Jedes Ding und jede Handlung sind bereits Interpretationen. ..................................................................................F. Nietzsche

 

Die Kunst der Handlung / Sichten
Jede Handlung ist strikt singulär. 

Der Unterschied zwischen erfolgsorientierten und verständigungsorientierten Handlungen ist entscheidend.

Wieviel Realität erträgt die Handlung ?
00 - Situation / Kontext / 11 - soziale Politik / politische Weltanschaung / 22 - Ereignis / Entertainment / Sport / Show /
01 - Atmosphäre / Rahmen / 12 - Ethik / Ästhetik / 23 - Macht / Politik / Institutionen /
02 - Offenes System / Konzept / 13 - Identität / Intensität / 24 - Zeichensystem / Struktur / Konfiguration/
03 - Experiment / Service / 14 - Existenz / LKW / Autor / 25 - Architektur / Ort / Raum / Akustik
04 - Referenz / Gesetz / Kulturelle Produktion / 15 - Sprache / Oralität / Akustik / Performanz / 26 - Bewegung / Zeit / Tanz / Inszenierung /
05 - Methode / Innovation / 16 - Beobachtung / Erkenntnis / Wirkung / 27 - Prozeß / Film /
06 - Transport / Geste / 17 - Spiel / Maschine / ~ / Spiel / Karneval / Kleinkunst / 28 - Pragmatik / Diskurs / Rolle / Symbol

07 - Kommunikation / Medien / Vermittlung /

18 - Bild / Produkt / Werk / Akt 29 - Soziale Rituale / Ethnologie / Anthropo.
08 - Leibsicht / Körpersicht / Leistung / 19 - Repräsentation / Lager / Material / Ausstellung / 30 - Magie / Therapie / Ritual
09 - Alltag / Übersetzung / 20 - Sammlung / Material / Historie / totale Installation / 31 - Mythologie /Erinnerung /Gedächtnisraum
10 - Psychophysik / Setzung / Kognition / Handlung / 21 - Leistung / Markt / Ökonomie / Kosten / 32 - Philosophie / Theater /


Ein Mongolenschamane sagte,
dass ein Stein, der aus dem Boden gegraben werde, sich darüber jahrelang nicht beruhigen könne.
 

 
00 - als Situation, Kontext als kulturtheoretisches   kulturbildendes, das Situative
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Handeln beginnt, wie die Kunst nicht mit dem Beobachten der Natur oder gesellschaftlicher Verhältnisse und dem Bestreben diese nachzubilden, sie beginnt damit, Mindestschemata und –modell zu konstruieren, die dann langsam unter der Berücksichtigung von Reaktionen der Teilnehmenden so lange modifiziert werden, bis sie dem gewünschten Resultat entsprechen. 

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Im Blick auf die fundamentalen Fragen unserer Existenz verfängt sich die Vernunft unvermeidlich in Antinomien: Entgegengesetzte, einander ausschließende Thesen.  Für Kant lag der Ausweg in der“praktischen Vernunft“: Im Vollzug einer ethischen Handlung löse ich die Antinomie in der Praxis auf und demonstriere meinen freien Willen.

Dabei wäre es die erste Aufgabe der Kulturwissenschaften, jene historistische erkenntnistheoretische Indifferenz zu überwinden und die Fähigkeit wiederzuerlangen, den Schock einer Antinomie zu erfahren.  Kurz: Was wir brauchen, sind Kulturwissenschaften, welche die Fähigkeit wiederauferstehen lassen, die großen,  naiven Fragen zu stellen.

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Kultur bezeichnet das System der Werte, Symbole und Einstellungen, die sozialen und politischen Organisationsformen und Handlungsweisen Sinn geben.

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Für die „aufgeklärte“ Sichtweise Habermas’ sind die philosophischen Systeme „Weltbilder“, d. h. kulturelle Deutungsmuster, die das Hintergrundwissen sozialer Gruppen spiegeln und handlungsorientierende Funktion haben. 

In der These von der „Kolonialisierung der Lebenswelt“ heißt „Kritik“: Kennzeichnung und Zurückweisung der Tendenz, den Bereich verständigungsorientierten Handelns nach technologischen Systemimperativen zu strukturieren. 

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Damit gilt es, von einem durch und durch transparenten Handlungs- und Situationsverständnis Abschied zu nehmen. Subjektives Verhalten gleicht eher einem »Gewebe« (tissu), in dem sprachliche und leibliche, eigene und fremde Vollzüge ständig ineinandergreifen. Verbindlichkeiten bringt die konkrete Praxis selbst hervor, »indem sie bereits fungierende Regeln übernimmt und aufgrund des Überschusses an kontextgebundener und damit situativ-historischer Unregelhaftigkeit modifiziert.

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„Kulturanthropologie“.  Mary Douglas beschreibt „Kultur in Aktion“.  Dabei geht es ihr nicht um die Erforschung der Kulturen exotischer Stämme, sondern um die unserer eigenen Gegenwart. 

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1 - als Situative Produktion, Atmosphäre als Rahmen, Kontext   

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Jede Handlung erhält Bildqualität, wenn sie im Zustand des Auslieferns geschieht. 

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Als Aktion ist das Handeln primär narzistisch. Der Mensch ist im Grunde ein Handelnder - die skandalöse Kontingenz des Bedeutungslosen: wir sind nicht gemeint. Handeln heißt Tatsachen schaffen, eine Welt realisieren, werte begründen ohne Relationen. Suspendierung von Ethik (?) Vita Activa. Verschiedene Typen des Handelns: Anfangen, Praktiken, Taktiken, Strategien, Infamie, poetisches Handeln, symbolisch

Das Handeln nicht aus Wissen oder als "Können" sondern aus der Intention (Fähigkeit, Gabe, Haltung) geschieht.

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Handlungskompetenz. Man kennzeichnet damit eine Wissensbasis, die man sich als ein nichtformuliertes Handlungswissen vorstellen muß, und man verbindet damit den Gedanken der Erzeugung von Handlung aus der Wissensbasis heraus, wobei der Schluß naheliegend ist, auch hier anzunehmen, daß aus einer beschränkten Anzahl von Regeln des Handelns die unendlich vielfältigen "Oberflächenstrukturen“ des Handelns erzeugt werden können. 

Der Hauptmechanismus ist dabei derjenige der rekursiven Einbettung von gegebenen Strukturen in übergreifende syntaktische Strukturen.

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Strategien des Handelns“ Die beiden zentralen Begriffe des Werkes sind „der Plan“ und „das Bild“. Handeln ist ein geplantes und strukturiertes Gefüge von zielgerichteten Operationen; Pläne sind Handlungsentwürfe. Sie steuern die Ausführung der Handlung und koordinieren ihre hintereinander und gleichzeitig vollzogenen Teilschritte. Operationen sind auf Endzustände ausgerichtet. die noch nicht verwirklicht sind. (MILLER, GALANTER & PRIBRAMS )
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DIE WELT ALS PERFORMATIVE HANDLUNG Der herbeigeredete Krieg. Die inszenierte Bedrohung. Der den Sachverhalt des Vergnüglichen erst begründende Event: Ereignisse mit Worten herbeizuführen, gelingt nicht allein durch die perfekte Inszenierung des performativen Akts. Erst der Kontext - die Geschichte, die Kultur, die Machtinstitutionen, das Rechtssystem - auf den er sich bezieht, verleiht ihm die notwendige Autorität. Die Welt als Text und Bild weicht der Welt als Inszenierung. DIE PERFORMATIVE WENDE Nach der medialen Konstruktion der Wirklichkeit beobachten wir, von der amerikanischen Außenpolitik bis hin zur europäischen Innenpolitik, zunehmend die Tendenz, durch bloße Sprechakte Wirklichkeiten herzustellen oder zul egitimieren. Statt medialer Inszenierung oder Diskursführung werden diese ersetzt oder mißbraucht für eigenmächtige Handlungen oder blinden Vollzug. Ein performativer turn . 

2 - als offenes System,  als Konzept, Manifeste als Entgrenzung
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Die menschlichen Handlungen sind frei, d.h. sie erfolgen ohne irgendein Gefühl der Nötigung aus dem eigenen Willen des Handelnden, sie sind notwendig, d.h. es besteht eine konstante, und zwar in bezug auf die zugrunde liegenden Verhältnisse vollkommen konstante Verbindung zwischen den Akten des Willens und den Beweggründen, Umständen und Charakteren der Handelnden. (Mauthner) 

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Die Intelligenz dekomponiert oder analysiert - d. h., sie zerlegt in Teile.  Sie konstruiert oder synthetisiert - d. h., sie baut aus Teilen auf.  Sie kombiniert und verlagert, sie schafft neue Beziehungen zwischen den Gedanken - d. h., sie setzt Teile in veränderter Anordnung zusammen.  Und sie komplettiert oder ergänzt - d. h., sie erweitert die wirkliche Erfahrung zu einer gedachten Erfahrung (A. Gehlen)

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Schon im Greifen, mehr noch im Zeigen legen wir eine Welt aus, reagieren nicht einfach auf eine vermeintliche "ursprüngliche" Vorgegebenheit. Doch ist dies eine Transzendenz im Vollzug, unthematisch fungierend, aber gleichwohl möglicher Gegenstand sprachlich-prädikativer Bestimmung. Hierzu müssen wir uns vom Vollzug losreißen und in "existenzialer Epoche" darüber nachdenken, sprechen.

Im Dialog nun, sofern sich dieser nicht auf einen Informationsaustausch reduziert, erfährt sich das Ich "verwickelt". (Rudolf Süsske)

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Mit Nietzsche diskutiert Figal eine über die Kunst hinausgehende, „entgrenzte Ästhetik“ der Lebenserfahrung.  In Frage stellen möchte er die Avantgarde, deren „eigentümliche Aporie“ Nietzsche bereits empfunden habe: daß sie sich auf das Leben insgesamt richte und doch wieder in Werken manifestiere.  Aus der von Nietzsche aufgerufenen „eigentlichen Modernität“ als Sinn für die Nuance, die mit dem Typus streitet, entwickelt Figal einen Begriff des Ästhetischen als „Verbindlichkeit des Kontingenten“.  So habe Nietzsche Sinnzusammenhänge als „Artefakte“ auslegen können, die in ihrer Wandelbarkeit dennoch verpflichtend sind.  Von hier aus schlägt Figal schließlich eine Brücke zu Joseph Beuys, der das Zwischenmenschliche als „soziale Plastik“ charakterisierte.  Zu Unrecht wirft Figal freilich Beuys eine „parasitäre“ Haltung gegenüber einer Kunst vor, „die sich in durchgestalteten Werken manifestiert“, wenn er meint, die „Relikte Beuysscher Aktionen“ befänden sich nur deshalb im Museum, weil sie wie Skulpturen Rodins behandelt würden.  Damit bleibt nämlich das eigentliche Argument ungenannt: Nur weil die Gegenstände metaphorisch aufgeladen sind und plastisches Potential haben, macht es überhaupt Sinn, mit ihnen als Kunstobjekten umzugehen.

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Weshalb passiert es uns als Handelnden immer wieder, dass die beste Absicht in ungeplanten, gar schlechten Folgen endet? Zu klären also sind «paradoxe» Handlungssituationen. Zur besseren Orientierung wird, man darf es von einem Philosophen erwarten, das komplexe Phänomen in Unterbereiche aufgeteilt. Zu berichten ist demnach von Paradoxien des Glücks und der Freiheit, des Weiteren von Paradoxien der Gleichheit und der Gerechtigkeit, schliesslich von Paradoxien der Rationalität. Der Leser, auch er ein Glückssucher, wird sich wohl zunächst in das erste Kapitel vertiefen. Hier folgen Klärungen: Gerne lassen wir alltagssprachlich im Ungenauen, wo denn die Zufriedenheit endet und wo das Glück beginnt. Meist sogar nennen wir jene «glücklich», die eigentlich nur zufrieden sind. Aus dieser hermeneutischen Kurzsichtigkeit können folgenschwere Irrtümer entstehen. Denn — so müsste man das Kapitel wohl zusammenfassen — es gibt bislang noch keine Grenznutzentheorie des Glücks; das Glück ist mehr als eine «Gesamtheit von positiven Gefühlen, die man künstlich oder technisch erzeugen kann». Das menschliche Glück selbst sei «in der Tat höchst paradox». Zufriedenheit kann erstrebt werden, Glück hingegen stellt sich ein. Um Enttäuschungen zu vermeiden, lohne es sich, hier genau zu sein.  Thomas Gil: Paradoxien des Handelns. Berlin-Verlag, Arno Spitz GmbH

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Die Geschwindigkeit meines Denkens geht mit meinem Verzicht auf Handeln einher. Ich eile in die Ferne, zum Schlimmsten, zur Grenze, zum Unvorhergesehenen. Welche Tat vermöchte mir zu Folgen ? (Paul Valery)
3 - als Experiment, Interdisziplinarität,  als Service, Projekt 
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1_anStehen:Ohne.Ende

2_abGehen:Und.das.weiter.aIs.erwartet

3_durchWaten:Ist.besser.als.Drüberschauen

4_geFahren:Ohne.ZieI.und.viel.erreichen

5_inSein:Im.unvollendeten.Ganzen

6_teilNehmen:Vereinzelt.Originale

7_stoffGeben:Verdichtet.QuaIität

8_verDingen:Verleiht.dem.Mythos.ein.Gesicht

9_anMachen:Betimmt.gute.Gestaltung

Philipp Meier ist Clubkurator, Metastratkultur 2001.  Eine Einführung in 9 Punkten

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Die grundsätzliche Aufgabenstellung des Seminars sieht eine analytische Durchdringung von Interaktionssituationen in 'extremen' Formen, wie sie sich in der sogenannten 'Aktionskunst' (Happening, Performance) findet und Körperlichkeit, Gewalt und personaler Entzug in nicht selten abstoßender Weise thematisiert, vor. Dabei soll die Systemtheorie nicht den einzigen aber relevanten theoretischen Zugang ermöglichen. Das schließt eine fruchtbare Wechselwirkung der systemtheoretischen mit kunstwissenschaftlichen Verfahren und Erkenntnissen mehr als nur mit ein. Dieser interdisziplinär-methodische Aspekt ist - neben der Erforschung der 'extremen Interaktion' bzw. Aktionskunst - ein wichtiger erkenntnistheoretischer Schauplatz des Seminars.
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4 - als Referenz, kulturelle Produktion  als Gesetz

Die Kunst des Handeln. Dem ästhetischen Input die Intervention, die Vivisektion, die anteilnehmende Intervention, die Wirkung entgegensetzen. Handlung versus Effekt; Anteilnahme versus berechnende Wirkung, 

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Handlungen sind Derivate (abgeleitetes) erster Ordnung, die ohne über Kultur vermittelte Orientierung gar nicht erst zustande kommen. Dem Generellen ist das Besondere nicht mehr anzusehen - Wahrnehmen der Handlung

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die Einschränkungen praktischer Handlungen durch die Hegemonie der isolierten Milieus und ihre Geheimsprachen beschrieben. 

