PERFORMANCE ART NRW - 1997
KÜNSTLER

BLACK MARKET International /EU

Jürgen Fritz /D, Norbert Klassen /CH, Alastair MacLennan /N.IRL, Boris Nieslony /D
Jacques van Poppel /NL, Nigel Rolfe /IRL, Roi Vaara /SF, Zbigniew Warpechowski /PL

BLACK - MARKET International ist ein offenes System der Begegnung. Zwei oder mehrere Personen begegnen sich ohne Gruppenbildung, ohne Vorlage oder erarbeitete Themen. Die charakteristische Präsenz einer Person und ihrer Handlungsweise ist Ursache der Begegnung. Während der Performance treffen bis zu acht prägnante Menschentypen aufeinander. Der Eine versteht seinen Gestus als rituelle Initiation, er erzeugt psychische Handlungsbilder. Ein Anderer ist so etwas wie ein kontrapunktischer Kritiker. Als Narr wird er die initiatorischen Handlungen des Einen verstärken, karikieren, negieren oder ad absurdum führen. Ein Nächster verlangsamt die Zeit und verändert so die Aufmerksamkeit des Betrachters.
Das immaterielle Zentrum in jeder dieser Begegnungen ist das Wissen über den Ton, die Temperatur, die Frequenz, die Nähe und Ferne, sind all die unaussprechlichen Dinge des Herzens.

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 14. März, Sa.15. März 1997, 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 16. März 1997, 20 Uhr
Köln - Trinitatis-Kirche, Mi. 19. März 1997, 20 Uhr

Esther Ferrer Paris /F

Wie keine andere Künstlerin setzt Esther Ferrer Grundphänomene der menschlichen Erkenntnis um. Zum Beispiel das Phänomen Zeit. Wenn sie mit sparsamsten Mitteln die erste Minute einer Performance zelebriert und dann die zweite, die dritte, und dem aufmerksamen Publikum deutlich wird, daß bereits sieben oder acht Minuten vergangen sind, wird die Zeit bewußt.
Esther Ferrer übernahm eine Schlüsselrolle, als sie 1964 der Gruppe Zaj (Walter Marchetti und Juan Hidalgo) beitrat und eine Verbindung zwischen Neuer Musik und Conceptual Art herstellte.
Für mich kann der Ausgangspunkt einer Per-formance ein Satz sein z.B.: Wieviel Uhr ist es? Im allgemeinen benutze ich arme Mittel. Gegenstände, auch technische Mittel, verwende ich in einfachster Weise: Die Struktur der Arbeit soll lesbar bleiben."

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 18. April, 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 20. April, 20 Uhr
Köln - Kunstfabrik - Tor 1, Do. 24. April, 20 Uhr
Bonn - Frauenmuseum, Sa. 26. April, 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 27. April, 20 Uhr

János Szirtes & László felugossy /H

Die ungarische Performance-Szene hat neben der literarischen Wurzel, die mit dem Namen Miklos Erdély verbunden ist, einen weiteren, sehr anarchischen Ursprung. János Szirtes gehört einer Künst-lergeneration an, die in den Kunstakademien der siebziger Jahre Kunst, Leben und Rockmusik verbanden.

In den Performances werden Zitate aus den Berei-chen des Theaters, des Happenings, der bildenden Kunst und der Rockmusik gleichwertig verwendet. Das Zelebrieren einer Lebenslust, die sich nicht an die visuellen Normen hält, und das Erweitern aller Möglichkeiten stehen im Vordergrund.

János Szirtes war einer der Wegbereiter in Ungarn und gehört heute zu den aktivsten Grenzgängern zwischen den Stilen. Seit 1983 arbeitet er mit László feLugossy zusammen, auch er ein Grenzgänger zwischen Rockmusik (er hat heute noch seine eigene Gruppe), bildender Kunst und szenischen Collagen, die auf das absurde Theater der Surrealisten oder auf Alfred Jarry hinweisen.

