HGGN

Die Humane Gesellschaft für geistige Nekrophilie (HGGN) wurde am 22. 9. 1989 gegründet zur "Förderung, Pflege und Koordinierung der verschiedenen Äußerungsformen der geistigen Nekrophilie".

Hinter dieser Zielsetzung und hinter der Definition geistige Nekrophilie steht kein thesenhaftes Programm, keine Ideologie oder Weltanschauung. Die Definition ist kein Manifest.

Die Priorität unserer Tätigkeit liegt bei der Kontemplativität und nicht beim Handeln; beim Handeln jedoch bei der Entstehung und nicht bei der Vermittlung/Vermarktung der von uns qualitativ vertretbaren geistigen Produkte. Die Annahme unserer geistigen Ausgangsposition ist keine Voraussetzung, sondern ein eventuelles Inspirations- und/oder Stimulationsmittel für die jeweilige Zusammenarbeit.

Unsere Tätigkeit erstreckt sich auf drei zusammenhängende Bereiche. Wir geben eine multimediale Kunstedition (edition nekrophil) heraus, und wir führen zwei Arten von Veranstaltungen durch: die sogenannten Geistigen Bizarrkabinette sowie die Installationsparties. Über die Veranstaltungen werden Video- und Fotodokumentationen erstellt. Die Dokumentationen fungieren als selbständige Editionen, die (mit den anderen Editionen) in unserem Präsen-tationsraum zugänglich sind.

Einige subjektive, pseudophilosophische Betrachtungen, die zur Entstehung des Begriffes
geistige Nekrophilie geführt haben:

1. Der Mensch, seit über ihn als denkendes Wesen berichtet wird, versucht, mit unterschiedlichen Mitteln auf die Grundphänomene des Hierseins zum Tode Fragen zu stellen und sie zu beantworten.

2. Die Kunst entsteht dort, wo Fragen entstehen.

3. Ein Kunstwerk ist entweder als Frage- oder/und als Antwortversuch zu interpretieren.

4. Es kann sein, daß der Mensch fähig ist, richtige Fragen zu stellen.

5. Es kann sein, daß der Mensch unfähig ist, richtige Fragen zu stellen.

6. Es kann sein, daß der Mensch fähig ist, auf richtige/unrichtige Fragen richtige Antworten zu geben.

7. Es kann sein, daß der Mensch unfähig ist, auf richtige/unrichtige Fragen richtige Antworten zu geben.

8. Hinsichtlich dem in der Kulturgeschichte Gefragten und Geantworteten ist es jedoch absolut belanglos, ob wir die Punkte 4-7 bejahen oder negieren. Es ist nämlich eine Tatsache, daß der Mensch bis heute keine, mit den Grundphänomenen des Hierseins zum Tode identischen/den Grundphänomenen des Hierseins zum Tode entsprechenden Antworten geben konnte.

9. Von dieser Erkenntnis ausgehend, kann man geistige Kreaturen/Ge bilde/Geburten für tot erklären.

10. Der Mensch als denkendes Wesen wird aber weiterhin/trotzdem/unabhängig davon (etc.) versuchen, mit unterschiedlichen Mitteln nach den Grundphänomenen des Hierseins zum Tode zu fragen und sie zu beantworten, weil er triebhaft gezwungen ist, es mit den geistigen Kreaturen/Gebilden/Geburten - lebendig oder tot - tagtäglich zu treiben.

11. So gesehen sind die sog. künstlerischen, schriftstellerischen (etc.) Tätigkeiten als eine Erscheinungsform geistiger Nekrophilie zu betrachten.

GLOSSAR

geistige Nekrophilie, Bez. für die Neigung zu triebhaften Handlungen an toten geistigen Kreaturen, wie z. B. Wortkadavern, Bild- und Tonleichen u.s.w.  > besondere Überlebenstechniken

Humane Gesellschaft für Geistige Nekrophilie, Abk. HGGN, eine 1989 gegründete Pseudogesellschaft, deren Zielsetzung die Förderung, die Pflege und die Koordinierung der verschiedenen Äuße-rungsformen geistiger Nekrophilie ist.

Edition Nekrophil, Forum für interdisziplinäre Kunst.

Verlag IL, früher Verlag Irodalmi Levelek, eine humanitäre Einrichtung der Überlebensfreude durch Selbstbefr(i)e(d)i(g)ung, Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung.

Äußerungsformen der geistigen Nekrophilie, in den gegebenen Augenblicken spontan oder vorsätzlich stattgefundene geistige Absonderungen durch den Druck der während des bewußten oder unbewußten Gedankenprozesses aufgestauten Erfahrungen, Einsichten, Erkenntnisse über das > Hiersein zum Tode > Pollution (3)

Installationspartie, drei- oder mehrdimensionale Projizierung der während der Bewanderung der freien oder/und weniger freien Wege des Assoziationsfeldes eines angegebenen Begriffes gesammelten Ansichts-Bilder.

geistiges Bizarrkabinett, ein künstlerischer Befreiungsversuch der in Menschen festgesetzten Dämonen/Bestien.

Hiersein zum Tode, Bez. für das Lebensgefühl, in dem der Tod als organischer Teil des Lebens durch die schöpferische/zerstörerische vor- und rückwärtsgerichtete Strahlung des Nichtseins bewußt/unbewußt wahrgenommen wird > Martin H.

HGGN, Köln, 1989

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