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Auf komplementäre Weise kann die Selbsterforschung Anhaltspunkte zur Ergründung der aus dem Erleben anderer erwachsenden Lebensäußerungen liefern.  Hier haben wir es mit einer Art "hermeneutischem Zirkel" oder besser »Spirale« zu tun, denn mit jedem Schritt wird das Vorangegangene transzendiert. Wir können daher unsere eigenen subjektiven Tiefen ebenso gut durch Introspektion ergründen wie durch die forschende Betrachtung der von anderen zum Ausdruck gebrachten bedeutungsvollen Objektivationen.  Lebensäußerungen können, nach Dilthey, verschiedenen Klassen angehören.  Zum einen gibt es Vorstellungen (Begriffe, Urteile, größere Denkgebilde -, G. S., Bd.  VII, S. 205), die man, da sie ein hohes Maß an Allgemeinheit besitzen. sehr präzise mitteilen kann.  Sie sagen uns aber nichts über das Bewußtsein des besonderen Menschen, der sie zuerst hervorgebracht hat. “Unser Verstehen ist hier genau. aber nicht tief.  Es sagt uns, weiche Vorstellung jemand hat. aber nicht. wie er zu ihr gelangt ist. ” (Hodges. 1952:130) Eine zweite Klasse von Äußerungen ist die der “Handlungen”.  Jede Handlung, so Dilthey, dient einem Zweck, und da zwischen der Handlung und dem Zweck ein regelmäßiger und enger Zusammenhang besteht. kann der Zweck aus der Handlung herausgelesen werden. (V.Turner)

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5 - als Werkzeug, Methoden, als Innovation, Idee, Kritik 
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Keine Verwendung von Werkzeugen mehr, sondern ein Interagieren mit Prozessen.
Handeln als kritisches Instrumentarium
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Man verstand einander jedoch nicht mehr, als man das Bild vom menschlichen Handeln in die Natur hineintrug, als man von Zielen, Absichten, Zwecken der Natur sprach. Aufgabe des Handwerks: Die Identität zu entfernen, daß die Person in rohem Zustand zu sehen ist in ihrem Handeln, als handelnde Person.
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„Handlung ist das Wissen um ein Ziel. Handlung ist Diktion. Aktion der Sprache, Sprache der Aktion.  Handlung ist Geschichte.  Sie ist auch eine Geschichte. 

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Handlungsereignisse sein, der Wille aber ist die Tat selbst, bzw. der logische Aspekt der Handlung, der die Handlung aus dem Bereich der Tatsachen aussondert. Die These, dass Wollen sozusagen dem Tun gleich ist, ist eben die Umdrehung der üblichen Vorstellung, wonach Wollen ein geistiger (seelischer) Vorgang und eine "geistige (seelische) Ursache" von Handlung ist (wobei man Handlungen als eine besondere Art von Ereignissen vorstellt). Man stellt sich Handlungen als psychophysische Ereignisse vor, die man mittels eines inneren Motors antreiben muss. 

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Man muss hier einen Unterschied machen zwischen dem Gebrauch von beliebigen Dingen als Werkzeugen und der Herstellung von Werkzeugen. 

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Zeigehandlung (auch: deiktische Handlung), Bezeichnung für eine zur Deixis (deiktisch). insbes. zur Begleitung einer deiktischen Kennzeichnung oder bei „ hinweisenden Definitionen“ (engl. ostensive definition), also der exemplarischen Bestimmung von Prädikatoren benötigte Geste. Eine Z. darf nicht mit einer Zeichenhandlung verwechselt werden, die eine den semiotischen Anteil einer Handlung eigenständig übernehmende Handlung ist (z.B. Wahrnehmungshandlungen oder sprachliche Artikulationen, Semiotik). Eine Zeichenhandlung zielt auf etwas Allgemeines (sie „bezeichnet“ ein Schema) und nicht wie eine Z. auf etwas Individuelles, ausgenommen der Fall, daß eine Z. als Vorführhandlung verstanden wird; in diesem Falle ist die Z. eine spezielle Zeichenhandlung. Daneben gelten auch eigenständige, in der Regel auf (sozialen) Konventionen beruhende „Trägerhandlungen“ als Zeigen: Mit ihnen will man etwas zu verstehen geben, indem sie eine Handlung „tragen“ (sie sind diese Handlung und bezeichnen sie nicht), z. B. Hutziehen zum Grüßen. Klopfen zum Einlaß-Erbitten. Blinkerbetätigung zur Fahrtrichtungswechselanzeige usw.

Literatur;  D. Gerhardus. / S. M. Kledzik / G. H. Reitzig. Schlüssiges Argumentieren. Logisch-propädeutisches Lehr- und Arbeitsbuch.

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Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun. Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten steigt.

Wahrnehmung ist ein Erfinden, nicht ein Entdecken. 

Handeln und Denken als Informationsverarbeitung: Wenn nun schon das Handeln Beziehungen stiftet, so impliziert es auch Informationsverarbeitung. Das ist offensichtlich wenn  laufend  der Mensch eine Vielzahl von raum-zeitlichen Gegebenheiten verarbeitet und dem Ergebnis durch seine Steuerungsmechanismen und Manipulationen Rechnung trägt. 

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Begriffe die den Handlungsbegriff umgreifen.

Aufmerksamkeit, Autonomie, Behaviorismus, Blinder Fleck, Homöostase, Kognition, Lernen, Nervensystem, Neuron, Neuronale Einheitssprache, Neuronales Netz, Neurophysiologie, Realität, Retina, Selbstreferenz, Selbstregulierung, Solipsismus, Symbol, Verantwortung, Verstehen, Wahrnehmen ist Handeln, Wirklichkeit, Kausalität, Bewegung, Transformation, 

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Dieser gerichtete Augenmerk, die Wahrnehmung der Differenz, hat verschiedene Erscheinungsformen die durch unterschiedene kulturelle Systeme geregelt werden, wie z.B. Tanz, Theater, Performance Art, bildende Kunst, Musik, das ganze Spektrum der darstellenden Künste und das tägliche, öffentliche, als Gesellschaft erkannte Leben.

Ein weiterer Augenmerk, der in jeder Aktivität immanent ist, ist seine Performance. Um sie geschehen zu lassen, gibt es einige Methoden, ich möchte sie Werkzeuge der begrifflichen und angewandten Form nennen, die den Raum und die Zeit sich begegnen lassen, sie, die Performance bildet sich in der Handlung, die Handlung läßt die Begegnung zu einem Bild werden, es erscheint  ‘Bild’  und es ereignet sich Performance.( dieses Bild unterscheidet sich wesentlich von dem Bildbegriff, der der bildenden Kunst innewohnt).

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Wenn es Anlaß zum kräftigem Handeln gibt, mit Druck vorgehen und nicht mit Stoß, mit Modulation. (Paul Valery)
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Begriffe die den Handlungsbegriff umgreifen.
Aufmerksamkeit, Autonomie, Behaviorismus, Blinder Fleck, Homöostase, Kognition, Lernen, Nervensystem, Neuron, Neuronale Einheitssprache, Neuronales Netz, Neurophysiologie, Realität, Retina, Selbstreferenz, Selbstregulierung, Solipsismus, Symbol, Verantwortung, Verstehen, Wahrnehmen ist Handeln, Wirklichkeit
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John Newman (Palmerston North, Neuseeland) demonstrierte anhand von elementaren Begriffen wie sitzen und stehen, geben, nehmen, essen oder trinken, welche vielfältigen grammatischen Aufgaben diese Wörter in zahlreichen Sprachen übernehmen, wo sie beispielsweise Aktiv und Passiv markieren oder zur Unterscheidung dynamischer Abläufe und statischer Zustände dienen. In einigen Sprachen wird die ganze Welt durch Wortklassen in sitzende, stehende oder liegende Dinge eingeteilt. In solchen Verben schlagen sich elementare Körpererfahrungen, Bewegungen und Tätigkeiten nieder. Sie prägen auch kognitive Prozesse, was ihre Grammatikalisierung erklären könnte. Offen ist, warum diese Verben sich untereinander in ihren Flexions- und Wortstellungseigenschaften oft stark unterscheiden, obwohl sie gemeinsame Basisfunktionen verrichten.

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Handlungs-Präfigurationen - Leibmetaphorik - Das Verbum als Wirkung.
Liegen, Sitzen, Stehen, Gehen, Hängen, Springen, Fallen, Binden, Tragen, Einverleiben, (Ausscheiden), etc.
( tanzen, schau-spielen, hören und sprechen, sehen und blicken,..)
6 - Transport, Geste, Habitus  als Reise

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Phasenablauf in der Handlung 

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In der Handlung vollziehen was in der Sprache spricht. Das Bühne und Prügel gleichen Ursprungs sind. (Brettergerüst - Brücke - Balkenwerk ).

Wie kann der Gedanke des Positionswortes (Präfigurationen) auch in der Handlungsebene gedacht werden ? Und auf den Ebenen der Gesten ?

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Aber all diese noblen Erkenntnisse, die des Künstlers, des Zenmönchs und des Propheten, können ganz bescheiden und profan gewonnen werden, wenn man nur mit genügender Geduld eine solch alltägliche Geste wie die des Pfeifenrauchens betrachtet.  Dann sieht man nämlich, wie jeder von uns ein virtueller Künstler ist, und ein virtueller Zenmönch, und ein virtueller Prophet.  Denn jeder von uns vollführt ja rein ästhetische, absurde Gesten vom Typ des Pfeifenrauchens.  Allerdings kann man dann auch erkennen, was die meisten von uns von einem wirklichen Künstler, Zenmönch und Propheten unterscheidet: die völlige Aufgabe der Vernunft (im Sinn von Erklärbarkeit und Zweckhaftigkeit) und die rückhaltlose Hingabe in der Geste und an die Geste, welche das Wesen des wirklichen Künstlers, des wirklichen Zenmönchs, des wirklichen Propheten ausmachen.

Zu Beginn dieses Essays lautete die Frage: Warum rauchen manche Menschen Pfeife, wo es doch ihre Freiheit einschränkt, wo es doch nichts leistet und wo es doch nichts mitteilt?  Die erste auf diese Frage gebotene Antwort hieß: aus reinem Vergnügen an dieser Geste.  Es ist nun möglich, diese Antwort etwas zu präzisieren.  Manche Menschen rauchen Pfeife aus demselben Grund, aus dem manche Menschen Künstler sind, andere Mönche und wieder andere Propheten, nämlich um sich darin auszuleben und zu finden.  Nur ist das Pfeifenrauchen weit weniger anspruchsvoll als die Gesten der Kunst, und noch weniger anspruchsvoll als die künstlerischen Gesten des Zenmönchs und des orthodoxen Juden - daher aber auch weit weniger offen-.  So rauchen manche Menschen Pfeife als eine Art Ersatz und Karikatur, das heißt als Profanation eines rituellen Lebens. (V.Flusser)

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7 - als Kommunikation, Subversion  als Medien 
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Handeln und Denken als Informationsverarbeitung: Wenn nun, wie wir behauptet haben, schon das Handeln Beziehungen stiftet, so impliziert es auch Informationsverarbeitung. Das ist offensichtlich wenn laufend der Mensch eine Vielzahl von raum-zeitlichen Gegebenheiten verarbeitet und dem Ergebnis durch seine Steuerungsmechanismen und Manipulationen Rechnung trägt.
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Soziale Systeme: Konstellation von Handelnden 

Umwelten sozialer Systeme :Körper – Psyche - Kultur 

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Auf der Basis des Universal-Mediums, das Produktion, Lagerung, Übertragung und Empfang in einem erlaubt, erwachsen Communities, Öffentlichkeiten und Märkte. 

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Kommunikative Handlung unterscheidet sich stark von direkter Aktion bzw. Intervention, obwohl einige Charakteristika auf beide zutreffen. 
Während exemplarische/strategisch Handlungen ohne Theorie auskommen, versuchen Interventionen die Theorie in instrumentale Handlung umzusetzen, wird Theorie mit Praxis verbunden. 
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human action is allways symbolical, mediated (Clifford Geertz) 
deviantes Handeln
deliquentes Handeln
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"Bei strategischen Aktionen versucht ein Akteur, das Verhalten eines anderen mittels Drohung von Sanktionen oder mit Aussicht auf Befriedigung, zu beeinflussen, um mittels dieser Interaktion fortfahren zu können, wie er es wünscht."

Wohingegen "bei einer kommunikativen Handlung ein Akteur einen anderen mit den Mitteln der Vernunft zu motivieren versucht und dabei auf den Bindungseffekt, der im Akt der Rede inkludiert ist, vertraut

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Strategische (exemplarische) Aktionen, in Form von agitatorischem Protest und/oder Widerstand, wurden von vielen Gruppen kritisiert, die in die Ereignisse von Mai 1968 in Paris, Nanterre und in anderen sogenannten gegen-kulturellen Demonstrationen in verschiedenen städtischen Umfeldern der sechziger Jahre involviert waren. Diese Aktionen wurden nicht nur wegen ihrer absoluten Theorieabsenz angegriffen, sondern auch wegen ihres anarcho-individualistischen, heroischen und spektakulären Charakters. BefürworterInnen argumentierten, daß die exemplarische Aktion einen symbolischen Gebrauchswert habe, der nur nach dem Ereignis zur Gänze verstanden wird - normalerweise als Resultat der Vermittlung durch die Medien -, und daß der spontane, nicht programmierte Charakter die Fusion verschiedener politischer Tendenzen erleichtere, die sich unter anderen Umständen nicht zu einem kollektiven Protest verbünden würden. Exemplarische subversive Aktionen lösten jedoch häufig den Teufelskreis von Provokation und Unterdrückung aus, was ironischerweise von jenen, die in dieser Form des sozialen Protestes involviert waren, als Zeichen des Erfolgs angesehen wurde. Wie beim illegalen Streik sind die Repressionen gegen solche Handlungen für gewöhnlich so extrem, daß sie die Formierung von allen anderen, legalen Protesten blockieren. Darüber hinaus dienen diese subversiven Aktionen oft gerade den Zwecken der Autorität, auf die sie abzielen. 

