Um sich verknüpfen zu können bedarf es des Unberührbaren, des Anderen, das ich nie berühren darf !
Merleau-Ponty

Dieser Text ist Hannah Arendt gewidmet.

Prolog. Als eingefleischter Legastheniker bin ich nicht nur mir, sondern auch der Sprache um Nasenlängen voraus, nur wo, dass muß ich immer aufs Neue herausfinden.

N E T Z W E R K E und ihre STRUKTUREN

Ich werde mich diesem Thema netzförmig nähern, springend, strauchelnd, von Knoten zu Knoten hüpfend, die Ebenen fallend und steigend, im Riesenspagat verbinden. Die erste Falle, die ich mir stelle.

Es werden, ganz im Sinne frühromantischer Tradition, Fragmente, Informationen, Versatzstücke, Fundstücke, Zitate, poetische Entwendungen, Zu-Fälle, etc. zu einem Werk, einem Netzwerk gebunden.

Da dieses Werk seit 1975 als tägliches und tätiges Handeln entworfen wurde und sich noch immer im Entwurf befindet, gestaltet sich die schriftliche Fixierung als geschlossenes (Text) System nur in der Annäherung, DER NEUGIER.

Ausgangspunkt jeder Betrachtung zu Netz, zu Netzwerke und ihren Verknüpfungen zu einem Werk ist DAS BINDEN. Die zweite Falle.

Binden, das Bild BINDEN, möglicherweise das einzige Bild, das einzige Werk, zu dem ich in der Lage und in der Vorstellung bin.

1976 gründete ich das KOMMUNIZIERENDE RÖHRENARCHIV. Parallel dazu installierte ich ein System des Informationsflusses mittels Karteikarten und richtete einen Ort ein, in dem sich Material sammelte, einband. David Bohm spricht von dem Bild der Spirale und den eingedrehten Informationen, nur dies ist ein anderes, lebenslanges Thema, Alice auf der Spur nach und folgend.

Heute ist dieser Karteikartenkasten zu drei großen Skulpturen mit eigenem Leben ausgewachsen, DIE SCHWARZE LADE, DAS PARADIES und das ANTHROPOGNOSTISCHE TAFELGESCHIRR. Mit der DIFFUSIONSNEBELKAMMER (Bonn, Göttingen, München) und den Performancestrukturen ASA und BLACK MARKET INTERNATIONAL bilden sie die visuelle Anschauung eines der Knoten der Netzwerke, in denen ich gebunden bin.

Das KOMMUNIZIERENDE RÖHRENARCHIV als Idee wurde ausgelöst unter anderem durch die analytische Beschäftigung mit Farbe und ihre Erhebung zum Gegenstand meiner phänomenologischen und empirischen Studien. (HaHa, da beginnt die Diskussion, kann man in der bildenden Kunst wissenschaftlich mit den Erscheinungen und den Erfahrungen umgehen ?) Dies ist keine Falle.

Es bestand ein wesentlicher Unterschied zwischen der Bindung von Farbe an mich und der Bindung an Farbe, die mir ausgesetzt ist und der Bindung durch Farbe, der ich ausgesetzt bin.

Die Betrachtung von Farbe löste ich mehr und mehr aus dem Bezugssystem Malerei und stellte sie in das Bezugssystem: Von der Frage der Form zur Form der Frage, eine äußerst effektive Verwilderung.

Koan: Gib mir die Farbe des Augenblicks vor dem Hieb, den Du versetzt bekommst.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Vorgänge aus der Malerei, als logische Entwicklung des Informells zu denken sind. Dies, und da bin ich mir sicher, könnte eine umfangreiche Betrachtung herausfinden und dies ist eine Untersuchung wert. Es werden im Informell, in der Analytischen Malerei und in vielen ähnlichen Tendenzen dessen, was Malerei sein soll, die Bild-Flächen mit gestischen Chiffren, Zeichen, Flecken und Spuren netzartig überzogen. Jedes Element hat seinen eigenen Charakter, ist jedoch ähnlich und sie werden zu einem übergeordneten harmonisch Ganzem (Das Gewebe) verknüpft. ( Hu, Schweißausbruch)

"Die ersten Theorien über die Arbeitsweise des Gehirns beruhten auf der naiven Annahme, geistige Inhalte seien fokal - an klar definierten Orten - untergebracht, genauso wie Akten in einem Archiv." (Karl Lashley)

Malerei, als tautologisches, selbstreferenzielles Hypersystem, als Black Box, das nur Input und Output kennt, löste ich in 8 Systeme auf, die eigene Bezugsrahmen besitzen, die eigene Sprachen darstellen und ÜBERSETZUNGEN ermöglichen. Diese Systeme sind transitiv. 1. Farbe, 2. Stoff, 3. Bindemittel, 4. Träger, 5. Form, 6. Handlung, 7. Inhalt, 8. Bild

Netze entstehen und entflechten sich in einem stetigen Wandel. Seit Kommunikation ein zentraler Augenmerk in der Informationsgesellschaft geworden ist, besteht das Interesse, die Angelegenheiten der Menschen und ihre Regelsysteme in konstruierbare Bezugsrahmen zu setzen, die sich von den anderen Geflechten der menschlichen Beziehungen unterscheiden.

