Vorgeschichte, Anläße und Fakten zu einer

"  KUNST DER BEGEGNUNG  "

(Performance als Bild gesellschaftsbildender Vorgänge und Handlungen - Die Geste)

1979 drehten sich meine Gedanken um einige Aussagen und Erlebnisse, die wesentlich wurden für die Aktivitäten, die bis heute wirken und die mich zu der Kunst der Begegnung führte.
 
Antonin Artaud spricht im Alchemistischen Theater sinngemäß: ...daß sich die Prinzipien so verhalten wie Delphine im Meer, sie tauchen auf, zeigen sich kurz, um wieder in der Tiefe zu entschwinden. (Für mich die reinste Definition von Performance)

Georg Brecht, Robert Fillou: Wenn du etwas wissen willst verbringe deine Zeit mit Jemandem der etwas weis
Martin Buber: Die Bücher "Ich und Du" und "Der Balschem"
Der Gedanke, vielleicht auch Idee: Das nichts auf der Welt von einem Menschen allein erfunden oder gefunden oder erschaffen wird, dieser Gedanke, der sich aus der Beschäftigung mit Alchemie und buddhistischen Theorien entwickelte, war und ist die Gravitation aller Aktivitäten.
Ich begegnete dem Fluxus, die Buschmänner sprechen von dem Traum, der mich träumt.

1979 im November und Dezember, organisierte ich die Serie von Ausstellungen, Installationen, Konzerte und Performances mit dem Titel Zwei Monate experimentelles Arbeiten. Einen genauen Blick richtete ich auf die Formen der Kooperation, dem Verhalten der Paare, dem Verhalten verschiedener Gruppen und andere Möglichkeiten der Interaktion.
Die Fragen, die ich mir stellte, waren diese: Wie sehen Formen der Einladung aus, wie sehen Rahmenbedingungen (padeluun & Rena Tangens) aus, die die Begegnung nicht hierarchisiert und sie in Beziehungskonflikte, Abhängigkeiten oder Gruppenprozesse fallen läßt sondern sie zu Bildern führt. (Das Klima ist das Bild)
Welche Bilder sind wirklich interaktive Bilder. Was ist die wirkliche Grundlage der Performance die sich als Bild zeigt, die Bild ist, und wie unterscheidet sie sich von täglichen und alltäglichen Handlungen. (Projekt Allotropie des Alltags)

1978 - traf ich die Gruppe minus delta t, Mike Hentz + Karel Dudeseck
1979 - lernte ich die monatlichen Lifeprojekte der Kunoldtstr. 34 kennen, organisiert von J.O.Olbrich
Kees Mol trat in mein Leben.
1980 - zog ich in den Austellungsraum und damit verband ich Leben und Kunst (Allotropie des Alltags) und ich begegnete Carola Riess. Sie gründete das Projekt Gästehaus in dem Ausstellungsraum der in dem Künstlerhaus Hamburg war. Engelmann lebte drei Monate mit mir und wie entwarfen die Konzepte für das Konzil, für das Nomadisieren, Emigrationsstücke u.a.
1980 - initiierte Reindeer Werk ihre Performance Prediction in Hamburg und Hannover
Tordoir Narciss erzählte mir die Geschichte von Todays Place in Antwerpen.
Die Begegnung mit Jacques van Poppel
1981- entstanden Life-Situationen zwischen 10 und 30 Tagen. Mit dem Künstlerhaus Stuttgart organisierte ich
im September Das Konzil. In einer Life-Situation waren ca 70 Personen (40 geladene Gäste) über 30 Tage an einem dafür entworfenen Tisch miteinander konfrontiert. Die Wahl der Gäste bezog sich auf Personen, die ich in den letzten 3 Jahren durch meine Projekte und die Ausstellungstätigkeit in meinem Kleinen Ausstellungsraum Hamburg kennengelernt habe. Entscheidende Einflüße auf die Werkzeug-Gruppe hatten u.a. Harrie de Kroon, Mike Hentz, Jacques van Poppel, Franklin Aalders, Firma Bender &Nern,....
Die Werkzeuggruppe war ein offenes, nomadisierendes und chaotisches Performance-System.
Parallel dazu die Panoramagruppe (ebenso nomadiesierende Performances), die Stil-Gruppe (Gesprächs- und Vortragsperformances) und offene Gruppen wie Quasi mythische Orte die Performance-Reisen organisierten, die u.a. in die Kanalisation von Stuttgart, zu dem Hochsicherheitstrakt Stammheim oder auf die Autobahn in den täglichen Stau bei Kirchheim/Teck führten.