B. Barber

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Im performativen Vollzug der Handlungen und Praktiken wird das, was zitiert, wiederholt und aufgeführt wird, kommentiert, umgebildet oder unterminiert. Die Analyse der performativen Akte ist daher von großer sozio-politischer und kulturökonomischer Relevanz: Inwieweit haben sie die Kraft, die Traditionen, Muster, Schemata, Gesetze, Regeln und Programme, denen sie notwendigerweise folgen, zu verändern?
Nach der medialen Konstruktion der Wirklichkeit ist zu beobachten wie zunehmend die Tendenz besteht, durch bloße Sprechakte Wirklichkeiten herzustellen oder zu legitimieren.
Statt medialer Inszenierung oder Diskursführung werden diese ersetzt oder mißbraucht für eigenmächtige Handlungen oder blinden Vollzug. (ZKM Symposium)
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...Intentionalität, der Schlüsselbegriff der Handlungstheorie von Wrights, ruft nach einer Methode des Verstehens, die sich nomologisch-deduktiven Kausalerklärungen entzieht (deren schroffe Entgegensetzung hierzulande zuerst von Stegmüller kritisiert wurde). Habermas zählt Georg Henrik von Wright gemeinsam mit dem späten Wittgenstein zu den namhaften Ausnahmen der analytischen Szene, welche analytische Philosophie nicht als Fortsetzung der Erkenntnistheorie mit anderen Mitteln betrieben, sondern eben Fragen der Kommunikations- und Handlungstheorie ins Zentrum rückten. Wellmer indes kritisierte den individualistischen Ansatz der Wrightschen Handlungstheorie, welche die soziale Konstitution normengeleiteten Handelns unterbelichtet lasse. Akzente der Rezeption, die zeigen, welch nachhaltigen Einfluß von Wright als Brückenbauer zwischen Logik und Sprachphilosophie, als Vermittler zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie gerade auch hierzulande auszuüben vermochte. CHRISTIAN GEYER
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„Dem Terroristen geht es nicht um den eigentlichen Zerstörungseffekt seiner Aktionen. Diese sind nur ein Mittel, um einer Vielzahl von Menschen etwas mitzuteilen. Terrorismus ist primär eine Kommunikationsstrategie. Im Grunde ist er ein Spezialfall des Handlungsprinzips Provokation. Was zählt, ist die Botschaft, die zündet.“
Provokationen können durchaus auch eine konstruktive Funktion haben. Intelligent inszeniert schrecken sie aus dem Wahrnehmungsgrau des Alltags auf, irritieren durch Demonstrationen neuer Betrachtungs- und Handlungsweisen. So werden Denkprozesse ausgelöst, die auf längere Sicht gesellschaftliche Veränderungen bewirken können. Neue Erkenntnisse haben oft an sich schon etwas Schockierendes — man denke an die letzten Entwicklungen der Gen- und Gehirnforschung, die eine radikale Veränderung unseres Selbstverständnisses und unserer Weitsicht zur Folge haben.
In der Kunst regt der gezielte Einsatz von Überraschungs- und Schockeffekten zu intensiverer Wahrnehmung an, die Konfrontation mit neuen Darstellungsformen provoziert kreatives Miterleben. Man könnte geradezu von einer evolutionären Qualität der Provokation sprechen. Ästhetische Provokationen attackieren konformistisch vorgeprägtes Denken, animieren zur Relativierung, zumindest zum Hinterfragen ritualisierter Konventionen, zu Grenzerkundungen. Sie erweisen sich als eine Art nachdrücklicher, wenn man so will aggressiver Kommunikation. Nicht nur im Reiseverkehr bauen Grenzüberschreitungen Vorurteile ab und erweitern den Bewusstseinshorizont.
Jede künstlerische Provokation hat auch einen gesellschaftlich-politischen Aspekt, der nicht zu gering erachtet werden sollte. Die „Kommune 1“ im Berlin der Sechzigerjahre mit Fritz Teufel und Rainer Langhans hat es beispielsweise verstanden, beide Aspekte wirkungsvoll miteinander zu verbinden. Ihre politischen Provokationen hatten durchaus ästhetische Qualitäten — mit ihrer Publikation „Klau mich“ dokumentierten sie das auf gewitzte Weise.
Die Aktionen der „Wiener Gruppe“ ebenso wie der nachfolgende „Wiener Aktionismus“ sind ohne einen programmatisch anarchischen Hintergrund kaum denkbar. Mit Sprache lässt sich eindrucksvoll provozieren, denn sie ist ein gesellschaftliches und damit auch politisches Kommunikationsmittel von zentraler Bedeutung. In Diktaturen, von denen de facto kein Staat jemals weit entfernt ist, wird Sprache unversehens zu einem Herrschaftsinstrument, zu der Sprache, die beschwatzt und verordnet, in scheinheiliger Allianz mit den Kirchen, bestimmt, was moralisch und was unmoralisch, also was „gestattet“ und was „verboten“ ist.
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8 - als Leib - Leistung  als Körper - Leistung
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Rituale, Leib und Umwelt, Leib und die Elemente, der Andere, Körper und Medien, Körper und die Sinne, Das Bild, Die Skulptur, Der Körper als Einrichtung im Handeln, der Körper als Metapher des Handeln.
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Der Schlüssel zu den Leistungen wirksamer Menschen - der Performer - liegt in der Art ihres Handelns.
Fredmund Malik
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Der Wille ist die psychische Begleiterscheinung wirklichen Handelns, ist die innere Seite einer Kraftäußerung und erscheint uns nur darum als Ursache dieser Kraftäußerung, weil der Willensakt das Bild der künftigen Handlung ist, der Handlung also vorausgeht, und weil das notwendig zeitliche Prius eben die Ursache einer Änderung genannt zu werden pflegt. Der überaus schwierige Begriff der Möglichkeit spielt wunderlich genug in diesen Sprachgebrauch hinein, weil die normale Illusion des Willensgefühls in uns die viel gröbere Täuschung eines freien Willens erzeugt hat. Die Worte wenigstens zu verbinden gestattete. Die Täuschung der Willensfreiheit, gestattet Sätze wie: Ich möchte, was nicht möglich ist. Die Möglichkeit ist aber ein rein logischer Begriff, der in der Wirklichkeitswelt keinen Platz hat. (F. Mauthner )

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Butler: "Sprache" meint in diesem Zusammenhang Körper-Handlungen.

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Bei vielen natürlichen Verhaltensweisen sind Wahrnehmen und Handeln so eng miteinander verbunden wie Musikhören und Tanzen.  Musik ist den Neurologen darum einer von verschiedenen Stimuli, deren Wirkung auf das Gehirn sie interessiert.

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"Weil jeder Mensch auf Grund des Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neuankömmling in der Welt ist, können Menschen Initiative ergreifen, Anfänger werden und Neues in Bewegung setzen." H. Arendt begreift Handeln und Sprechen als eine zweite Geburt, denn so kann jeder Mensch in die Welt eingreifen. Handeln und Sprechen geben den Menschen also die Fähigkeit Neues zu schaffen. „Dem Handeln ist es eigentümlich, Prozesse loszulassen, deren Automatismus dann dem der natürlichen Prozesse sehr ähnlich sieht, und es ist ihm eigentümlich, einen neuen Anfang zu setzen, etwas Neues zu beginnen."

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Die erlebte Differenz zwischen habitualisierten Leibintentionen und aktueller, bewußter Zielvorgabe, wenn z.B. das anonyme, »natürliche Ich« (Merleau-Ponty) meines Leibes doch den gewohnten Weg, meinen bewußten Intentionen zuwider, einschlägt, bezeugt den ambiguosen Charakter des Leibes, der weder als rein naturaler Organismus noch als Bewußtsein zu denken ist. Dies setzt aber eine Organismus- und Naturkonzeption voraus, die in diesen Sphären selbst sinnhafte Gestaltungs- und Strukturierungsprozesse ansetzt... 

...Im Rahmen einer Übungspraxis werden leibliche Vollzüge von den einfachsten sensomotorischen Regelkreisen bis hin zu differenziertesten manuellen Fertigkeiten trainiert und damit verselbständigt, um nach der Erlernung als selbstverständlicher Teil in die allgemeine Handlungskompetenz einzugehen oder im Zusammenhang einer Vorführungspraxis als sportliche oder künstlerische Leistung vorgestellt zu werden. Das Wesentliche dieser Perfektionierung von Handlungen besteht dann aber nicht in der Beherrschung der Handlungs-Regeln, sondern in der vollkommenen Koordinierung der mitvollzogenen körperlichen Bewegungen und Operationen. (Rudolf Süsske) 

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Diesen Leib, den ich als "vorläufigen Entwurf meines Seins im ganzen" in meinen bewußten Vollzügen stets neu zu "übernehmen" habe, zeichnet selbst schon eine eigentümliche Reflexivität aus: Im Tasten schwindet die Dichotomie von Aktivität und Passivität, bin ich "berührend-berührt". Erst die nachträgliche Konzeptualisierung zerreißt diesen "sympathetischen Weltbezug" und sieht sich überrascht vor das Problem gestellt, wie die "objektiven" Eigenschaften der Dinge in der Außenwelt sich zu den sensorisch-taktil vermittelten Erlebnissen einer imaginären Innenwelt verhalten...

... Die Fundierung bewußter, planmäßiger Handlungen in den präpersonalen Strukturen unserer anonymen Leiblichkeit verweist auf eine Nicht-Identität, der wir zumeist nur in den Erlebnissen des Versagens und der Krankheit gegenwärtig werden. Wie ich mir selbst nie ganz transparent bin, so ist mir das "Ich" eines Anderen nie ganz unsichtbar: In unseren Gesten, Bewegungen, mimischen und sprachlichen Äußerungen sind wir immer schon mit der Welt und den Anderen "verflochten". Um dies eigens zu thematisieren, müssen wir uns "losreißen", gleichsam vom gelebten Vollzug "abwenden", um, aus der Distanz einer "produktiven Innerlichkeit" wieder in jenen einzutauchen.

(Rudolf Süsske)

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Im Anschluß an Arnold Gehlen nennt Habermas zwei Handlungsdefinitionen: Er unterscheidet einen idealistischen Handlungsbegriff, nach dem eine Handlung die Reflexion auf ein umweltveränderndes Tun ist von einem realistischen Handlungsbegriff, nach dem der leibliche Handlungsvollzug im Vordergrund steht und das Bewußtsein die Handlung lediglich mitvollzieht. Für das Verständnis des kommunikativen Handeln ist die erste Handlungsdefinition einschlägig, da sie die Möglichkeit unterstellt, die Handlung ex post zu rekonstruieren und zu legitimieren.

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Handlungs-Präfigurationen - Leibmetaphorik - Das Verbum als Wirkung. 

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9 - als Leben, Aufenthaltssort  als Alltag, Übersetzung 
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Es gibt drei Wege, welche zu den Künsten führen.  Der erste ist eben erwähnt worden, er geht vom Handwerk aus, und der Künstler idealisiert die Qualitäten, die in der gewöhnlichen Erfahrung gefunden werden

Der zweite Weg besteht  in der Entwicklung, Variation und Rationalisierung von unwahrscheinlichen Eindrücken der Wahrnehmung. 

Der dritte Weg besteht in der Repräsentation und Abbildung des Lebens selbst. (A.Gehlen)

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Es sind die Werte, an die wir glauben, die unser Denken und Handeln bestimmen, nicht Tatsachen.
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Die einfachen Elemente des Verhaltens sind bei HULL Reiz und Reaktion. Das verbindende Prinzip ist wie bei HUME die Assoziation. Angesichts der Tatsache, daß auch die einfachen Elemente zwei Teile umfassen, spricht HULL manchmal bildlich und in Analogie zur Chemie von molekularen Einheiten. Das Paradigma des Verhaltens ist damit der Reflex, die Auslösung der Reaktion durch einen oder mehrere Reize. HULLS System ist damit vorerst reduktionistisch. Verhalten ist nichts anderes als eine Abfolge von Reizen und Reaktionen. In einem zweiten Schritt jedoch, dann, wenn er zu zeigen sucht, wie aus den einfachen Bausteinen komplexe Verhaltensabläufe entstehen, wird HULLS impliziter Konstruktivismus sichtbar.

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10 - als Handlung, Setzung  als psychophysische Sicht

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Vermeidungsstrategien und -handlungen 

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Ein kognitives System braucht nicht nur eine konkrete Situation, es benötigt vor allem einen Körper.  Will man Intelligenz verstehen, muß man Roboter bauen.  Dabei ergeben sich oft erstaunlich einfache Lösungen für scheinbar komplizierte Probleme.  Wie etwa kann man einen Roboter dazu bringen, große von kleinen Zylindern zu unterscheiden?  Wer gleich an die automatische Auswertung von Kamerabildern denkt, ist schon auf dem Irrweg.  Denn der Roboter braucht nur die Geschwindigkeit seiner inneren und seiner äußeren Räder in Beziehung zu setzen, wenn er um die Zylinder herumfährt.  Ein visuelles System ist nicht nötig.  Die Vertreter der "verkörperten Kognition" hoffen, auch höhere kognitive Leistungen auf diesse Weise "von unten" erklären zu können. (MANUELA LENZEN)

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Eine Mimesis hingegen, die ihre eigene, sich der Beschreibbarkeit entziehende Referentialität erzeugt, „ist eine Handlung über das Handeln“. Diese Ähnlichkeit mit ihrer Vorgabe dient allerdings dazu, einen solchen Vorgang zu repräsentieren, und das heißt nichts weniger, als daß nun Mimesis selbst zum Repräsentanten der Performanz wird.

Wolfgang Iser
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11 - als Politik, interkulturell  als Weltanschauung 
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Das „WIE“, die Visualisierung des mentalen Klima eines, wie auch immer gearteten Tuns. Handeln heißt Tatsachen schaffen, eine Welt realisieren, Werte begründen ohne Relationen - Suspendierung von Moral. (Heinz von Foerster)
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...daß Handeln die Möglichkeit zum Anfangen beinhaltet, daß man gegen alle Unwahrscheinlichkeiten Neues beginnen könne. 

„Daß Freiheit wie Unfreiheit ein Produkt menschlichen Handelns ist und mit der ´Natur´ gar nichts zu tun hat“.