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 18. April, 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 20. April, 20 Uhr
Köln - Kunstfabrik - Tor 1, Do. 24. April, 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 27. April, 20 Uhr

Charles Dreyfus Paris /F

Die romanische Tradition der Performance in den Ländern Italien, Spanien, Portugal und auch Frankreich greift zurück auf das Wort. Das Wort" kann Laut, Geste und Objekt sein, immer ist die poetische Aussage oszillierend. Sie bewegt sich zwischen sophistischen Gesten und sprachphilosophischen Exzessen, bloßen Sprachhülsen und umgangssprachlichen Mißgebilden.
Die Worte werden in Bewegung gesetzt und sie setzen in Bewegung, sie springen in Taschen und Kisten, sie rollen auf Wagen, springen, hüpfen oder stehen in vollkommener Ruhe in der Ecke. Sie kommen aus der Badewanne und stellen, zwischen die Beine geklemmt, einen Lautsprecher dar. Wörter wissen, was sie benötigen, und Charles Dreyfus steht in ihren Diensten.

Köln - Moltkerei Werkstatt, Do. 22. Mai, 20 Uhr
Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 23. Mai, 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 25. Mai, 20 Uhr
Dortmund - Künstlerhaus, Fr. 30. Mai, 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 1. Juni, 20 Uhr

Monika Günther /D & Ruedi Schill /CH

"Alle Performances von Monika Günther und Ruedi Schill, einzeln und im Team, zeichnen sich dadurch aus, daß sie gerade mit Hilfe einfachster monoton ritueller Handlungen und reduziertestem Materialeinsatz eine Vielzahl an Gefühls- und Deutungsebenen miteinander verweben. Dabei geht es weniger um Entschlüsselung, um intellektuelle Deutung und Verarbeitung des Symbolgehalts der dargestellten Bilder, als vielmehr darum, ein weitgefächertes Assoziationsfeld und unmittelbare Gefühlserlebnisse, Projektionen, Stimmungen zu erzeugen. Ein Ansinnen, das sich nicht im nachhinein durch Sprache, Foto- oder Videodokumentationen erschließt, sondern der Anwesenheit bedarf: Die Atmosphäre des Aufführungsortes und die körperliche Präsenz der beiden Akteure finden ihre Entsprechung in der Unmittelbarkeit des Sehens und des Mitvollzugs ihres Agierens durch die Zuschauer. Die realen Bildfolgen, die sie durch sorgfältig vorbereitete Choreographie in oft physisch anstrengender Tätigkeit erzeugen, formen weniger eine Geschichte als vielmehr Sinnbilder von existentiellen Bedingungen - je strenger, sachlicher der Handlungsablauf, je eindringlicher und poetischer die Ausstrahlung." (Claudia Heinrich)

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 13. Juni, 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 15. Juni, 20 Uhr
Köln - Moltkerei Werkstatt, Do. 19. Juni, 20 Uhr
Dortmund - Künstlerhaus, Fr. 20. Juni, 20 Uhr
Bonn - Frauenmuseum, Sa. 21. Juni, 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 22. Juni, 20 Uhr

Larry Miller New York /USA

Wider Erwarten hat sich Fluxus in die Kunstgeschichte eingeschrieben und es ist bemerkenswert, daß im Jahre 1997 noch immer darüber gesprochen wird. Die großen Pro-tagonisten sind in Ehren alt geworden, einige haben jeden Kontakt zum Kunstmarkt verloren oder sind bereits mehr oder weniger still hinweggeschieden.

Larry Miller lebt. Er lebt in New York als einer der jüngsten aus dem Schoß der nicht allzu großen Fluxus-Familie. Er ist mit ihnen aufgetreten und hat ihr Erbe übernommen. Nur, was heißt: Erbe? Eine Art Geisteshaltung des Zen mit den Mitteln des Entertainment? Die Mönche des Unsinns aus dem Vaudeville?

Getragen von den Erfahrungen der Art-Performance, die in Kalifornien um 1970 entstand, und dem professionellen Entertainment des amerikanischen Expanded Theatre sind die überreich ausgestatteten Fluxus-Stücke von Larry Miller abendfüllend.

