlern sich auf die eine oder andere Weise mit TISCH oder Tischen beschäftigt haben. Unsere Kontaktierung und Auswahl bezieht sich daher auf Künstler die konstant mit Tischen arbeiten oder be sonders exemplarische Arbeiten erstellten. Die unterschiedenen Nutzungsweisen TISCH haben wir zu einem Themenkomplex gefasst, den Sie in Anlage 1 einsehen können. Wir möchten mit Ihnen ein Ereignis realisieren , das folgende 3 Schwerpunkte besitzt :

1.) Ausstellung : Skulptur, Malerei, Installation, Fotographie, Video, Film, Computeranimation

2.) Live-Programm : Situationen, lebende Bilder, Performance, Konzerte, Events.

3.) Katalog-Buch :

  • sozio-kulturelle Aspekte mit historischen Querverweisen
  • Facetten gegenwärtiger Kunst am und mit dem TISCH
  • Katalogteil

Die künstlerische Konzeption der angesprochenen Künstler ( Anlage 2 ist fundiert und steht auf dem Sprung der Realisation , die wir gern in enger Zusammenarbeit mit Ihnen erarbeiten wollen. Einsichtig erscheint uns die Kooperation mit einigen Instituten als Träger dieses Ereignisses. Wir sind uns der Problematik von „ Themen-Ausstellungen „ wohl bewusst, sind in diesem Fall überzeugt einen kulturellen Nerv exakt zu treffen . Eine treffliche Materialsammlung harrt von Ihnen eingesehenzuwerden und wir hoffen auf baldige Antwort um diesem Schreiben die persönlichen Gespräche folgen zu lassen. Vorerst mit den besten und neugierigsten Grüssen


TISCHE
Enthebung eines historischen Mißverständnisses

Ich bin auf einem Tisch geboren worden. Dass es Menschen gibt, die sagen, daß ich auf einem Tisch geboren wurde. Soweit, so gut. Da ich mich an diesen Moment nicht erinnere scheint es, daß es auch mir und nicht nur mir, völlig egal war. Doch es gibt Erinnerungen, da ich auf etwas lag und ab und zu sonnengleich ein riesiges Gebilde mit einem, nein mit zwei Schwenkarmen, über mich beugte, und
abwechselnd etwas in meinen Mund führten, was mir manchmal sehr gut bekam, manchmal zum Schreien brachte. Dieses Kommen und
Gehen, das Auf und das Ab und schon lag eine Vorstellung klipp und klar vor mir, von der ich später lernte, dies sei der Kosmos. Etwas später, als meine Blicke links oder rechts fahrig hingen und an Kanten entlang strichen und ich die riesigen Gebilde irgendwie für mich unfaßbar in Tiefen verschwinden sah, da entwickelte ich eine klare Furcht vor dem dort hinabzustürzen und wußte nun, die Welt ist eine Fläche und sie hat einen klaren Horizont. Das half mir nichts, ich wurde herab genommen und stürzte in die Tiefe des Erwachsenwerdens und irgendwann wußte ich, diese Welt, die mir so angenehm war, nennt man Tisch.
Meine größten Niederlagen habe ich danach an den verschiedensten Tischen hinnehmen müßen. Beim Essen nehmen , Schulranzen
schürzen, in der Tanzschule, beim Armdrücken und selbst beim ersten Kuß stand er zwischen uns, oh Jammer, hat sie mich danach über
den Tisch gezogen, und es schien, als wollte es nie enden. Mit der Faust auf den Tisch schlagen, sagte mein Vater und Mutter pflichtete bei: Gehorchen muß der, der seine Beine unter deinen Tisch steckt, dabei lag ich am liebsten unter dem Tisch, erst aus Angst vor dem Nikolaus und später, als meine sogenannten Kollegen und Freunde mich unter den Tisch tranken. Unter dem Tisch zu liegen war schön, es war immer irgendein Ende, das Ende eines Gelages, eines Techtel-Mechtels und sofort. Mein Großvater, der ansonsten ein vernünftiger Mensch war, meinte zu allem nur: So hat jeder sein Päckchen zu tragen.
Als ich mit 35 in meine, es war wohl die dritte, fünfte oder achte -wer zählt die schon- schwere Lebenskrise fiel, saß ich wieder an einem
Tisch. Da saß ich vor, nein mitten in einem Quantensprung und um mich herum saßen die Auslöser, die Verwaiser, die Gründer und
Abgründe; die Dinge der Welt waren nicht mehr so, wie sie vorher waren. Und die Dinge, die sich auf dem Tisch befanden, sich um den
Tisch bewegten, zeigten mir mehr Beziehungen zu einer Welt, zu der Welt, in der ich mich befand, als das ganze Leben, dieses
Künstlerleben davor. Blitzartig verstand ich, was diese Welt von mir will, was meinem Opa zum Verständnis fehlte, was Vater und Mutter in die Knie zwang und was mich zur Lebensfreude führen wird: Ich habe meinen Tisch zu tragen.
Seitdem ist es gut so.
Boris Nieslony, Jänner 1997