(H. Arendt)

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 POLITIK UNTER INSZENIERUNGSDRUCK Die Politik entzieht sich dem Diskurs über "richtig" oder "falsch" und lässt nur noch "geglückt" oder "mißlungen" als Bewertungskriterium zu. Das Wort führt herbei, was es benennt. Die Show ist Politik. PERFORMANCE ALS POLITISCHE METHODE. Eine der berühmtesten europäischen Darstellungen der Thematik der Regierung zeigt nicht etwa Amtsträger bei der Ausübung ihrer Macht, sondern eine florierende Stadt inmitten einer fruchtbaren Landschaft, und darin eine Gruppe tanzender Frauen. Was der Maler jener spätmittelalterlichen Fresken im Rathaus von Siena bereits im Auge hatte, brachte Michel Foucault in seinen Studien zur Gouvernementalité später auf den Punkt: Regieren ist eine Form des Handelns, welche die Handlungsräume anderer strukturiert. (Barbara Wicha)

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Die Politik sei nur noch „symbolisches Handeln“, das sich begnügen müsse, begrenzende und symbolische Instanz zu sein.

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Politik als Handeln und Sprechen. H. Arendt betont, daß die menschlichen Tätigkeiten durch die Anwesenheit anderer Menschen bedingt seien, aber nur das Handeln sei nicht einmal vorstellbar ohne die Gesellschaft von anderen: „Handeln allein ist das ausschließliche Vorrecht des Menschen; weder Tier noch Gott sind des Handelns fähig, und nur das Handeln kann als Tätigkeit überhaupt nicht zum Zuge kommen ohne die ständige Anwesenheit einer Mitwelt.“

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„Politik beruht auf der Tatsache der Pluralität des Menschen. [...] Politik handelt vom Zusammen- und Miteinander-Sein der Verschiedenen. [...] Der Mensch ist a-politisch. Politik entsteht in dem Zwischen-den-Menschen, also durchaus außerhalb des Menschen. (H. Arendt)

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Handeln heißt bestimmen wollen, was geschieht.  Wie jedes soziale Handeln heißt auch erzieherisches und neuerdings gentechnologisches Handeln: bestimmen wollen, dass das (gute (Anziehende) geschieht, dass es mit anderen geteilt wird und dass es sich mitteilt, also bewusst geschieht.  Aber die Polarität und Spannung des Zusammenlebens kann das Bestimmenwollen nicht aufheben.  Je stärker es sich auffährt, desto stärker sind die Gegenkräfte, die es selbst hervorruft.  Mit dem Anziehenden bringt es das Abstoßende, mit dem gemeinschaftlich Geteilten das Ungeteilte, mit dem bewusst Bewegten die verborgenen Gegenbewegungen hervor.  Die Macht des Handelns bricht sich an der Widersprüchlichkeit der Werte, der Widersetzlichkeit der anderen, der Untergründigkeit des Beziehungslebens.

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„Die Polis war eine Lebensform. Der Staat ist eine rationale Anstalt.“
Konimunitarismus und Liberalismus haben als gemeinsame Grundlage ihres Streites die Frage, wie die allgemeine Ordnung beschaffen sein soll. Das ist bei der liberalen Bestimmung der Rechte des Individuums eindeutig. Aber auch Kommunitaristen untersuchen nicht die Formen und Verflechtungen realer Gemeinschaften, sondern behaupten die Notwendigkeit, Gemeinschaftlichkeit überhaupt zu fördern. Und bei den sozialliberalen oder -demokratischen Übergangsgestalten wächst die Bestimmung des guten Lebens oder der gerechten Gesellschaft zu ganzen Forderungskatalogen aus, die die Welt abarbeiten muß, will sie vor der Philosophie bestehen.
Solchen Untersuchungen gegenüber muß Rüdiger Bubner als jemand erscheinen, der die einfachsten Unterscheidungen nicht verstanden hat. Für eine Einführung in die politische Philosophie ist sein neuestes Buch, obwohl vermutlich aus entsprechenden Vorlesungen hervorgegangen, zu voraussetzungsreich, für einen Debattenbeitrag zu thetisch, und auch für einen kultur-kritischen Essay taugen die recht konventionellen Attacken gegen das „Pseudoenglisch der Flughäfen und Hotelketten“ und „die tiefe Langeweile, die das Juste-milieu westlicher Mittelstandsgesellschaften mit öffentlich organisierter Wohlfahrt ausstrahlt“, kaum. Vor allem sieht es so aus, als ob Bubner, in Vermengung von Sein und Sollen, Genesis und Geltung, seine normativen Stellungnahmen durch ein einseitiges Referat der Geschichte der politischen Theorie erschleicht.
Tatsächlich ist für Bubner der Kommunitarismusstreit nur eine amerikanische Figuration der politischen Querelle des Anciens et des Modernes. „Die Polis war eine Lebensform. Der Staat ist eine rationale Anstalt.“ Die Polis als Lebensform wird reflektiert in einer Philosophie, die das Politische in einer Ontologie des Handelns begründet. Das Handeln verfolgt in der Zeit und unter mehr oder weniger unabsehbaren Umständen seine je eigenen Ziele, die mit mehr oder weniger Klugheit nach den gegebenen Möglichkeiten ausgerichtet wurden. Und das Handeln geschieht in Kooperationen, deren oberste die autarke Polis ist. Deshalb hat Platon darauf insistiert, daß jeder das Seine tut, das, worin er sich auskennt und wofür er sich interessiert. Und Aristoteles hat die Polis als Verschränkung des Herrschers und Beherrschtwerdens beschrieben. Der Staat dagegen, der absolutistische wie der demokratische, fußt auf dem Gedanken einer Willensfreiheit, in der die christliche creatio ex nihilo nur notdürftig säkularisiert ist. So erwächst die Illusion, alles ließe sich zu jeder Zeit machen, und der Drang, bei allem mitzureden.
Bubners Sympathie gilt natürlich den Griechen. Besonders interessiert er sich für den frühneuzeitlichen Aristotelismus, für die Klugheitsliteratur der Moralisten, für Montesqieu, Humboldt, Hegel, dann Arendt, Strauss, Voegelin. Dennoch liegt die Pointe seines Buches in der Darstellung, wie immer neu die politischen Philosophien in Auseinandersetzung mit dem Traditionsbestand nach Lösungen für aktuelle Probleme suchen. Politische Philosophen wollen in die Gegenwart eingreifen. Weil die Gegenwart aber je eine andere ist, können uns überlieferte politische Philosophien immer nur als Vorbilder oder Beispiele dienen: Praktische Philosophie darf nicht nach dem Vorbild der theoretischen entworfen werden.
Weit entfernt davon, Normativität erschleichen zu wollen, möchte Bubner - wie ganz ähnlich der Aristoteliker Bernard Williams - den Gegensatz zwischen Sein und Sollen, Genesis und Geltung als eine uns problematisch gewordene Figur politischen Denkens aufweisen. Konsequenterweise erfolgt dieser Aufweis im Nachvollzug dessen, wie politische Philosophie operiert. So wird der Leser in eine Haltung eingeübt. Der Philosoph dagegen, der als kleiner Gott der Welt meint, wenn er seinen Forderungskatalog nur gut genug begründet hat, könne die Wirklichkeit nicht standhalten, hat ein Stück Säkularisierungsgeschichte nicht mitgemacht. GUSTAV FALKE
Rüdiger Bubner: „Polis und Staat“. Grundlinien der politischen Philosophie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002.
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12 - Ethik  als Ästhetik 
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Wenn der Begriff nicht stimmt, stimmt das Wort nicht – stimmt das Wort nicht, stimmt das Handeln nicht
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In der kritischen Diskussion kann wieder eine Art Schattenöffentlichkeit erstehen und so zwischen den isolierten Kantischen Bereichen der Kognition, der Moral und der Ästhetik vermitteln." (Eagleton)

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Daß in der visuellen Kunst alle Möglichkeiten ausdrucksvoller Bewegung dazu verwendet wurden, die seelischen Beziehungen zwischen den handelnden Personen zu suggerieren. Hier aber wird ein anderer Endzweck aufgestellt; nicht wie hoch oder tief eine Tat an einem anerkannten Maßstabe erschiene, sondern um den Maßstab selbst handelt es sich: nicht die Vielen oder die Alle, sondern die wenigen Höchsten – wenngleich nicht der auf sie selbst zurückschlagende egoistisch-subjektive Empfindungserfolg ihrer Qualität und Stellung – bilden den definitiven Zweck und Sinn des Lebens überhaupt. Man mag dies empörend, gefährlich, unsittlich finden. Allein es bedeutet jedenfalls einen derartigen Wechsel des Fundamentes der ethischen Beurteilung, daß eine eigentliche Widerlegung desselben vom entgegengesetzten Standpunkte aus unmöglich ist. Denn diese könnte nur auf Grund von Kriterien erfolgen, deren Gültigkeit Nietzsche ja gerade ablehnt: des Gemeinwohls, der Glücks- oder Lebenssumme, des Kulturfortschritts usw. 

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Wenn Handlungen nicht als individuelle Einheiten identifizierbar sind, dann sind sie als solche natürlich auch nicht sittlich beurteilbar.  Wer eine Handlung nur als Phasenmoment in einem prinzipiell unabschließbaren Bedeutungskontinuum begreift, sie also lediglich im Hinblick auf Folgen und Folgen von Folgen beschreiben möchte, der entzieht sie damit dem Zugriff von Lob und Tadel.  Beurteilbar wäre dann nicht länger eine konkrete ,Handlung, sondern allenfalls das Ganze einer Lebenspraxis, wie Spaemann darlegt: "Handlungen müßten nicht sittlich gut sein, um Teile einer sittlichen Lebenspraxis sein zu können, sondern ihre sittliche Güte wäre nichts anderes als die Tatsache, daß sie Elemente einer solchen gelungenen Praxis im Ganzen sind." 

...Die analytische Handlungstheorie habe dem ethisch relevanten Problem der "Basishandlung" große Aufmerksamkeit geschenkt, also dem Problem der kleinsten, sozusagen " atomaren" Handlungseinheit, die ihrerseits nicht mehr als komplexe Handlungssequenz verstanden werden kann.  In den moralphilosophischen Diskussionen seien die Ergebnisse dieser Bemühungen aber bisher kaum rezipiert oder kritisch erörtert worden... CHRISTIAN GEYER 

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Beim Thema "Ethik und Politik" scheint es um Macht und Moral zu gehen. Sie galten nach dem berühmten Satz des Schweizers Jacob Burckhardt, "daß die Macht an sich böse ist", in Europa lange als Gegensatz. So wird auch in der Gegenwart noch gedacht. Schon Friedrich Nietzsche hat dem jedoch entgegengehalten, daß Moral auch selbst Macht sein muß, wenn sie Kontrolle über die Macht ausüben soll, und die

alltäglichste Erfahrung zeigt, daß man auch mit Moral Macht ausüben kann. Auf der anderen Seite könnte sich Macht nicht halten, wenn sie sich nicht auf Moral stützt, die sie dann auch bindet. Macht und Moral stehen so in einem komplexen Verhältnis zueinander und Politik und Ethik wiederum in einem komplexen Verhältnis zu Macht und Moral. Politik hat Spielräume im Umgang mit der Macht, in denen sie auch Platz für Moral und Ethik hat, und Ethik hat entsprechende Spielräume im Umgang mit der Moral, in denen sie auch Platz für Macht und Politik hat. Die aktuelle Politik liefert dafür auffällige Anhaltspunkte. 

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Es ist sehr wichtig, dass die Handlungen der ersten Klasse in einem gewissen Grade in Handlungen der zweiten Klasse transformiert werden.  Subjektiv ausgedruckt bedeutet das, dass man an sehr vermittelten Handlungen ein unmittelbares Vergnügen findet.  (A.Gehlen)
13 - Erinnerung, Identität, als Intensität, Energie 
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Hier geht es nicht um die Wahrheit eines Sachverhaltes, sondern um die Übereinstimmung darin, ob eine Norm „richtig“ ist, d. h. gelten soll. Normenbefolgung bedeutet die Erfüllung einer generalisierten Verhaltenserwartung, nicht aber im Sinne der Erwartung eines prognostizierten Ereignisses; dies hieße, Handlungen von Individuen als kausal bewirkte Bewegungen physikalischer Körper zu deuten. Alle reinen Verhaltenstheorien begehen diesen Kategorienfehler, insofern sie den Menschen nicht als zurechnungsfähige Person, die die Freiheit hat, eine Norm oder Regel zu befolgen oder begründet abzulehnen, sondern kognitiv als Gegenstand in der objektiven Welt begreifen. (Rudolf Süsske)

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"Als kultureller und habitueller Leib ist er gleichzeitig Ablagerungsstätte geschichtlicher Errungenschaften", die sich in die Physiognomie und Haltung des Individuums "eingegraben" haben, gleichsam dessen Stil in den Verhaltungen zur Welt und den Anderen bestimmen und sich einer vollständigen Thematisierung oder gar Virtualisierung entziehen...

(Rudolf Süsske)

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Das trügerische Band. Der Individualismus, auf dem das "rational choice" Modell fußt, ist dagegen ein methodologischer im Sinne Joseph Schumpeters; sein Hauptzweck ist nicht etwa die - womöglich auch noch hinreichende - Erklärung des Verhaltens einzelner Individuen, sondern die Erklärung des "typischen", durchschnittlichen Verhaltens, wie es sich als soziales Resultat darstellt.  Kollektive Entscheidungen ergeben sich demnach - im Unterschied zu anderen sozialwissenschaftlichen Theorien - aus der Aggregation individueller Entscheidungen und nicht aus dem eigenständigen Handeln von Kollektiven. 

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Was die Zuschauer an Lohensteins Dramen entsetzte und schließlich aus dem Parkett trieb, war der Extremismus der ausgestellten Affekte.  In einer Zeit, als die Psychologie noch nicht erfunden war und freilaufende Leidenschaften um den Menschen stritten, trieb Lohenstein sie zur Parforcejagd an.  Von Liebe zu Hass bedurfte es nur einer kurzen Wechselrede, Kindermord fiel leichter als der Schluck Wasser aus dem Glas, und auch der Inzest belastete dort nicht, wo kein Gewissen war.  Wo Gryphius’ Helden die Affektlautstärke abdrehten und den ruhigen Ton der Beständigkeit anschlugen, gellten Lohensteins Lustberserker mit spitzem Schrei.  Schon der Schüler hatte 1650 eine Lobrede auf den Elefanten gehalten, diesen Fleisch gewordenen Widerspruch gegen das mittlere Maß.  Und seine Figuren wurden Affektelefanten, bis zum Taumel durch die Bühnenmanege gepeitscht von ihren Begierden.  Denn auch der Hass versah das „nöthig Amt“, die Wahrnehmung hellwach und das Handeln durchschlagskräftig zu halten. 