Die wichtigsten Anforderungen sind an die übergeordnete Regelmäßigkeit und an die selbst-bezügliche Wiederholung der Knoten gestellt. Netze zeigen sich durch die jeweils gültigen Rechtsformen, das NEXUS. Dies ist die Falle 3

1977 bezogen 24 Künstler das Künstlerhaus Weidenallee in Hamburg. 1978 gründete ich (mit Freunden) den KLEINEN AUSSTELLUNGSRAUM im gleichen Haus, den ich bis 1983 führte.

Beziehungen sind Relationen, geschloßene Systeme. Bindungen gründen sich auf ein drittes, transitives, an und in dem sich Objekte und Subjekte in immer verändernder Form begegnen.

" Einen anderen Grund kann niemand legen, als der im Anfang gelegt ist. " (Schelling)

Der KLEINE AUSSTELLUNGSRAUM wurde als Körper gedacht, der durch geladene und ungeladene Gäste belebt wurde. Programm im klassischen Sinn lag nicht (nur rudimentär) in der Planung, es entstand, durch all die Personen die sich einbrachten, von Anforderung zu Anforderung.

Das Wesen des Ausstellungsraums war die schnelle Veränderung, die Ortlosigkeit. Temporäre Installationen, Performances und Lebenskonzepte wurden Projekte, die den Ausstellungsraum verliesen und zu europaweiten Kooperationen führten. Diese Bedingungen unterschieden sich von vielen der alternativen Organisationen, den Produzentengalerien und von Künstlern geleiteten Räumen, die die schnelle Einfügung in die verschiedenen Kunst- und Kulturmärkte als Absicht kennzeichneten, die Karriere (Rennbahn, Laufbahn) ansich.

In der Zeit von 1975 bis ca 1985 gab es in Europa, Japan und Kanada bestimmte Bestrebungen, in denen die Organisationsformen, die Gegenstände der künstlerischen Untersuchungen und die zu schaffende Öffentlichkeit (parallele Öffentlichkeit, Gegenöffentlichkeit, politische Utopien,etc.) Ansätze von Netzbildung zeigten. Das Aufkommen der Methoden der Interaktion, des Intermedialen, der Schaffenspartnerschaften, etc. beinhalteten den wechselwirkenden Einfluß, das Prinzip der kommunizierenden Röhren, die Präfiguration von Netz. Räume und Projekte wurden fluid.

Zu nennen wären u.a.: TO DAYS PLACE, -delta t, Reindeer Werk’s, PREDICTION, BAZILLUS, THE NEOIST’S, MATERIAL und WIRKUNG, FIRMA BENDER & NERN, WERKSTATT ODEM, CLUB MORAL, MOLTKEREI WERKSTATT, THROBBING CHRISTLE, KUNOLDTSTRASSE 34, oben genannter KLEINER AUSSTELLUNGSRAUM des Künstlerhaus Hamburg, der AUGENLADEN in Mannheim, LE LIEU Quebec/Can, BÜRO BERLIN, etc. (Auslassungen bitte ich zu entschuldigen.)

Nicht unterschlagen werden sollten die Einflüße von Fluxus, die Situationistische Internationale und der politische Aktionismus, z.B.Agit POP, die 68ziger, die Lidl-Akademie und z.B. das Megawatt-Kraftwerk, der Joseph Beuys. Auch nicht unterschlagen werden soll das Manko, die Personenbezogenheit und Egozentrentik vieler Macher und Generalisten, die Abhängigkeit der Aktivitäten durch den Machtdiskurs dieser Spezies.

Überraschender Weise, vielleicht auch nicht, sind ähnliche aus- und uferlose Verformungen auch bei den heutigen Networkern Gang und Gäbe. Dies ist Falle 4

1979 lernte ich Carola Rieß kennen, und durch sie begegnete ich Martin Buber, Johann Wilhelm Ritter und den Symphilosophischen Techniken. Es war mir unmöglich dem Buch Rhizom und Anti-Ödipus von Deleuze und Guattari auszuweichen, ebenso blieb mir nichts anderes übrig, als in die produktive Rezeption der Chaostheorie, wie sie Joachim Schuhmacher darstellte, einzusteigen. Ich stolperte über Teilhard de Chardin und fiel der Länge nach hin, da ich einige, von freundlichen Künstlerkollegen gestellte Beine übersah.