Nun einige Worte zu Tischtransport ist Kulturtransfer

Einen Tisch von ca 2000m auf etwas unterhalb der 3000m Grenze zu tragen hätte ich mir erst nicht träumen lassen. Nur ist es mit den
Träumen so, daß sie mich träumen und nicht ich sie. So war es nun auch mit der Untersuchung der Tische über 2000m. Unterhalb dieses Levels und weiter abgesenkt in die Niederungen und der Nähe der Städte, den Seen und Meeren könnte man unter gewissen Vorzeichen von Tischkultur und der Kultur der Tische sprechen. Darüber wurde nicht nur die Luft dünner, was an schwer atmenden Menschen zu sehen war, sondern auch die Tische wurden dünner, saft- und stofflos, nichts war von Kultur zu sehen. Selbstredend entstand die wunderbare Idee, wenn die Berge keine Tische haben, dann bringen wir sie hinauf. Gesagt und getan und sie hätten die Holländer sehen sollen, da kam Freude auf. Auf einem Grenzstein sitzen, das Brot brechen, den Blick über Italien, Schweiz und zurück nach Österreich schweifen lassen und mit einem Deutschen englisch reden. Es gab auch sehr gute Fragen.
Boris Nieslony / Juli 1997

The way of Table ended? The plans and sketches are simulated now in gigantic experimantal camps, in specific
simulationspaces, in PCs and last but not least in Cyberspaces. This end of a cultural form as ritual, as altar, as round
table or as profane instrument of habit should have a triumphal show in the next years.
Der Tisch ist an sein Ende gelangt? Die Weltentwürfe werden in gigantischen Versuchsanlagen, in spezifischen
Simulationsräumen oder in PC´s und Cyberspaces simuliert. Dieses Ende einer kulturgeschichtlichen Form als Ritual, als
Altar, als Tafelrunde oder nur profanes Instrument der Sitte ist Grund genug, ihm eine Nabelschau zu widmen.

Contact: If you work with the theme of table, are involved in projects with tables, or you are working in theory about this, please get in touch with us.

Table projects 1997
Tables higher than 2000 m
Tabletransfer / Festival der Regionen
Texte
Link (extern)
Rituale der Gastlichkeit
Archiv
July '91
Februar '92
Historical tables
Die Gabe
Theory


DER GAST DA, DORT AM TISCH

An einem Ort Ihres Betriebsrestaurants wird ein Tisch eingerichtet. Er wird gedeckt sein. Auf diesem Tisch, vor diesem Gedeck, steht ein Standbilderrahmen. In diesen Rahmen können sie das Photo einer lieben Person einrahmen, die Sie verloren haben, die in den Tod
gegangen ist. Sie bringen auch einen Gegenstand mit, der Sie oder den Sie mit der Person verbinden. Diese Person wird dadurch
symbolisch, während dieses Tages, Gast sein, auch Gast sein für alle, die an diesem Tag in diesem Restaurant essen. An dem Tisch wird sonst keine weitere Person sitzen. Der Tag gehört Ihnen und Ihren Erinnerungen. Sie werden sich erinnern an die geliebte und verlorene Person, während sie an einem anderen Tisch mit ihren Kolleginnen und Kollegen essen. Sie werden Geschichten erzählen, Erinnerungen zu Tage bringen und es werden Gedanken geäußert, andere Gespräche geführt, als jene, die Sie sonst mit Ihren Mitmenschen zur Mittagszeit führen.
Es sollte, es wird jeden Tag eine andere Person ein Bild in den Rahmen setzen und einen Gegenstand mitbringen und ihn auf den Tisch
legen. Wenn Sie dies möchten, wenn sie diesem Gedenken folgen möchten, geben Sie dieses Papier an der Kasse ab, mit Ihrem Namen und Ihrem Ja und wir werden eine Reihenfolge der Tage erstellen. Diese Reihenfolge wird einfach und sichtbar ausgehängt.
Das Projekt wird solange eingehalten wie Personen an diesem Gedenken teilnehmen möchten, sie Gastgeber sind.
Wir bedanken uns für Ihre Beteiligung.

Für das Projekt • Mundgerecht • Tonia Kudrass • Hamburg
Für diese Konzeption • Boris Nieslony • Köln • September 1997


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