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Mein Handeln ist kurz und manchmal intensiv - sehr rasch, sehr kurz. Genug, um den Unterschied zum langsamen und umständlichen Handeln wahrzunehmen. (Paul Valery)
14 - als Lebenskunstwerk, Existenz als Autor 
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Der Modebegriff agent wird heute inflationär gebraucht. Entsprechend schwammig ist sein Konnotationsfeld, obgleich es als Programm bereits von Turing formuliert worden ist. Nach einer weiten Definition von Laurel bezeichnet agent jedes Programm mit einem, Bündel Funktionalität, das eine Aufgabe für eine Person erfüllt.  „Aktoren können anthropomorph dargestellt werden, d. h. als Schauspieler - aber sie müssen es nicht". Im engeren Sinne wird das Wort für Programme verwendet, die eine menschenähnliche Intelligenz zeigen, also etwa die Absichten ihres menschlichen Benutzers verstehen", eigenständig und angemessen auf Situationen reagieren, Entscheidungen treffen und lernen können. 

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15 - als Sprache, Oralität, Stimme, als Akustisches  als Performanz, die Rede , Sprechakt, Performativität
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Ausgangspunkt war zunächst die Unterscheidung zwischen konstativen Sätzen, die wahr oder falsch sein können, und performativen Sätzen, die gelingen oder nicht gelingen, und bei denen die Wahrheit keine Rolle spielt. Der performative Status sprachlicher Äußerungen beruht auf der Verwendung spezieller Verben, den sog. performativen Verben wie kündigen, danken, geloben (die in der 1. Person Präsens Indikativ Aktiv stehen müssen). (Tilmann Altwicker)

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H. Arendt geht dem Wort ‘Handeln’ in seiner ursprünglichen Bedeutung nach. Im Lateinischen und im Griechischen gäbe es für Handeln zwei verschiedene, aber doch in Zusammenhang stehende Worte. Im Latein seien das z.B. agere und gerere, agere bedeute ‘in Bewegung setzen’ oder ‘anführen’, die Grundbedeutung von gerere sei ‘ausführen’ oder ‘vollziehen’. Das Handeln sei also ursprünglich in zwei Stadien unterteilt gewesen: Anfangen und Beenden. Im Sprachgebrauch habe sich dann die Bedeutung des Beendens für das gesamte Handeln durchgesetzt, während das Anfangen zumindest im Politischen die ganz spezielle Bedeutung des Herrschens angenommen habe. Arendt geht es darum, diese verlorengegangene Bedeutung des Handelns wiederzubeleben und in einer neuen Politikwissenschaft v.a. das Handeln als Beginn von etwas Neuem erforschen.

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Emergenz

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Hannah Arendt, die in ihrem Buch „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ auf der aristotelischen Unterscheidung von Herstellen und Handeln aufgebaut und sie präzisiert hat, schreibt dazu, dass „ ... sich das spezifisch menschliche Leben, die Zeitspanne, die ihm zwischen Geburt und Tod zugemessen ist, in den Tätigkeiten des Handelns und Sprechens (realisiert), die immerhin mit dem Leben soviel gemeinsam haben, dass auch sie in sich selbst flüchtig sind und vergänglich“. Und sie schreibt weiter: „Handelnd und sprechend offenbaren die Menschen jeweils, wer sie sind, zeigen aktiv die personale Einzigartigkeit ihres Wesens, treten gleichsam auf die Bühne der Welt, auf der sie vorher so nicht sichtbar waren, solange nämlich als ohne ihr eigenes Zutun nur die einmalige Gestalt ihres Körpers und der nicht weniger einmalige Klang der Stimme in Erscheinung traten.“ Und weiter - was nämlich den interaktiven Charakter des Handelns - im Unterschied zum Herstellen - betrifft: „Handeln, im Unterschied zum Herstellen, ist in Isolierung niemals möglich; jede Isoliertheit, ob gewollt oder ungewollt, beraubt der Fähigkeit zu handeln. ( Aus Hubert Sowa - 

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Sprechen und Zeichen-Geben sind aber ihrerseits auch Weisen des Handelns, und Handeln ist wiederum ein Vorgang in der Zeit und wird in Sprache und Zeichen gedeutet. So ergibt sich eine Struktur wechselseitiger Abhängigkeiten, und als solche Struktur scheint unsere Orientierung zu funktionieren: unsere Fähigkeit, uns in ständig wechselnden Situationen - d.h. zu jeder Zeit neu - mit Hilfe von Zeichen zurechtzufinden und daraufhin sinnvoll zu handeln. 

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Die Kasusgrammatik hat indirekt die Handlungstheorie befruchtet, und dies in ungleich höherem Maße als CHOMSKY. Der Grund liegt darin, daß sie die Syntax der Sprache von der Handlung her deutet und nicht, wie CHOMSKY, von der Logik des ARISTOTELES her. 

Die Tiefenstrukturen, die den Sätzen aller Sprachen zugrunde liegen, sind semantischer Natur. Sie entsprechen der Struktur der menschlichen Handlung, in der die an der Handlung partizipierenden Instanzen in ganz bestimmten Rollen oder Funktionen auftreten: Als Aktor (a, englisch agent, deutsch-lateinisch häufig auch als agens übersetzt), Empfangender, später auch Erfahrender (e, englisch recipient. später experiencer), Instrument (i), Objekt (o). Ursprung (s. englisch source), Ziel (g, englisch goal), Lokativ (1) und Zeit (t). Die an der Handlung partizipierenden Elemente, auch „Aktanten“ genannt, bilden das Kasusmilieu, in das das Verb eingesetzt wird (FILLMORE 1968, 32). Dieses hat seinerseits semantische Charakteristika, die es in ein bestimmtes strukturelles Milieu passen läßt und es darin einsetzbar macht. So bildet das Verb, zusammen mit der es umgebenden Kasusstruktur, den semantischen Kern des Satzes. Seine Oberflächenstruktur entsteht gemäß Umsetzungsregeln aus der semantischen Tiefenstruktur. 

Hier liegt eine Deutung des Satzes vor, die unmittelbar zu einer Deutung der Handlung verallgemeinert werden kann. Im Zentrum des Satzes steht das Verb. Handlungstheoretiker werden sagen: Der Kern einer Handlung ist das Handlungsschema. Jedes Verb hat seine charakteristischen Leerstellen, es fordert gewisse Kasuspositionen: So auch das Handlungsschema. Die Handlung des Gebens impliziert einen Geber, einen Nehmer und ein gegebenes/genommenes Objekt. 

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„Rationalität und Freiheit sind implizit in dem, was Lebewesen tun, die Begriffe verwenden, das gilt für jeden, der überhaupt sprechen und handeln kann.“

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Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen des Handelns. 

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John Newman (Palmerston North, Neuseeland) demonstrierte anhand von elementaren Begriffen wie sitzen und stehen, geben, nehmen, essen oder trinken, welche vielfältigen grammatischen Aufgaben diese Wörter in zahlreichen Sprachen übernehmen, wo sie beispielsweise Aktiv und Passiv markieren oder zur Unterscheidung dynamischer Abläufe und statischer Zustände dienen. In einigen Sprachen wird die ganze Welt durch Wortklassen in sitzende, stehende oder liegende Dinge eingeteilt. In solchen Verben schlagen sich elementare Körpererfahrungen, Bewegungen und Tätigkeiten nieder. Sie prägen auch kognitive Prozesse, was ihre Grammatikalisierung erklären könnte. Offen ist, warum diese Verben sich untereinander in ihren Flexions- und Wortstellungs- eigenschaften oft stark unterscheiden, obwohl sie gemeinsame Basisfunktionen verrichten.

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„Nichts kann sich nirgends ereignen.  Der Schauplatz des Geschehens färbt immer auf das Geschehen ab und formt es oft sogar in gewissem Masse.  Nachdem die Handlung vorherbestimmt, was zu geschehen hat, muss ein Schauplatz, müssen Schauplätze gefunden, ausgewählt werden, die dem Geschehen die gewünschte Kraft verleihen.“ Der Roman lügt. Der wolkenlose Himmel des Nachmittags wird transparent, als er gegen Abend an Farbe verliert. 

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Akt m. “Handlung, Vorgang, Geschehen.”, entlehnt (Actus Mitte 15.Jahrhundert, Act, Mitte 16. Jahrh.., Akt 18 Jahrh.) aus lat.actus „Bewegung, Handlung, Darstellung, abschnitt“, einer Substantivbildung zu tat. agere (actam) in Bewegung setzen, treiben, handeln, tätig sein‘ (s. agieren). Akt begegnet anfangs in der Bedeutung ‘bedeutsamer (auch gerichtlicher) Vorgang‘, die noch in Zusammensetzungen wie Staatsakt, Weiheakt (18. Jh.) und Gewaltakt, Gnadenakt (19. Jh.) deutlich wird, sowie in der ebenfalls aus dem Lat. übernommenen Bedeutung ‘Aufzug eines Bühnenwerks‘ (um 1600). In der 2. Hälfte des 18. Jhs. wird Akt ein Fachwort der bildenden Kunst und bezeichnet die Stellung des nackten lebenden Modells. die danach zu Studienzwecken gefertigte Zeichnung (Aktstudie, 2. Hälfte 19. Jh.) und die künstlerische Darstellung des nackten menschlichen Körpers. In der Verwaltungssprache steht Akt landschaftlich (bes. südd.) auch im Sinne von ‘schriftlich festgehaltener Vorgang. über Vorgänge (und Personen) angefertigter Schrittsatz‘ (1. Hälfte 17. Jh.). wohl Rückbildung ans dem Plural Akten (s.unten). - Akte f. (landschaftlich Akt m. s.oben) ‘schriftliche Unterlage zu einem bestimmten Vorgang. Schriftstück‘. bes. im Gerichts- und Verwaltungswesen (1. Hälfte 15. Jh.), rückgebildet aus dem häufiger belegten Plur. Acta, Akta bzw. Akten. aus lat. dem ‘Vorgänge. Ausführungen‘, eigentl. ‘das Verhandelte‘, dem substantivierten Neutr. FIu r. des Part. Perf. von lat. agere (s. oben) vgl. die Wendung ad acta (‘zu den Akten‘) legen (1. Hälfte 17. Jh. ).
Akteur m. ‘Handelnder. Schauspieler‘. Übernahme (Mitte 18. Jh.) von gleichbed. frz. acteur, entlehnt aus lat. actor ‘handelnde Person, Schauspieler, Redner, Sachwalter‘. Nomen agentis zu lat. agere (actum) ‘in Bewegung setzen, treiben, handeln, tätig sein, eine Rolle spielen‘ (s. agieren). Akteur wird lange Zeit als fremdsprachlicher Ausdruck empfunden (die Pluralform Acteurs, Akteurs findet sich vereinzelt noch bis zu Anfang des 20. Jhs.). Akteur (sowie Aktrice f. ‘Schauspielerin‘, 1. Hälfte 18. Jh., nach gleichbed. frz. actrice‘. spätlat . actrix, Gen. actricis ) ersetzt weithin das pejorativ empfundene Komödiant (s. d.) wird jedoch zu Beginn des 19. Jhs. von SchauspieIer (s.d.) zurückgedrängt.
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Die Bildung von Kategorien dient jedoch nicht nur der Sprach-, sondern auch der Handlungsökonomie. Unsere Begriffe sind ganz buchstäblich aus dem Begreifen der Dinge, aus den ersten sensumotorischen Erfahrungen des Säuglings abgeleitet; und sie dienen auch wesentlich zur Handlungskontrolle. Die Wörter lehren uns nicht nur, was in der Welt vorhanden ist, sie suggerieren in vielen Fällen auch schon, wie wir uns dem gegenüber verhalten sollten. Da wir auf alle möglichen Objekte ständig reagieren müssen, oft möglichst schnell, entlastet uns das in Stereotypen angesammelte Erfahrungswissen unserer Sprachgemeinschaft bei Handlungsentscheidungen. Daß sich ein Stereotyp im Einzelfall immer wieder einmal als unzutreffendes Vorurteil herausstellen kann, ist der so unvermeidliche Preis der Vereinfachung, daß wir auch darüber schon ein Stereotyp gebildet haben: in Form der landläufigen Meinung, daß Ausnahmen im Grunde nur die Regel bestätigen.
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16 - als Beobachtung, Exerzitium  als Erkenntnis 
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Die Kosmologen unserer Gegenwart weisen nur darauf hin, daß eine Konsistenz - und zwar eine ontologische Konsistenz zwischen dem Beobachter und dem beobachteten Universum bestehen muß.

Da alle Phänomene vergänglich sind, muß man die Frage stellen, ob unsere Beobachtungen der Expansionen und Kontraktionen des Universums mit der Emergenz und dem Verschwinden verschiedener Typen von Beobachtern zusammenhängen könnten

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In welcher Beziehung steht das Handeln, beziehungsweise das Planen von Handlungen, zum (Welt-)Bild? Was verbindet die beiden? (Bruner)

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Die grundlegende Konstante in der Erwägung des Willens bei Wittgenstein ist, dass Wittgenstein den Willen als einen internen Aspekt der Handlung selbst auffasste und nicht als ein besonderes, der Handlung vorangehendes seelisch-geistiges Phänomen. Den Wunsch dagegen fasste er als ein empirisches Phänomen, das der Handlung zeitlich vorangehen kann und vom Willen logisch unabhängig ist. Diese Unterscheidung der logisch-internen Aspekte der Handlung und der psychologischen, empirischen Aspekte der Handlung ist ziemlich ungewöhnlich, doch sie ist mit der ständigen Opposition Wittgensteins zu jedweder Form des psycho-physischen Dualismus verbunden. Alles Phänomenale, d.h. auch alle psychischen oder physiologischen Phänomene gehören nach Wittgenstein nämlich zur Welt, also zu den Tatsachen, die man empirisch beschreiben und kausal erklären kann, doch alles, was am Menschen und seiner Handlungen immateriell zu sein scheint, stellt verschiedene logisch-interne Aspekte der psychischen und

physischen Tatsachen dar, die sich nur mittels bestimmter sprachlicher Mittel, z.B. mittels der formalen Sprache oder mittels sogenannter Scheinsätze erweisen können. Wille ist demnach kein "geistiges" Gegenteil des Physischen, sondern drückt die logische und grammatische Artikulation des menschlichen Wesens aus.