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 19. Sept., 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 21. Sept., 20 Uhr
Köln - Trinitatis-Kirche, Di. 23. Sept., 20 Uhr
Dortmund - Künstlerhaus, Do. 25. Sept., 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 28. Sept., 20 Uhr

INFuG /D
Fridolin Kleuderlein, Bernhard Kümmelmann, Hubert Sowa

"Was ist INFuG, das sich lapidar DAS INSTITUT nennt? Löst man die Abkürzung auf, meint dies Institut für Untersuchungen von Grenzzuständen ästhetischer Systeme. Ich denke, wir müssen auf einen Buchstaben der Abkürzung besonders achten: auf das kleine u. Dies kleine u nämlich liegt quer zu unserer orthographischen Erwartung, steht es doch für Untersuchungen. Diese Untersuchungen sollen ein Fug, also ein Passendes, ein Angemessenes sein in der Welt des Schöpferischen. Wem gegenüber? Gegenüber der seit 3000 Jahren geübten Produktiv-Kunst, gegenüber der seit der Moderne sich überstürzenden Bildproduktion, die am Ende das Bild und am Ende den Gedanken vernichtet. INFuG ist also der Fug gegen Unfug. INFuG steht gegen ein Arbeitsethos künstlerischer Hyper-Produktion, es steht für eine reduzierte, beziehungsweise für eine Nicht-Produktion.

INFuG ist nicht nur ein Fug, INFuG ist auch eine Fuge. Es ist die Fuge zwischen Bild und Gedanken, die Membran zwischen Bild und Gedanken, oder, um die Terminologie des INSTITUTS zu benutzen, es ist die Fuge zwischen A-Kunst und B-Kunst."  (Dieter Wuttke)

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 17. Okt., 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 19. Okt., 20 Uhr
Köln - Moltkerei Werkstatt, Do. 23. Okt., 20 Uhr
Dortmund - Künstlerhaus, Fr. 24. Okt., 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 26. Okt., 20 Uhr

Elvira Santamaria /Mexico

Indianisch-rituelle Elemente verbindet Elvira Santamaria in ihrer Arbeit mit den politischen Themen der Geschichte Mexikos und der Vereinigten Staaten von Amerika. Eine wechselvolle Geschichte voller Spannungen und Konflikte, die die beiden Staaten, zur Bruderschaft gezwungen, nur schwer bewältigen können. Ein politisches Thema, das in der Kunst, insbesondere in der Art-Performance zum Tragen kommt.
Als strenges und bild-sprachlich verbindendes Element setzt Elvira Santamaria Methoden der konzeptuellen Technik ein.

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 14. Nov., 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 16. Nov., 20 Uhr
Köln - Kunstfabrik Tor 1, Do. 20. Nov., 20 Uhr
Dortmund - Künstlerhaus, Fr. 21. Nov., 20 Uhr
Bonn - Frauenmuseum, Sa. 22. Nov., 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 23. Nov., 20 Uhr

André Stitt London /GB

In Belfast, der Stadt, in der ich geboren wurde, war Krieg auf den Straßen, es war Krieg in den Häusern und in meinem Haus, und es war Krieg zwischen den Mitgliedern meiner Familie, und dieses brachte den Krieg sehr tief in mich hinein und der war und ist nun in mir.

In den Performances geht André Stitt mit extremen Mitteln in seine Psyche. Manchmal ist er außer sich, da sucht und findet er die Dinge, die in ihn gelegt wurden, um sie zu heben, zu bergen, um sie zu leben und für das Leben zu ändern.

Essen - Maschinenhaus Zeche Carl, Fr. 14. Nov., 20 Uhr
Düsseldorf - Kunstraum, So. 16. Nov., 20 Uhr
Köln - Kunstfabrik Tor 1, Do. 20. Nov., 20 Uhr
Dortmund - Künstlerhaus, Fr. 21. Nov., 20 Uhr
Solingen - Kulturzentrum Cobra, So. 23. Nov., 20 Uhr

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