In diesem Rahmen fällt die Entscheidung, das Material das angefallen ist, nicht durch einen Katalog zu dokumentieren, sondern in einer transportablen Form von Begegnung zu Begegnung, von Projekt zu Projekt verfügbar zu machen und dadurch auch zu erweitern. Die Form bekommt den Name " Schwarze Lade "

1982 - organisierte ich im Mai die Fortführung des Konzils in einer 30tägigen Veranstaltung. 10 Tage im Künstlerhaus Hamburg, Kleiner Ausstellungsraum, ebenso dort, die 10 Tage Klausur und dann mit Marina Kern und dem Theater Dankerrt eine offene Lifesituation mit zwei Übersee-Containern auf der Straße und Veranstaltungen
im Theaterraum. Erste Idee eines Netzwerk für Performance-Art wurden diskutiert.
Im gleichen Jahr wurde die Schwarze Lade des Konzils zum erstenmal veröffentlicht. Diese Skulptur des öffentlichen Interesses beherbergt drei Bereiche (Stand 1997)
a - Informationen über alternative Künstlerräume, Projekte mit gesellschaftsbildenden Ausrichtungen, Projekte mit interaktiven und netzwerkbildenden Ideen, etc.
b - Materialien als Ideenbank, Begriffsschmiede, Bilder und Objekte, die zur freien Handlungs/Verfügung stehen und an denen und mit denen interaktiv gearbeitet wird.
c - Das Performance-Archiv mit ca 400 Dossiers, Literatur, Katalogen, Presse, Reviewse, Videos, Photos etc.
1983 - gebe ich den Ausstellungsraum auf, um beweglicher zu werden. Mit Firma Bender &Nern, Marina Kern, Kyoko Shimono und Bernhard Schwarz gründen wir Projektkunst e.V.  Wichtigstiger Versuch ist die Installation
der MOBICOBU, eine mobile Container-Anlage, als mobile Lifesituation, zu versetzen nach jeweiligen Projektvorhaben.
Gründung der Die Stifter, die im Herbst das Projekt Das Fest in Köln organisieren
1984 - Begegnung mit Norbert Klassen, mit Zbigniew Warpechowski
Seit 1984 immer wieder interaktive Projekte mit wechselnden Personen mit wechselnden Interventionen.
Die Idee einer offenen Gruppe wächst. Ich denke an 7 Personen. Diese Association soll solider als die verschiedenen Gruppierungen vorher sein und trotzdem den interaktiven Moment der immer wieder neuen Begegnung haben.Vier Performer sind mir jetzt schon klar, mit denen ich in die "Begegnung" gehen möchte.
1985 - Begegnung mit der Theatergruppe That und dem philosophischem Performanceprogramm der Aufmerksamkeitsschule des Zygmunt PioTrowski. Begegnung mit Tomas Ruller, den ich zu einer gemeinsamen Performance einlade und mit Jürgen Fritz. Nun sind wir sieben.
Im Disput mit Zygmunt PioTrowski finden wir den Namen Black Market für diese Form  der Treffen. Der Name soll nicht für eine Gruppe stehen, sondern für das Prinzip.
1986 - organisiere ich die erste Folge der Black Market Ereignisse
1986 - gründe ich die Performance Association ASA, deren Struktur polar zu Black Market ist und wie Black Market auf einer Idee des Konzils baut, dem Service. Erste Veröffentlichung von ASA in Bologna, anläßlich des Festivals NO WALL.  Erste Gastgeber mit mir waren padeluun, Rena Tangens, Raoul Marek, Peter Meier, Ute Meta Bauer.
1987 - ASA und Black Market werden zur Documenta 8 -Teilnahme geladen.
1990 - ASA-European wird gegründet. ASA-European organisiert verschiedenste Performancetreffen und Veranstaltungen. ASA definiert sich als Software (siehe eigene Biographie).
1990/1991 - Veränderung von Black Market. Durch Abgänge von Zygmunt PioTrowski (1988) und Tomas Ruller (1990) und Zugänge  Roi Vaara (1988), Nigel Rolfe (1989) und Alastair MacLennan (1990). Neuer Name: BLACK MARKET International. Kooperationen und Begegnungen u.a. mit Neue Horizonte und verschiedenen Gästen.
1993 - BLACK MARKET International lädt 15 internationale Künstler zu dem Performance-Stück Empedokles
im Beiprogramm der Dokumenta 9. ASA organisiert einen 100tägigen Service, Quantenpool Köln, mit Peter Farkas, Bernd v.d.Brincken, Van Gogh TV und 3Sat u.a.
1995 - initiiere ich die Gründung der Permanenten Performance-Konferenz. Verbindung von Theorie und Praxis als Performance. Seit Gründung 3 Konferenzen in Köln ,
1997 - Performatrix in Hamburg durch Wüstenfeld/Werner/Schröder und  PC 5 in Bangkok.
1998 - die sechste Performance Konferenz kommt über den Planungsrahmen nicht hinaus . Als Ersatzveranstaltung steht " Ohne Strom ", ein kleines Festival, organisiert von B.B.B.Johannes Deimling und Johan Lorbeer.
1999 - wurde die 7te Performance Konferenz in Glarus/CH durch Brigitte Berard +  Mileva Josipovic und ASA-European organisiert.
Im gleichen Zeitraum zeigt sich die mögliche Struktur des Performance Netzwerk / CH durch eine Reihe von Veranstaltungen.
Im Rahmen des Black  Market International " networking meeting " findet die 8te Performance Art Konferenz statt, organisiert von ASA-European - Frankfurt, Christine Biehler und weitere Organisatoren aus Frankfurt und  Offenbach
2000 - war die Neunte Performance Art Konferenz durch Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister, Elke Schmid und Tilo Schwarz organisiert.

Boris Nieslony


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