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Dann wurden sie aufgefordert, die nämlichen Strecken erst im Geiste zurückzulegen und danach abzuschreiten.  Beim Vergleich der gestoppten Zeiten stellte sich heraus, daß Ausführung und Vorstellung kaum von einander abwichen.  Simulationsprozesse laufen so exakt ab, daß virtuelle Bewegungssequenzen genausolange dauern wie reale.

Wer sich eine Aktion nur vorstellt, anstatt sie auszuführen, erreicht beinahe dieselbe Intensität an Aktivität in bestimmten Hirnregionen wie der Handelnde. Für das Gehirn ist es fast kein Unterschied, ob man trainiert oder nur auf dem Sofa liegt und sich ein Training vorstellt.  Das liegt daran, daß Wahrnehmung und Handlung dieselben Hirnareale aktivieren.

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Aktion - Re-Aktion

Für die instinktive Entscheidung, ob man flüchten, bleiben oder angreifen soll, waren die Berechnung und Antizipation fremden Agierens notwendig.  Wenn zum anderen bereits die Wahrnehmung von Bewegung in ihrer Ausführung trainiert, sichert häufige Beobachtung schneller Aktionen rasches Handeln im entscheidenden Augenblick.

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Das „Bild“ ist nichts anderes als das akkumulierte und organisierte Wissen des Menschen über sich selbst und die Welt, in die hinein die Handlungspläne entworfen, und auf die die Operationen gerichtet sind.

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"Bewußtsein ist ein unbewußter Akt." Es ist ein Satz von William James. Aber stets ist das letzte Bewußtwerden wieder ein unbewußter Akt wie Gehen, Essen, Atmen.

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Eine genetisch eingeprägte Wissbegierde führt nur vordergründig zu mehr Wissen, Bewusstseinserweiterung und Aufklärung.  Hinter dem Fangnetz des Fortschritts, in dem nur einige besonders angeleuchtete Fische hängen bleiben, schließt sich die Dunkelheit des Meeres und (ver)birgt die Grundlagen des Beziehungslebens.  Sie dürfen uns als Handelnden nicht bewusst sein - sowenig wie dem Läufer die Vorgänge in seinem Körper, solange er läuft.

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Das Paradox: Wenn ich arbeite, arbeite ich nicht und wenn ich nicht arbeite, arbeite ich bezeichnet diesen Vorgang, diese Methode ziemlich genau. 

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Wo es aber keine Handlung gibt, da gibt es keine Bewährung, und wo das Denken handlungsfern verstanden wird, da geschieht es leicht, daß auch die Bewährung des Gedankens, die man die Verifikation nennt, nicht hoch im Kurse steht. Ja, man könnte radikal formulieren: Wo die Bewährung fehlt, da gibt es letztlich kein Wahr und Falsch. Denn wahr ist, was sich in der Handlung und im Denken bewährt. 

...Vielleicht gibt es in der Entwicklung des westlichen Denkens eine breitere und tiefere Verbindung zwischen christlicher und jüdischer Ausrichtung am Gesetz, zwischen dem Versuch, vor seinem Anspruch zu bestehen, und der Wahrheitssuche des Denkers und Wissenschaftlers, die spüren. daß sich auch ihr Denken vor dem Anspruch der Wahrheit bewähren muß. Wenn dem so wäre, so hätte ein Denken, das sich als handlungsfremd versteht, viel zu verlieren. Denn im Bereiche der Handlung ist Bewährung zuerst und für jeden sichtbar möglich und nötig. Ja, man käme zu der überraschenden Schlußfolgerung, daß es auf lange Sicht nicht die Orientierung an einem handlungsfreien, „reinen“ Denken ist, die sein Wahrheitsstreben lebendig erhält, sondern im Gegenteil ein Denken, das sich ständig in Handlung übersetzt — als Experiment und als Anwendung —‚ weil in dieser die Bewährung und damit die Wahrheit am lebendigsten und konkretesten sichtbar wird.

Damit ist auch gesagt, daß eine solche Sicht des Verhältnisses von Handlung und Denken die Würde des letzteren keineswegs mindert und keinem Relativismus der Beliebigkeit verfällt: Wir sehen im Handeln ein Streben nach Ordnung und Struktur, das sich im Denken in reinerer Form fortsetzt. So ist das Handeln auf ein Ziel der Transparenz und der Ordnung hin angelegt. Das Streben nach ihm motiviert den Handelnden und den Denker, denn wo Ordnung ist, da ist Leben; Verwirrung und Chaos bedeuten Tod. Hans Aebli - Denken: Das Ordnen des Tuns

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17 - als Spiel, aleatorisches Spiel, Leistung,  Maschine, Spielzeug, Marionette als Spiel, Karneval, Entertainment, Zirkus 
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Übrigends, wir spielen nicht, wir handeln A. Artaud
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Kommunikationstechnologien: (Photosammlung), 

Spieltheorien

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Spiel ist ein freiwilliges, angenehmes, spontanes Verhalten, ohne direkt erkennbare Funktion. Spiel ist womöglich aus dem Instinktverhalten  entstanden, ist ein Teil von ihm.

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„daß das Tun und Treiben der Menschen untereinander vielmehr einem Puppenspiel gleiche, in dem die Drähte von unsichtbarer Hand gezogen werden" (Plato)

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Handeln - nicht als Eingeben von Daten und Lesen des Ergebnisses Stunden oder Tage später, sondern als dynamische Echtzeitrückkopplung - begann mit Simulatoren und Spielen. 

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Er ist Teilnehmer „im Spiel des Gebens und Nehmens von Gründen“. 

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Genau zwei Jahrzehnte später, als der Computer zum ersten Mal aus bewachten Rechenzentren hinaus in Kaufhäuser und Wohnzimmer kam, tat er dies wiederum in der Form von Spielen. Die Tischtennis -Simulation Pong von Atari war 1972 das erste. Spiele sind Simulationen. In den frühesten Formen simulierten sie die Regeln und Strategien von Brettspielen. Mathematiker aus Spieltheorie und der KI vergnügten sich von Beginn an mit Schach, Tic-Tac-Toe, Turm von Hanoi und Volkswirtschaft. Später simulierten games technische (z. B. militärische Flugsimulatoren, die als Unterhaltungsprodukt wiederauftauchten) und soziale Systeme (z. B. Rollenspiele wie SimCity). In Spielen wie in Simulationen übernimmt der Computer die Funktion einer Handlungsinstanz, eines Gegenspielers, eines Gegenüber, das so tut, als sei es ein Drache, ein feindlicher Außerirdischer, ein Mensch, eine Regierung  oder schlicht das Schicksal. Der Computer stellt außerdem den Spielraum zur Verfügung, in den sich die menschliche Spielerin als Sprite, Avatar oder Persona projiziert - ein großmäuliger gelber Kreis, ein Klempner oder ein wirbelnder Igel. Eine Marionettenversion der eigenen Person, die man per Joystick fernsteuert. Dies ist das erste Mal, daß nicht nur Auge und Ohr, sondern die Hand auf die andere Seite des sprichwörtlichen Spiegels hindurchreicht. (Grassmuck)

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Die Ausgangsstruktur der Kind-Maschine sei, ähnlich wie das Gehirn eines Neugeborenen, weitgehend zufallsbestimmt. Damit man sie erziehen kann, bräuchte sie Sinnesorgane und Organe, um sich zu äußern. Sie bekäme Aufgaben in einer geeigneten Form vorgelegt. Ähnlich wie ein Kind würde sie Antworten probieren, die anfangs fast immer falsch wären. Der Lehrer reagierte mit Bestrafungs- oder Belohnungs-Signalen. Mit der Zeit bildete sich in der Maschine ein Satz bewährter  Methoden heraus, ihr Charakter. Hat man das Lernverhalten dieses Kindes eine Weile beobachtet, würde man allgemeine Erziehungsrichtlinien definieren und ebenfalls in die Maschine programmieren können. Man könnte das System dann eine ganze Weile laufen lassen und darauf wie eine Art 'Schulinspektor' einbrechen und sehen, welcher Fortschritt gemacht wurde. (Grassmuck)

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In dieser Hinsicht ist die Besessenheit ein paralleles Phänomen zur Entstehung des Theaters im 16. und I7- Jahrhundert. Der Übergang vom mittelalterlichen Karneval zum Theater des 17.  Jahrhunderts findet zu einer Zeit statt, als das Bild, das die Gesellschaft von sich selbst hat, sich lokalisiert, objektiviert und miniaturisiert, indem es aufhört, populäre Liturgie zu sein. Auf der kleinen Bühne der Besessenheit spielt sich eine Modifizierung erkenntnistheoretischer, politischer und religiöser Strukturen ab. Schließlich versuchte ich zu analysieren, wie die auf dieser Bühne in ein paar wenigen Jahren stattfindenden Verschiebungen den Wert eines Symptoms für den Kampf, der zur selben Zeit den ganzen Sozialkörper veränderte, erhielten.  Loudun ist abwechselnd ein Metonym und eine Metapher, die es ermöglicht zu verstehen, wie eine »Staatsräson«, eine neue Rationalität, die religiöse Vernunft ersetzt. Diese erste Studie mit dem Titel La Possession de Loudun versuchte, das diabolische Schauspiel als ein soziales Phänomen zu verstehen; sie untersuchte die Regeln, denen das Spiel der Personen in der religiösen, medizinischen oder politischen Sphäre folgte, sowie die Beziehungen, welche die Prozesse sozialer Akkulturation zu einer Logik des Imaginären unterhielten...

... Ein Diskurs des Anderen?

Jetzt möchte ich eine Frage untersuchen, die ich bisher beiseite gelassen habe und die ich zunächst unter das Zeichen einer Übertretung der Besessenen selbst stellen möchte: Gibt es in der Besessenheit einen »Diskurs des Anderen«?

Anders ausgedruckt, mein erster Interpretationsversuch ließ einer Frage nicht genügend Raum, die dennoch am Horizont aufblitzte - d.h. gerade dem Diskurs der Besessenen, insofern als von diesem Diskurs gesagt wird, er werde von einem Anderen gesprochen.” Ein anderer spricht aus mir ”: sagt die Besessene.  Diese Frage konnte nur nach einer historischen Untersuchung des soziokulturellen Theaters, in dem sie auftaucht, behandelt werden.  In der Beziehung der Akteure von Loudun muß man aber die Kombination zweier dissymetrischer Positionen noch genauer analysieren - die der Besessenen und die ihrer Richter, Exorzisten, Ärzte usw. 

aus: Michel de Certeau: Das Schreiben der Geschichte
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18 - als Erscheinung, Werk, Bild, Skulptur, als Produkt, Wissen 
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„Im Steine schläft mir ein Bild, das Bild meiner Bilder. Ach, daß es im härtesten, häßlichsten Steine schlafen muß! Nun wütet mein Hammer grausam gegen sein Gefängnis. Vom Steine stäuben Stücke.“ (Zarathustra, 122)
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Die Frage, mit der die Würdigung der Ekeltechniken endete, ob nämlich Provokation als eine zentrale Strategie der modernen Kunst an ihr Ende gelangt ist, läßt sich nicht allein anhand ihrer Mittel beantworten. (Grasskamp)

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Es könnte sein, so spekuliert der Initiator des Symposions, der Mathematiker und Philosoph Ivar Hagendoorn, daß das Vergnügen am Schönen, Graziösen und Eleganten im Tanz darauf beruht, daß das Gehirn seine antizipatorischen Berechnungen von Bewegungen auf der Bühne eingelöst sieht. 

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Handlungswissen. Die drei Darstellungsmedien für die Erfahrung und das Wissen des Menschen, die Handlung, das anschauliche, wahrgenommene oder vorgestellte Bild und die Sprache (beziehungsweise ein anderes Symbolsystem). Es gibt ein Wissen, das im Ausführenkönnen einer Handlung steckt, das „enaktive Wissen“, es gibt ein Wissen, das wir uns vergegenwärtigen, indem wir ein anschauliches Bild betrachten oder es uns vorstellen, das „ikonische Wissen“, und es gibt jenes Wissen, das wir uns in Zeichen repräsentieren: das „symbolische Wissen“. (Bruner)

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Wer Projekte für den Stoff der Geschichte hält und Projektemacher für ihre Leistungsträger, den interessieren wie A. Kluge Heere mehr als Fabriken, Gerichte mehr als Verwaltungen, Expeditionen mehr als das Leben in den Städten.  Denn das eine ist die Welt begrenzter Aufgaben, sie besteht aus Handlungen, die aufhören, wenn sie ihren Sollwert erreicht haben, das andere hat kein Ende in sich.  In griechischen Begriffen: Kluge befaßt sich mit Technik und Poesie, nicht mit Theorie und Praxis, Produktion, nicht Kontemplation ist sein Metier. 

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Damit es zur Übertragung dieser technischen Lösung in einen neuen Kontext kommen konnte, bedurfte es, wie man im Rückblick sehen kann, nicht nur eines bestimmten kulturellen und sozialpolitischen Umfelds, sondern auch der Bereitschaft, sein Handeln "bestimmen zu lassen".

Eine parallele und zugleich alternative Sequenz von Gedanken zur Entstehung von Wissen setzt ein mit der Beobachtung einer besonderen Nähe zwischen dem Begriff der Emergenz und dem Begriff des "Phänomens".  Entsprechend der ursprünglichen griechischen Bedeutung dieses Wortes ist ein Phänomen etwas, das "erscheint", etwas, das "sich zeigt".  Könnte man daraus schließen, daß Phänomene ausschließlich in Prozessen der Emergenz zutage treten und daß diese Emergenzen, damit sie wirklich zu "Erscheinungen" werden, die Dimension der Verkörperung und des Raumes einschließen müssen?  Wenn die Spekulation erst einmal diesen Punkt erreicht hat, dann liegt es nahe zu fragen, ob nicht - ganz entgegen unserer modernen philosophischen Tradition - die Entstehung von Wissen auf der Seite des Objekts einsetzen könnte, was implizierte, daß es die Objekte sind, welche sich ihre Beobachter-Subjekte auswählen.  Aber vielleicht ist der Gedanke an eine Priorität des Objekts gegenüber dem Beobachter-Subjekt allein rhetorisch wirksam, nämlich um zu zeigen, wie arbiträr die entgegengesetzte Grundannahme moderner Wissenschaft von der absoluten Priorität des Beobachters ist.  Eher als eine Prioritätsannahme für die eine oder für die andere Seite hat sich während des vergangenen Jahrzehnts in verschiedenen Wissenschaften der Gedanke einer gleichzeitigen Emergenz von Beobachter Subjekt und Gegenstand der Beobachtung durchgesetzt.