Im Februar 1980 klopfte es an der Tür des Kleinen Ausstellungsraum in Hamburg, Engelmann stand im Rahmen und meinte: Du wolltest Material von mir, hier bin ich. Seitdem wußte ich, was eine Einladung ist. Drei Monate sah ich ihn täglich mit seiner Schürze auf der geschrieben stand: Eskalation beginnt am eigenen Körper. Hier definierte sich, was ich als eines der entscheidenden Merkmale der Performance Art bezeichnen würde, die VIVISEKTION. Ein Ergebnis dieser 3 Monate organisierte ich im September 1981 in Zusammenarbeit mit Heidemarie von Wedel, Ulrich Bernhardt und dem Künstlerhaus Stuttgart, sowie Hermann Pitz Mitgründer des Büro Berlin. Das Projekt hieß DAS KONZIL.

Vor dem eigenen Sein steht schon immer der Andere und besteht das Andere.

In dem Buch Leben und Lehren als Aufführungskunst aus dem Jahre 1969 schrieb Georg Brecht: " Wenn Du etwas wissen willst, verbringe Deine Zeit mit jemandem, der etwas weiß. "

Damit ist das Wichtigste über DAS KONZIL gesagt.

Als Anmerkung 1 ist zu verzeichnen, daß 40 eingeladene Künstler aus Europa kamen und ca 70 Personen innerhalb eines Monats interaktiv zusammentrafen. Anmerkung 2: Es wurde an einem Handlungsinstrumentarium praktisch und theoretisch gearbeitet, es wurden Werkzeuge und Panoramen entworfen, die nur wenige der Teilnehmer in ihrer späteren Arbeit nutzten. Auch wird heute die Teilnahme von einigen der damalig Dabeigewesenen abgelehnt oder zum Teil sogar verleugnet. Anmerkung 3: Nach 14 Jahren ist zu erkennen, daß viele der angesprochenen Themen und Arbeiten durch eine jüngere Generation jetzt realisiert und in den Kunstdiskurs eingeführt wurden und werden. Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technologiemimikry, Entertainment, Service, und das ganze Spektrum der Daily-Life-Plots, wie sie auch von ASA und später von ASA-European seit Mitte der Achtziger Jahre mittels Menue als Performance als die KUNST DES SERVICE und die KUNST DER BEGEGENUNG angeboten werden.

In der Folgeveranstaltung, 1982, wurden zum erstenmal Mobile Büro-Container als Metapher der nomadischen Begegnung eingeführt. Eine weitere Metapher war die Realisation eines politischen Gedankens: " Ich lasse es nicht zu, daß ihr mich allein lasst. " (Lidl-Akademie) An und in dieser Präsentation wurde zum erstenmal der Begriff NETZWERK für die zu schaffende Form kontinuierlicher, dezentraler Begegnung gesetzt. An der Realisation waren u.a. beteiligt: Der KLEINE AUSSTELLUNGSRAUM und das DANKERRT aus Hamburg, die FIRMA BENDER & NERN aus Düsseldorf und Gäste aus Italien, Holland, Frankreich, und der B.R.D.

Es war ein außergewöhnlich schöner Mai im Jahre 1982 und ein außergewöhnlich produktiver Monat. Trotzdem implodierten die Künstleraktivitäten, die Knoten der ersten Stunde, die Selbstorganisationen und parallel-kulturellen Projekte europaweit.

Hilka Nordhausen schloß 1983 ihre BUCH-HANDLUNG-WELT. Die Verwilderung als selbst-referenzielles System stand der Strategie der Wilden mit einer gewissen Hilflosigkeit gegenüber. Das Alternative kippte in die Negation, der KLEINE AUSSTELLUNGSRAUM schloß, Büro Berlin verschloß sich, die Versenkung wurde übervoll und so vieles andere verlor sich irgendwie und irgendwo in der Geschichte. Die Geschichte der Netze begann.

Annähernde Betrachtungsweisen von Netzwerk

Das Werk - Die Semantische Route - Der Attraktor - Die Gravitation - Das Netzverhalten - Die Trainingsfelder des Situativen - Die Präsentation versus Repräsentation (?) - und, und...

Das Nervensystem ist „lebender Beweis“ dafür, daß komplexe, stark vernetzte Systeme stabile Zustände einnehmen können und zu zielgerichtetem Handeln fähig sind, obgleich sie einer übergeordneten Steuerzentrale entbehren.