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flash-mob
Was ist das, wenn bei sengender Sonne plötzlich eine Handvoll Menschen auftauchen, Regenschirme aufspannen, zwei Minuten hochkonzentriert aus ihren Lieblingsbüchern vorliest und genauso plötzlich wieder verschwindet?
Unmotiviert klatscht ? Plattenläden stürmt und die Verkäufer mit Fragen nach nicht existenten Musiktiteln in den Wahnsinn treibt? Dada oder einfach gaga? Offensichtlich ein Riesenspaß. Denn das "Flash-Mob Fieber" aus den USA greift auch in Europa um sich. Flash-Mobs (von "flash crowd" - blitzartig auftauchende Menge) nennen sich jene spontanen Kurz-Meetings von maximal zehn Minuten. Das skurrile Gesellschaftsspiel, zu dem sich die Teilnehmer per Internet verabreden, hat auch in Köln schon den Praxistest bestanden. Im Netz standen die genauen Anweisungen: Um Punkt 17.07 Uhr vor dem Domportal die Hände in die Luft reißen, sich 15 Sekunden im Kreis drehen und "Ecki, Ecki, Ecki" schreien. Die Reaktionen waren die beabsichtigten: Kopfschütteln, verunsichertes Grinsen. Ein paar Meter neben dem "Mob" komplettierte ein kirchlicher Kinder-Chor die surreale Szene. Nach 15 Sekunden war der Spuk vorbei.
Was sich bekloppt anhört, ist es wohl auch - aber die Welt hat schon andere seltsame Freizeitbeschäftigungen kommen und gehen sehen: Extrembügeln, Sangria aus Eimern trinken, Pfahlsitzen. Verwunderlich ist schon eher, dass ein Mann wie der US-Medientheoretiker Howard Rheingold den Unfug als Teil einer sozialen Revolution einschätzt. Diese speise sich aus den Aktivitäten meist junger Leute, die ihr Leben mit Handy und Minicomputer koordinieren. Dazu zählten auch Drahtlos-Surfer oder Globalisierungsgegner, die spontan Demos via Handy organisieren. "Smart Mobs" nennt er das Phänomen von Leuten, die gemeinsam handeln, ohne sich zu kennen. Zur weiteren Erforschung sollte Rheingold in jedem Fall Ende August nach Zwiekau fahren. Dort soll eine euphorisierte Menge auf dem Georgenplatz vor dem Trabi-Denkmal niederknienen und zwei Minuten rufen: der Trabant, der Trabant, der hatte noch Verstand!"
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...TUN
Tun ist also absichtsvolles. zielgeleitetes Verhalten. Von CRANACH (1980) hat es jüngst wieder hervorgehoben. Dabei muß man allerdings sofort eine Einschränkung anbringen. Die Mittel, mit deren Hilfe er seine Ziele erreicht, setzt der Mensch häufig nicht bewußt ein. Man kann es auch anders sagen: Die Teil- und Zwischenziele seines Tuns und damit die Mechanismen seines Verhaltens sind dem Menschen häufig nicht bewußt. So braucht man ihn nur zu fragen. wie er eigentlich die Sätze seiner Rede konstruiere, oder wie er es anstelle, von einem Stuhl aufzustehen, um die fast vollständige Unkenntnis der Mechanismen des eigenen Verhaltens zu erkennen. Ja, BINET (1922) ist so weit gegangen, sogar das Denken als eine unbewußte Tätigkeit zu bezeichnen. Er wollte damit sagen. daß wir in unseren Denkprozessen zwar die hauptsächlichen Ziele kennen, daß uns die Schritte unseres Vorgehens und die sie leitenden Teilziele jedoch nicht bewußt sind. Diese geringe Bewußtheit der Teilvorgänge besteht insbesondere im Bereiche der Tätigkeiten, die stark in der Körperorganisation verankert sind, und im Bereiche der Automatismen. Ein Beispiel der ersteren sind die Wahrnehmungsvorgänge: Zwar wissen wir in der Regel sehr genau, was wir suchen oder betrachten, aber wie wir das tun, können wir nicht sagen. Ebenso bei einem Automatismus wie z. B dem Tanzen oder dem Nachsprechen eines Satzes: Das Wie unseres Vorgehens können wir nicht beschreiben. Wir sprechen in diesen Fällen von Tätigkeiten: von Wahrnehmungstätigkeiten und von automatisierten Tätigkeiten, in Anlehnung an den Sprachgebrauch der Physiologen und der Marxisten.
Gelegentlich ergibt sich die Notwendigkeit. von abgegrenzten Einheiten des Tuns zu sprechen. Wir verwenden dazu den Begriff des „Aktes, der an Aktivität, Tätigkeit erinnert. Ein Akt wäre daher das abstraktere Gegenstück zum Handlungsschema, der abgegrenzten Einheit des Handelns.
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Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun. Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten steigt. Wahrnehmung ist ein Erfinden, nicht ein Entdecken.
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Gedanken und Fragmente zu einer Kunst des Handelns
Handlungen sind Derivate (abgeleitetes) erster Ordnung, die ohne über Kultur vermittelte Orientierung gar nicht erst zustande kommen. ...
Als Aktion ist das Handeln primär narzisstisch. Der Mensch ist im Grunde ein Handelnder - die skandalöse Kontingenz des Bedeutungslosen: wir sind nicht gemeint.
- Handeln heißt Tatsachen schaffen, eine Welt realisieren, Werte begründen ohne Relationen Suspendierung von Ethik (?) Vita Activa.
- Verschiedene Typen des Handelns:
Anfangen, Praktiken, Taktiken, Strategien, Infamie, poetisches Handeln, symbolisch, etc.
- Handeln heißt bestimmen wollen, was geschieht. Alles Handeln nämlich geschieht in Räume hinein, wo bereits gehandelt wurde, in organisierte Räume mithin, von deren Organisation der Handelnde eine Vorstellung haben muss.
- Denn soll moralisch gutes Handeln (?) Leben möglich machen, indem es den manifesten Ausbruch stets latenter Gewalt verhindere, bedarf es einer Vorstellung davon, wie in der vorfindlichen Gesellschaft Gewalt bis anhin gebunden wird, an die Vaterrolle beispielsweise in patriarchalischen Gesellschaften, die es entsprechend zu repräsentieren und zu würdigen gilt. Ein handlungs-anweisendes Bild der bestehenden Machtverhältnisse also ist den Sinnen mit der Aufforderung zu gutem Handeln zu liefern, und auch dies ist eine Funktion, die Religion ausübt, wie besonders die modernen Sozialwissenschaften seit Emil Durkheim betonen.
Er nennt sie: ein System von Ideen, mittels dessen die Individuen sich ihre Gesellschaft und ihr Verhältnis zu dieser Gesellschaft vorstellen.
Wie jedes soziale Handeln heißt auch erzieherisches Handeln: bestimmen wollen, dass das gute (Anziehende) geschieht, dass es mit anderen geteilt wird und dass es sich mitteilt, also bewusst geschieht. Aber die Polarität und Spannung des Zusammenlebens kann das Bestimmenwollen nicht aufheben. Je stärker es sich auffährt, desto stärker sind die Gegenkräfte, die es selbst hervorruft. Mit dem Anziehenden bringt es das Abstoßende, mit dem gemeinschaftlich Geteilten das Ungeteilte, mit dem bewusst Bewegten die verborgenen Gegenbewegungen hervor. Die Macht des Handelns bricht sich an der Widersprüchlichkeit der Werte, der Widersetzlichkeit der anderen, der Untergründigkeit des Beziehungslebens.
Ihren stärksten Widerpart aber hat menschliche Macht in der Zeit. Jedes Bestimmenwollen gilt nur zum Zeitpunkt der jeweiligen Gegenwart. Es wendet sich damit ob von allem, was bisher geschehen und gemacht worden ist. Und es versucht, vorweg zu bestimmen, was geschehen und gemacht werden wird. Diese Anmaßung einer ständig vergehenden Gegenwart gegenüber einer andauernden und bestimmten Herkunft und einer unbestimmten Zukunft wird bestraft: Immer sind die Folgen des Bestimmenwollens anders als gewollt.
Der größte Widerstand ist dem Handelnden das Reagieren - die Reaktion.
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19 - als Ablagerung, Sediment, Lager,  als Repräsentation, Material 
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Repräsentationshandeln und Wahrnehmung. Die Rechnerkapazitäten stiegen und stiegen, aber mit der Nachbildung von intelligentem Verhalten ging es nicht recht voran. Die Repräsentationstheorie schien zunächst einer wichtigen Eigenschaft menschlicher Kognition Rechnung zu tragen: ihrer Flexibilität.  Menschen kommen nicht nur mit Situationen klar, die sie schon einmal erlebt haben, sondern ebenso mit davon abweichenden.  Viele Informationen, die bei Computersimulationen expliziert werden müssen, müssen bei "situierter Handlung" vielleicht gar nicht repräsentiert werden, weil sie in der Umgebung vorliegen.  So braucht ein "echter" Handelnder nur davon auszugehen, daß die Welt im großen und ganzen beständig ist.  Er braucht sein Gedächtnis nicht damit zu belasten, daß sich Tische nicht in Luft auflösen oder Stühle nicht zur Decke schweben. (M. Lenzen)

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Laurel erklärt diese Offensichtlichkeit daraus, daß die wesentliche neue Fähigkeit des Computers verstanden wurde, Handlung zu repräsentieren, an der Menschen teilnehmen können.

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Neuronen für Ich und Du

Schwierige Zuschreibung: Handlungen und ihre Akteure - Für gewöhnlich wissen Menschen, was sie tun.  Sie wissen, daß sie vor dem Fernseher sitzen und ein Fußballspiel verfolgen und nicht selbst hinter dem Ball herhetzen. Intuitiv scheint dies kein großes Problem zu sein - man spürt doch einfach, ob man handelt oder nicht: Diese Handlung fühlt sich an wie meine, also ist es meine. Doch diese Intuition ist falsch. Die innere Selbstwahrnehmung spielt kaum eine Rolle, wenn Menschen sich ihrer Handlungen bewußt werden. Menschen identifizieren Handlungen vielmehr zuerst unabhängig von einem Handelnden und sind dann auf externe Reize, etwa visuelle Rückmeldungen, angewiesen, um festzustellen, wer sie vollbringt (Jodlle Proust, „Awareness of Agency: Three Levels of Analysis“, in: Neural Correlates of Consciousness.  Empirical and Conceptual Questions, Hrsg. von Thomas Metzinger, MIT Press 2000).

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Index:

Die Kunst der Handlung, die Performance.
1. Entwickeln und Erstellen des jeweilig auf die Situation abgestimmten Rahmen oder Modell.
2. Handlung als Gravitation. Erzeugen von Atmosphäre und Klima, Gewichtungskonfigurationen. Allotropie des Alltags, Rapport in der maximalen Schwingung jedes Einzelnen.
3. List und Liste der Bewegung. Prozessmoderation, der Serviceraum, Brownsche Bewegung.
4. Semantische Route, Rückkopplungsschleifen, Subversion des Ereignisses. Verlaufsoffene Verkehrswege.
5. Netzverhalten: aktive Knoten - aktivierte Knoten - inaktive Knoten, Das Lösen von zufallsbedingten Identitäten und lokal beschränkten Loyalitäten.
6. Service als parallele Strategie, Handlung als Punktattraktor - gebildet um Wort, Begriff, Bild, Symbol, Situation, etc. Die Wirkung.
7. Kulturtheoretische und gesellschaftspolitische Bedeutung - Nullpunktstrategie:
im Sinne der Zahl ( Nichts, die Leere)
im Sinne der Ziffer (Ort im Stellensystem) zwei unvereinbare, unvermittelbare Strategien, das
Kenozeichen.
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20 - als Sammlung, Environment als (kunst-) historisches, Museum, Re-Präsentation 
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Für Habermas bleibt Kunst am Niveau der Repräsentation, abgeschottet von der materiellen Realität und von Ort-Zeit-Strukturen der Praxis und kann daher nicht als so ideales Mittel wie Sprache zur Entfaltung kommunikativer Handlungen angesehen werden.
21 - als Leistung  als Markt 
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Im berühmten Auftakt des Dritten Buches von "Krieg und Frieden" redete Tolstoi einer stark eingeschränkten Willensfreiheit und einer Zwangsläufigkeit der Geschichte das Wort.  Berlin hielt einem solchen Denken vor, es ignoriere eskapistisch "die Existenz eines begrenzten, aber nichtsdestoweniger wirklichen Bereichs menschlicher Freiheit".

Die "conversazione", so nennen die University Professors ihren Gedankenaustausch, begann mit einer fulminanten Widerlegung Tolstois durch den jungen britischen Historiker Andrew Roberts.  Am Beispiel Churchills erläuterte er, wie stark die europäische Gegenwart vom Handeln eines Mannes bestimmt wurde und wie wenig zwangsläufig sowohl Churchills Handeln als auch seine bloße Existenz war.  Von diesem ersten und fast entscheidenden Schlag erholte sich das Lager der Zwangsläufigen erst am nächsten Tag, als der Journalist Bryan Appleyard in seiner Analyse der Marketingstrategie von Microsoft klarmachte, wie determiniert unsere Entscheidungen in wesentlichen Bereichen unseres Lebens sind und sein werden.  Fareed Zakaria, Chefredakteur von "Newsweek International", argumentierte, daß ökonomische Faktoren und nicht moralische Entscheidungen den erfolgreichen Übergang zu einer demokratischen Regierungsform garantieren.  Der Physiker Gerald Holton schließlich nannte die Geschichte naturwissenschaftlicher Entdeckungen "zwangsläufig" trotz unserer Romantisierung großer Entdecker.

Es entstand nun das düstere Bild einer Welt moralischer Entmündigung durch materielle Zwänge..