Erst die elektronischen Geräte ermöglichen dem Menschen ungehindert an das Netz zu gehen. Diese passive Aktivität steht in krassem Gegensatz zu dem körperlich-direktem Netzverhalten in den performativen Künsten. Es ist die Performance, gleich welcher Art und die elektronische Telekommunikation, die präzise daran interessiert sind Netze zu bilden als ihre ureigenste Angelegenheit.

Der Werkbegriff ist hier fließend. Als auflösendes Element ist er nicht mehr eingebunden in eine Dialektik von Subjekt und Objekt sondern - wenn überhaupt - kaleidoskopisch, fragmentarisch, oszillierend und nomadisch.

Mir fällt hierzu das Märchen vom Hasen und Igel ein, das Syndrom ansich.

„ An die Stelle temporären Denkens des Fortschritts, das seine Wahrheit in leerer Beschleunigung findet, hätte wieder eine topologisch inspirierte Phantasie zu treten. Evolution ist diesem Denken nicht primär Entwicklung in einer Zeit, sondern das Gleichzeitige des Ungleichzeitigen. Das Temporäre ist aus diesem Denken nicht getilgt, wohl aber, daß Zeit zielgerichtet oder auch nur geradlinig sich bewegt. Sie spannt viel mehr den Raum einer morphogenetischen Vielfältigkeit auf. “ (Torsten Meiffert)

Diesen Raum nennt Walter Benjamin, Leibraum und er schwingt auch in dem alchemistischen Satz über die Kosmologie: Oben wie unten und unten wie oben.

Wo es keine Begegnung gibt, gibt es keine Farbe. Eine bestimmte Farbe ist die bestimmte Summe einer unbestimmten Folge von Ereignissen. Ein kleiner alter Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, blieb vor uns stehen. Er machte eine tiefe Verbeugung vor Jenny, dann verbeugte er sich vor mir. Laßt mich derjenige sein, der Euch diese beiden Kerzen schenkt, bevor irgendein anderer kommt, um Euch Kerzen zu schenken. (Susanne Klippel)

1982 gündeten wir den FONDS zur FÖRDERUNG von PROJEKTKUNST, der genauso bravourös zu Grunde ging, wie er als Idee begann. Es folgten die STIFTER, die 1983 Das Fest organisierten und 1985 den erste Prototyp der Mobilen Container Anlage, die MoBiCoBu aufstellten, ebenso 1985 gründete sich die Performance Assocciation BLACK MARKET, die 1986 ihre erste Tour hatte ( sich seit 1990 BLACK MARKET INTERNATIONAL nennt) und 1986 folgte komplimentär zu BLACK MARKET die Gründung von ASA, Art Service Assocciation. Alles Stationen der Netzwerkbildung. 1987, anläßlich des Festivals NO WALL und zum zweiten Mal eingeladen durch die Künstlerkooperation ART d’ROOM entwickelte ich die erste Fassung von Netzwerke und ihre Strukturen. Ausgehend von einem inflationär genutzten Begriff und einem indifferent gefaßtem Verständnis der Interaktion, versuchte ich die Sicht auf die verschiedenen und parallel existierenden Netzwerke zu verdeutlichen, wie folgt : N E T Z W E R K E und ihre Strukturen

Zusammenarbeit ist ein Zeichen. Das Zeichen von Unwissenheit, von Unsicherheit oder von zeitgebundener Schwäche.
Die interaktiven Modelle in Wissenschaft, Technik und Kultur sind Bilder einer bestimmten Krise des Denkens, der Krise der Selbstproduktion und persönlicher Reproduktion.
Der kreative Mensch fällt zusammen mit der Einrichtung gesellschaftlicher Beziehungen und in die Aneignung unwesentlicher Faktoren, Faktoren des Scheins. Die Produktion von Kunst, die wie bekannt sein sollte, auch die Produktion von Unmengen von Müll ist, ist ein weiters Indiz dieser Krise der Reproduktion, wobei die größte Müllhalde der selbstproduktive Mensch, das reproduktive Ich ist.

Ein Netzwerk ist auch als Fläche nicht statisch. Statisches Verhalten generiert Begegnung zur Beziehung, zu Beziehungsgeflechten, zu Verstrickungen. Das Netzwerk, das hier zu beschreiben ist, hat drei Arten von Netzwerke und vier unterschiedene Ebenen. (Dies sind Hilfskonstruktion, die die Bedeutungsebenen menschlicher Begegnungen bezeichnen, sie werden materiell, anagogisch, tropologisch und allegorisch genannt. (Schriftsinne)

D A S  E R S T E  N E T Z W E R K

Das 1. Netzwerk ist physisch, ist ein geschloßenes System und funktioniert streng eindimensional, in die Richtung der Existenzsicherung.

1. Die Personalität des Mitglieds, Knoten ( der materielle Bedeutungssinn) 2. Die Organisation des Mitglieds, Knoten (der tropologischer Sinn, welcher Einfluß soll ausgeführt werden) 3. Die Stellung der Organisation in der Gesellschaft (der anagogische Sinn, das Wohin ) 4. Der institutionalisierte Raum, die eingerichtete Zeit ( der allegorische Sinn, welchem Sinn bin ich unterworfen)

zu 1 Beruf, wirtschaftliche Situation, familiärer Bereich, weltanschauliche Stimmigkeit zur Gruppe und Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit zu den Anderen.
zu 2 Institutionalisierte Sicherheit und Selbstorganisation als Institution. Praktizierte Verhältnis-mäßigkeit.
zu 3 Berechenbare Wirkung und Rückwirkung in der Gesellschaft, die Teilnahme.
zu 4 Der physische Raum als Einrichtung, die physische Zeit als eingerichtete Macht.

D A S  Z W E I T E  N E T Z W E R K

Das 2. Netzwerk ist geistig, steht in differenzierten Verbindungen, das Netzwerk der Intention. Es schließt das oben genannte, erste Netzwerk ein, aber umgekehrt das erste Netzwerk das zweite nicht.

5. Bilder und Vorstellungen in der Persönlichkeit des Mitglieds
6. Bilder und Vorstellungen zwischen den Mitgliedern und als Organisation.
7. Die Organisation als Gesellschaft, die Intention als Gesellschaft.
8. Die Vorstellung in Raum und Zeit.

zu 5  Dynamisches Fortschreiten in den philosophischen Begriffen, im Wissen, in der Persön- lichkeitsentwicklung (ohne physischem Druck der Existenzsicherung), Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, die Aufmerksamkeit.
zu 6  Organisationen werden geformt, verlassen, anders gegründet wenn Entwicklungen es bedingen. Organisation ist Werkzeug und nicht Existenzbedingung.
zu 7  Variables Nutzen der gesellschaftlichen Institutionen. Bilden von Vorstellungen und interaktiven Projekten.
zu 8  Das Bemerken der rechten Dinge am rechten Ort zu rechten Zeit.

Diese Intention bezeichnet und enthebt die Frage nach Form, Raum und Zeit. Form und Zeit wird jetzt dynamisch begriffen und die Zeit zur Realisierung von Vorstellungen wird kürzer. Die Distanz zwischen den Mitgliedern ändert sich zu parallelen Situationen, eine andere Form in der Zeit zu sein und seine Dinge zu tun. Das Mitglied wird partizieller Nutzer in der gleichen Zeit. Er ist gleichzeitig in mehreren Zeiten.

Zwischen dem 1. Netzwerk und dem 2. liegt ein Bruch der persönlichen Entscheidung, bedingt durch physisch-existentielle Absicherung, geäußert in der Differenz des Wollen und des Tun.

D A S  P O E T I S C H E  N E T Z W E R K

9. Die mentale Persönlichkeit ist nicht kreativ, sie lebt in der Begegnung mit anderen Personen, in der Zeit mit Lebenden und Toten. Diese Person ist nicht aktiv, arbeitet nicht, sie ist in der Aufmerksamkeit. (Materielles Dasein)
10. Keine Anforderung an eine Institution oder irgendeiner Organisation. Die fließende Energie zwischen den Personen, dieses immaterielle Sein ist die Kontinuität in den Zeiten. (Kein Wohin)
11. Das mentale Sein, das rituelle Leben, ist die Gesellschaft der KUNST des HANDELNS, (Kein Wofür)
12. Das mentale Sein zwischen den Personen, Objekte, Räume und Zeiten transformiert das Zwi schen zum Unvergleichlichen. Keine Differenz in Person, Objekt, Raum und Zeit. DAS DAZWI- SCHEN, die Allegorie. MA der japanische Begriff für das DAZWISCHEN - ein Zeichen für die mentale Dimension des poetischen Netzwerk.

Die Netzwerke werden realisiert in Richtung des mentalen Netzwerk, worin sie sich dann aufheben, eine Technik des Wissens über Eigenheiten der menschlichen Angelegenheiten, die Zuhandenheit (Heidegger) Personen im mentalen Netzwerk können keine Gruppen bilden, geschweige eine Art von Gesellschaft. Vernetzung ist eine Geisteshaltung, ein Lebensstil der sozialen Fähigkeit verbunden mit subversiven Taktiken, die sich aus ethischen Vorstellungen ergeben, ohne daß sie als anwendbare Regeln einer gesellschaftlichen Ordnung an- und eingeführt werden (Also ohne moralischem Apodiktum) Im Netzwerk sein ist wichtig, die Realisationen geschehen von allein -social engineering-, der Hacker als der Servicegeber, der Netzwerktechniker.

Das Paradoxon -sein eigenes Werkzeug sein-.
Dass jeder Atemzug den man macht auf zweierlei Weise enden kann .
Heutzutage gibt es immer mehr Menschen, die ihren Namen vergessen.
Die nächste Wende, einen anderen Einstieg. Wir schlagen unseren Faden in das Netz der Bindungen

Ach armer Yorick, du bist wie ich kognitiv begrenzt.

Das NETZWERK und sein Verhalten. (Ansatz II)

Als NETZ bezeichnet werden seit dem 19. Jahrhundert technische Systeme, Systeme des Transport und der Kommunikation, Systeme, die : a) einen Input benötigen ( Wasser, Elektrizität, etc.) b) die einen Output, Entsorgung (Abwässer, etc ) erfordern und c) einen Verkehr (Schiene, Straße,) ermöglichen.

Als eines der frühen Netzverhalten ist die Addition zu nennen. Das Zählen, das einen zielgerichteten Fluß von Information (Geld, Ware, Wissen oder Sinn ) gewährleistet. Die Eignung von Netz war und ist Software und als solche zu übertragen. Software hat keine weitere Definition als jene, keine Bedeutung haben zu können und zu dürfen.

Beziehungen von besonderen Interessen sind Sympathieketten, die galvanischen Ketten in Theorie und Handlung. Nichts verweist auf eine sozialen, gesellschaftlichen, politischen oder irgendwie zu bezeichnenden Nutzen. Netzverhalten ist daran das Begleiten, das Beiwohnen paralleler Bewegungen.

Gravitation. Der Auftritt, die gelungene Performance von BLACK MARKET INTERNATIONAL z,Bsp., als ein Netzwerk ist ein Feld, ein Wahrscheinlichkeitsfeld. In linearer Betrachtung entbehrt diesem Feld nicht Materie und Energie (gleich Sinn), die mentalen Ereignisse erscheinen glaubhaft.

Diese, nun seit 10 Jahren stattfindenden Begegnungen sind als Netzwerk ein Begriff für die Austauschbarkeit organisierenden Handelns (Performance ) und aufführenden Handelns (Performance). Die Beziehung ist weder notwendig noch unmöglich. Die Verbindung äussert sich darin als Netzverhalten, wenn sie die Aktualisierung impliziten Wissens ist. (Hier könnte, hier setzt die wunderbare Auseinandersetzung des Begriffs Performance an.)

Eine Schleife drehen und eintauchen in ein Denksystem, das ich hiermit fasziniert streife.

Erst die Kenogrammatik (Gotthard Günther) löste die linearen Zählsysteme auf und setzte dagegen die Polykontexturalität, die das Verhältnis von Quantität und Qualität anders denkt, etwa in den Überlegungen eines Zählens, die eine Kirche, eine Kartoffel, einen Kuß und ein Krokodil addieren lassen, ein Wunsch, den schon der junge A.Einstein hatte. In der Kenogrammatik eröffnet sich theoretisch denkend und beschreibend ein Netz, daß anders als die Informationsnetze, die hin zu einem Ausgangsknoten (jeder Knoten ist ein Ausgangsknoten) geknüpft wurden, keinen definierten Knoten zeichnet. Es erscheint eine aktive Leerstelle, das Kenozeichen. Die Spinne.

Ich verlasse dieses Gebiet, das mir auch die Denkgrenzen aufzeigt .

Netze bestimmen sich durch und an ihren Knoten. Eine Architektur entwerfen als Anschauung der Koordinaten, z.B. zwischen entwendeter Öffentlichkeit und politischer Kultur oder zwischen ethischem und sozialem Begehren etc.

Netze sind geometrisch, physisch, zweckgebunden, architektonisch, topologisch, intentional, interpretativ, quantisch, mental, gravitativ, transitiv, referentiell, repräsentativ, fluid und einiges mehr, darunter auch: sie sind schwer zu bezeichnen.

In Systemen denken. Das perfekte Netz skizziert u.a. politische, ästhetische, ethische und soziale Begehren, als gesellschaftliche Unberechenbarkeiten. Da kein Begriff als Vereinzelung existiert, existiert auch keine individuelle Vereinzelung. In diesem Denken fällt Erkenntnis und Methode, Kontemplation und Aktion zu einer oszillierenden Wirklichkeit zusammen, das Gravitationspotential. Paradigmata aus anderen Disziplinen werden häufig per Analogie erweitert, um ein Modell für ein begrenztes Wertesystem zu zeichnen. Ein neuer Anwärter auf dem Platz eines Paradigmas wird in der Regel nie von einem einzigen Menschen vorgeschlagen. Ohne Unterstützung vorhandener Bezugsgruppen, die dieses Paradigma auf ihre Methoden und Praktiken und sogar auf die Disziplinen anwenden, entsteht kein Paradigma

Die nächste Falle die ich mir stelle, aber nicht vor Ihnen hineintappen werde, ist das Verhältnis der REFERENZ, das Selbstreferentielle und der REPRÄSENTATION, dies heißt, die Produktion des Repräsentanten.

1987 entdeckte ich unter Mithilfe von Lothar ( Wer ist Lothar ? ) DIE GABE. Sie ist das größte, das älteste, das schwingendste Netz das existiert. Als Doppel-Projekt DIE GABE und CURRENT AFFAIRS wird dieses Netz von ASA-European seit 1989 untersucht. Eine, bis jetzt nicht realisierte Darstellung ist DIE BÖRSE, zwei Netzzirkulationen, die in paralleler Zeit Kapital und Information als zwei polare Potentiale in eine schwebende Kommunikation stellt. Sehen sie jetzt die Falle ?

Die Netz-Architektur unterscheidet sich von jeder, noch so komplexen Struktur einer Reihung oder Kette. Verschiedene Netze können auch Reihungen eingehen, wenn sie zur Kategorie der geometrischen Netzwerke gehören. (Reihung und Geometrie, dies muß ich noch einige Mal weiterdenken)

Netze verhalten sich schwingend, synchrones Schwingen bringt die Netze zur Stagnation, zur Interferenz, wie es wohl jedem Mensch in jeglicher Form der Kommunikation bekannt sein dürfte.

Netzwerke organisieren sich nicht als Ganzes, sondern von Fall zu Fall. Sie halten eine große Anzahl möglicher Beziehungen und Begegnungen parat, die von den einzelnen Partizipienten oder von den aktiven Knoten weder überschaut noch sinnvoll sortiert werden können. Dies verändert das Netz stetig. Die Verknüpfungen und die Autonomie der Knoten äußern sich erst dann im Bewußtsein der Beteiligten, wenn bei Unternehmungen eine große Anzahl von ihnen davon profitieren, das Netz schwingt.

Zwischen den Knoten bestehen Bindungen (Verkehr), die entweder als gerichtete Ketten, also linear sind, wobei die Linearität auch in verschiedene Richtungen, in einem Feld quer laufen, quer laufen müssen, wie uns Epikur lehrte, um die Vielfalt von Leben zu ermöglichen. Desweiteren können sie Sympathieketten, Assoziationsketten oder ganz anderen Verkehr miteinander haben, die verschiedenen SEMANTISCHE ROUTEN.

Das, was die Methode der Betrachtung in Sympathieketten (und anderen Ketten) gegenüber der Methode der expliziten Betrachtung unterscheidet, ist ihre Wandlungsgeschwindigkeit. Entwenden und Montage sind Werkzeuge der Transformation, des Transitiven . Gedankenexperiment: Wandlungsgeschwindigkeit versus Kettenreaktion. Welche Falle war dies nun ? Ist als paradoxes Netzverhalten zu bezeichnen: Wie schnell muß ein Knoten sein, ein Ding, eine Person, eine Situation, eine Performance, um stehen zu bleiben ? Aus einer Quantität heraus die Qualität eines Wertes halten und dies in einem freischwebendem Kalkül, die ROTE KÖNIGIN.

Lösungsbewußte und fluchtbereite Aufmerksamkeit. Turbulenzforschung mittels Aufmerksamkeitspartituren. Das aus den Konfrontationen und durch die Konfrontationen hindurch so etwas wie eine Bewegung des parallelen Begehren entstehen könnte.

Der Attraktor: (die Anziehungskraft) Rahmen und Rahmenbedingungen sind Modelle für Netze, die und in denen Ereignisse temporär ermöglicht werden. Sie zeichnen sich als Entwurf, der nach dieser Gestaltung verlassen, verworfen wird. Rahmen und Rahmenbedingungen sind auch die Trainingsfelder des Situativen, sie sind Denken und Handeln in Intensitäten, das Wahrscheilichkeitsfeld, Interventionen, Strategien und Transplantate in politisch, ästhetischen, kulturellen und sozialen Systemen. (Hier setzt nun die wunderbare Idee des Infamen an, wie sie Foucault äußerte )

Es gibt da ein merkwürdiges Problem, das Problem des verdeckten Ermittlers, der INTELLIGENTE AGENT. (Eine weitere Falle ? ) Schaue ich hin, ist der Rahmen weg, schaue ich weg, regen sich an allen Ecken und Enden die Bezüge. Es gibt da noch ein weiteres der merkwürdigen Probleme, das der Undurchläßigkeit von Denkformen, die sich sehr nah sind. Vieleicht ist es die Nähe selbst, die die Undurchläßigkeit erklärt. Nichts verbirgt gemein- schaftliche Interessen mehr, als zwei verwandte Weisen, es sich anzueignen.

Nomaden, die die entferntesten Realien entwenden, erzeugen die spannendsten Situationen in ihrer Wandlungsgeschwindigkeit, um dem furchtbaren Realitätsverlust mit Intensitäten zu begegnen.

Doch ist der heutige Renner der AGENT, der Täter im Eros ( nennt man nicht Viren auch Erreger) und seine Verknüpfung in dem Verhandlungsnetz ist wirklich schwebend. Die kurze und flüchtige Berührung, dann, etwas später Deine Arbeit gesehen. Du schriebst mir: Immer dichter wird der Kreis derer, mit denen Du etwas zu tuen haben willst. Dann machtest Du eine Arbeit in Brüssel und ich eine hier, Du hättest sie auch hier und ich in Brüssel machen können. Duplizität der Fälle. Doch auch in die Falle der Synchronizität werde ich nicht gehen.

Kein Mensch steht in der Simulation seines Selbst Zeit- Ort- oder Begegnungslos.

Du schriebst mir, das Berühren eine Bewegung aus dem Begehren, aus der Vorliebe, die Mitteilung ist und du schriebst mir: Da fuhrest du und siehst schon von weitem, da tanzen zwei und werfen ihre Beine in die Höhe. Als du näher kommst, ruft der eine, Du, Du da hast du was verloren, sie freuen sich wie Schneekönige, daß sie dich drangekriegt haben, und ich erinnere mich an gestern und stocke etwas, denn gestern haben mich zwei Spinner aufgehalten, ich gehe da, sehe schon von weitem, da tanzen zwei und werfen die Beine in die Höhe.

Was macht den nun ein Performance-Netzwerk aus ? Diesen Gedanken verlaufen lassen.

Was ein Performance Netzwerk ausmacht, wie fast jedes Netzwerk, außer vielleicht ein zufälliges, ist, wie der Mathematiker Steven Strogatz ausführt: die Einführung von wenigen Abkürzungen in bestehenden, lokalen Clustern in regulären Netzen läßt die Länge der kürzesten Verbindungen zwischen zwei Punkten rapide sinken. Duncan Watts drückt es so aus: Unsere Frage ist nicht ob die Punkte eines Netzes über sechs oder zehn Stationen miteinander verbunden sind, sondern daß es nicht 1000 oder 10 000 sind. In einem mentalen Netzwerk sind die alle Punkte durch einen Gravitationsfaktor direkt in jeder Station (jedem Knoten) verbunden. Wie ist das graphisch, topologisch zu zeichnen? Oder wie ist diese Eigenschaft auf andere Netze anwendbar ? Wie sieht dies in der Performance aus und genauer gefragt, warum verweigert sich - dieses in der Handlung sein als Netzverhalten - jeder Form der Lehre. Dank den Methoden der Infamie, der Vivisektion, der Implosion um nur drei zu nennen.

Naturgemäß sind theoretische Konstruktionen hilfreich und dieser Dreiteiler, dieses Trilemma welches ich oben skizziert habe, hat seinen intellektuellen Reiz. Es bleibt, die Idee des Netzes, sie ist eine Chimäre. Nur wenn man sich teilt, teilt und nimmt vom und am Anderen wird die Einverleibung ..... ? Hier setzt die nächste Falle ein, der Kannibalismus, und dies ist eine andere, eine schöne andere Geschichte.

Ich möchte mit einigen Zeilen aus dem Buch von Julien Offray de La Mettrie " Der Mensch als Maschine " abbrechen: " Durch diese Reihe von Beobachtungen und Wahrheiten gelangt man dazu, mit der Materie die wunderbare Eigenschaft des Bewusstseins zu verbinden, ohne dass man die Verbindung erfassen könnte, denn das Substrat dieser Eigenschaft ist uns seinem Wesen nach unbekannt."

Als Fälle bezeichnete ich in diesem Text alle Hinter-Frag-Würdigkeiten

Boris Nieslony, 1987 - 1998


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