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Das institutionelle Milieu der städtischen governance

Ein institutionelles Milieu ist die Gesamtheit der formellen und informellen politischen und verwaltungsbezogenen Arrangements, die die Wechselwirkungen zwischen strukturellem Kontext, politischer Kultur und Akteuren moderiert. Auf der formellen Seite, dem institutionellen Rahmen, sind die Einrichtungen der öffentlichen Hand, die politischen Parteien, die Interessengruppen und

organisierte Partnerschaften zu erwähnen. Die informellen Steuerungsmodi definieren die Beziehungen zwischen und in den politischen Institutionen Die Stärke vergleichender kultureller Analysen liegt in einer Erklärung der historischen Wurzeln von Werten, die bestimmte Formen von governance auch in Zeiten strukturellen Wandels stützen. Hier liegt aber auch die Schwäche der Ansätze: Sie erklären Stabilität besser als Wandel. Kulturelle Traditionen widersetzen sich Veränderungen im Hinblick auf politische Normen und Praktiken. Um Wandel hinreichend erklären zu können, müssen also andere Ansätze hinzugezogen werden.

Rationale Akteure
Die dritte, aus der Mikroökonomie abgeleitete Strömung stellt das Eigeninteresse der Handelnden in den Mittelpunkt. Indem rational und strategisch vorgehende Einzelpersonen ihre eigenen Ziele verfolgen und dabei die wahrscheinlichen Vorgehensweisen der anderen Beteiligten in ihr Kalkül einbeziehen, entstehen erst kollektive Entscheidungen.

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Virales Marketing heißt hier, eine Botschaft mit einem Wert anzureichern, den der Empfänger für seine eigene Kommunikation nutzen kann. Ideen brauchen Evangelisten. 

Bei der Ausbreitung von Seuchen spielen Überträger mit einer hohen Anzahl sozialer Kontakte eine Schlüsselrolle. Nicht anders ist es bei der Verbreitung von Ideen und Innovationen. Technologische Innovationen werden eine bestimmte Zeit lang nur zwischen Mitgliedern einer besonders anfälligen Gruppe kommuniziert. Soll sich eine Idee schnell und weit verbreiten, müssen die richtigen Leute auf sie aufmerksam werden, Leute, die sie verstehen, ihre Bedeutung einschätzen, ihnen Vorzug gegenüber bereits Bekanntem geben, die sie auf den Markt bringen, kaufen und anwenden. Ideen brauchen Evangelisten, die möglichst vielen kontaktfreudigen Bekannten von ihr erzählen. Ideen brauchen auch Agenten des Wandels, die Verbrauchtes umpflügen und den Mut haben, Neues zu implementieren.

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Mit "rational choice" ist gemeint, daß einzelne Individuen eine rationale Auswahl unter sich bietenden Handlungsalternativen treffen und damit eine freilich nicht notwendigerweise materiell verstandene Nutzenmaximierung betreiben (vom Hedonismus bis zum Altruismus ist der "Nutzen" für alle Werte offen).  Kollektives Verhalten wird hier als das intendierte oder nicht intendierte Ergebnis solcher individueller rationaler Handlungen erklärt.
22 - als Ereignis als Entertainment, Sport, Öffentliche Show
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Gegenwartskultur sich zunehmend "nicht mehr in Werken, sondern in theatralen Prozessen der Inszenierung und Darstellung" konstituiere. . Das Spektakuläre, die Kultur der "Events", mache sich breit. Das "Sich-in-Szene Setzen" wird zum gemeinsamen Nenner von Firmen, Parteien, Kirchen, Sportklubs usw. Es geht dabei wesentlich um das kalkulierte Schaffen eines positiven Images von sich selbst, das man öffentlich zur Schau stellt. Die Wirklichkeit scheint sich dabei immer mehr zu verflüchtigen. Sie wird als Inszenierung erlebt.

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Medialen Theatralität. Schiebt sich ein Medium wie etwa das Fernsehen zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit, steht die Authentizität der wahrgenommenen Wirklichkeit in Frage. Diese wird in hoch technisierten und professionalisierten Prozessen fabriziert und inszeniert. 
23 - organisierende Institution  als Macht, Politik
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Kampfhandlung: Handlung und Antworthandlung 

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Der amerikanische Aufmarsch ist inzwischen so weit fortgeschritten, daß es keine Umkehr mehr gibt, außer man wäre bereit, diese mit erheblichen Kosten zu begleichen. Die auf eine Kriegsvermeidung, also den Rückzug der amerikanischen Flugzeugträger und Bodentruppen, setzenden Positionen gehen davon aus, daß dann alles wieder so wäre, wie es vor dem amerikanischen Aufmarsch gewesen war. Oder sogar noch besser, weil die Waffeninspektionen der UN im Irak ja weiterliefen. Aber diese Sichtweise verwechselt das Feld der Strategie mit dem des Verwaltungshandelns.
Im administrativen Bereich lassen sich Entscheidungen rückgängig machen und der ursprüngliche Zustand wiederherstellen. Bei strategischem Handeln ist dies prinzipiell unmöglich, besteht es doch aus einer dynamischen Abfolge von Handeln und Gegenhandeln. Im administrativen Bereich ist Nichthandeln tatsächlich auch Nichthandeln; im strategischen Bereich ist Nichthandeln dagegen eine bestimmte Art des Handelns, auf das die Gegenseite wiederum reagiert. Und auch für sie gilt, daß Nichtreaktion selbst eine Form der Reaktion ist... Es gehört zur Grammatik strategischen Handelns, daß sich diese Situation in allen Konflikten immer aufs neue wiederholt, mag in der Retrospektive auch alles ganz anders aussehen. Was wären die vermutlich zu zahlenden Kosten eines Rückzugs der amerikanischen Streitkräfte am Golf?
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Der größte Widerstand ist dem Handelnden das Reagieren - die Reaktion.

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In staatspolitischer Rhetorik ist Intervention meist ein Synonym für Überfall, eine Aktion, die eine bereits existierende oder früher bestehende Machtbeziehung wieder herstellt bzw. transformiert. 

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Dieses Anwachsen der Gewaltmittel sei nicht primär auf den technischen Fortschritt und seine Erfindungen zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, „daß der politisch-öffentliche Raum nicht nur in dem theoretischen Selbstverständnis der Neuzeit, sondern in der brutalen Wirklichkeit zu einem Ort der Gewalt geworden war“. Dadurch sei auch der Anschein entstanden, daß Macht und Gewalt dasselbe wären, was, so gibt Arendt zu, unter modernen Bedingungen in der Tat weitgehend der Fall sei.

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Arendt Machtbegriff sagt, daß sich überall dort, wo Menschen sich versammeln und zusammen handeln, Macht entsteht. 

Macht entstehe zwischen den Menschen, sie sei in jeder Ansammlung von Menschen potentiell vorhanden und hänge eng mit dem öffentlichen Bereich zusammen, der wiederum „auf dem handelnden und sprechenden Miteinander der Menschen beruht. Was einen politischen Körper zusammenhält ist sein jeweiliges Machtpotential, ...“ Dabei müsse Macht immer wieder neu realisiert werden, sie könne nicht gespeichert werden. „Macht ist, was den öffentlichen Bereich, den potentiellen Erscheinungsraum zwischen Handelnden und Sprechenden, überhaupt ins Dasein ruft und am Dasein erhalte."

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Kommunikative Handlungsmodell. Ina Paul Horn betont die Besonderheit von Arendts Ansatz: „Die entscheidende Pointe in der Differenzierung von Macht und Gewalt liegt im Gewinn einer horizontalen Perspektive des Miteinander-Handelns, während in der Einsetzung von Macht und Gewalt nur die vertikale Sicht des oben und unten angelegt ist.“ Solange zwischen Macht und Gewalt nicht unterschieden werde, sei Handeln streng genommen unmöglich, erst Arendts Differenzierung eröffne die Sicht auf einen potentiellen politischen Handlungsraum.

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Alles Handeln nämlich geschieht in Räume hinein, wo bereits gehandelt wurde, in organisierte Räume mithin, von deren Organisation der Handelnde eine Vorstellung haben muß.  Denn soll moralisch gutes Handeln Leben möglich machen, indem es den manifesten Ausbruch stets latenter Gewalt verhindere, bedarf es einer Vorstellung davon, wie in der vorfindlichen Gesellschaft Gewalt bis anhin gebunden wird; an die Vaterrolle beispielsweise in patriarchalischen Gesellschaften, die es entsprechend zu repräsentieren und zu würdigen gilt.  Ein handlungsanweisendes Bild der bestehenden Machtverhältnisse also ist den Sinnen mit der Aufforderung zu gutem Handeln zu liefern, und auch dies ist eine Funktion, die Religion ausübt, wie besonders die modernen Sozialwissenschaften seit Emil Durkheim betonen.  Er nennt sie: ein System von Ideen, mittels dessen die Individuen sich ihre Gesellschaft und ihr Verhältnis zu dieser Gesellschaft vorstellen.

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Ihren stärksten Widerpart aber hat menschliche Macht in der Zeit.  Jedes Bestimmenwollen gilt nur zum Zeitpunkt der jeweiligen Gegenwart.  Es wendet sich damit ab von allem, was bisher geschehen und gemacht worden ist.  Und es versucht, vorweg zu bestimmen, was geschehen und gemacht werden wird.  Diese Anmaßung einer ständig vergehenden Gegenwart gegenüber einer andauernden und bestimmten Herkunft und einer unbestimmten Zukunft wird bestraft: Immer sind die Folgen des Bestimmenwollens anders als gewollt.  Die Diktatoren führen es vor: Je stärker der Wille zur Gestaltung, desto stärker weicht das Ergebnis von ihm ab.  So zeigen Herkunft und Zukunft dem gegenwärtigen Handeln die Zähne ihrer Macht: die Macht der Zeit.  Es sind nicht „die Kräfte der Beharrung“, die den politisch-militärischen, pädagogischen und jetzt wieder philosophisch-gentechnologischen Machtträumen der Gegenwärtigen entgegenstellen, sondern im Gegenteil die ständigen Bewegungen und Gegenbewegungen des sozialen Lebens im Fluss der Zeit.  Sie bewahren vor den Eindämmungen und Erstarrungen, die unweigerlich eintreten würden, gelänge es den Fantasten, die Zukunft auf die gegenwärtigen Konzepte von besseren Menschen und besserer Gesellschaft festzulegen.

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Wie ein Gewebe legen sich soziale Einrichtungen, Institutionen und Strukturen der Verbindlichkeit über eine Gemeinschaft, ein Volk , ein Land. Der diktatorische Diskurs übt seine Allmacht aus, indem er dieses Gewebe sytematisch zerstört. Wenn alles ausgelöscht ist, die Gemeinschaft in ein Vakuum gestoßen wurde, dann erst geht das Gesetz des Handelns auf ihn über.

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Politische Opferkulte - wenn man so drin hängt, dann flieht man nicht.

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Die Handlungen eines Souverän kann einem Menschen das Leben kosten.
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24 - als Zeichen, Mal, ( Zwischenraum)  als Struktur, Feld, Konfiguration
1. Eine Handlung zielt darauf hin, eine Beziehung zwischen Elementen zu verwirklichen. 
2. Die Beziehung zwischen den Elementen kann temporärer oder dauernder Natur sein. 

3. Vor dem Vollzug sind die Handlungselemente unverbunden. Sie sind erst „Material“. Im Vollzug werden sie verknüpft. 

4. Die Elemente in Handlungen können sein: Sachen, Vorgänge, Personen, fremde Handlungen, eigene Handlungen bzw. abstrakte Beziehungen innerhalb derselben. 

5. Ein besonderes Handlungselement ist die eigene Person und der eigene Körper. 

Ein Sonderfall des Handelns ist das geordnete Lösen einer Beziehung. 

6. Die Handlungselemente bringen gewisse Eigenschaften in die Handlung mit. Durch ihren Einbezug in die Handlung erwerben sie ein neues Rollen-merkmal. Dieses gibt ihre Rolle in der Handlung an oder, was das gleiche besagt, ihre Relation zu den anderen beteiligten Elementen.

7. Ein Handlungsschema kann auf neue Situationen und Gegenstände übertragen (angewendet, transferiert) werden. 

8. In Handlungen enthaltene physikalische Prozesse werden vom Handelnden zum einen Teil direkt und fortlaufend gesteuert. Er kann sie aber auch für eine Zeitlang gemäß ihren eigenen, sachlichen Gesetzen „laufen lassen, um ihr Ergebnis dann wieder als Element in den Fortgang der Handlung einzubringen. 

9. Handlungen nutzen Naturgesetze, insbesondere Kausalbeziehungen, indem sie die aufeinander wirkenden Elemente zusammenbringen und zum Teil die abhängige Variable über die unabhängige, aber manipulierbare Variable steuern.

10.. Auf Menschen bezogene Handlungen lösen psychologische Prozesse aus. Diese werden vom Handelnden zum Teil direkt und fortlaufend gesteuert, zum anderen Teil läßt er sie für eine Zeitlang gemäß ihren eigenen psychologischen Gesetzen „laufen“, um ihr Ergebnis dann wieder als Element in den Fortgang sein er Handlung einzubeziehen. 

11. Eine Bedingung ist ein für das Gelingen einer Handlung notwendiges, abstraktes Element. Eine variable Bedingung ist ein Handlungselement, das mit dem Handlungsergebnis kovariiert. 

12. Ein Mittel ist eine Handlungsbedingung, also ein Handlungselement, über die/das der Handelnde verfügt. 

13. Eine Mittelhandlung realisiert ein Zwischenziel in einem komplexen Handlungsablauf oder ein Element, das in der Folge weiterverarbeitet wird.

14. Eine TOTE-Handlung im Sinne von MILLER, GALANTER & PRIBRAM (1960, deutsch 1973) erzeugt durch Wiederholen eines Aktes (a) oder durch seinen fortlaufenden Vollzug (b) ein Ergebnis, wobei der Impuls zur Wiederholung (a), bzw. zum Weitermachen (b) vom Ergebnis einer Vergleichsoperation ausgeht. Gegenstand des Vergleichs ist die Zielvorstellung und das beobachtete Handlungsergebnis. 

15. Es gibt zwei Arten von Handlungen und, allgemeiner, von Akten: frei aus dem Repertoire erzeugte und einer Gegebenheit nach konstruierte. 

16. Im Verlaufe des Lernens und der Entwicklung des Menschen werden immer neue Handlungsschemata aufgebaut, die immer neue Rollen von Teilnehmern an der Handlung und immer neue Beziehungen zwischen den Teilnehmern definieren. Die Zahl der möglichen Kasus ist daher grundsätzlich unbegrenzt. 

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„Es ist eine der Einsichten, die wir Habermas verdanken, dass jeder, der sich in kommunikativem Handeln engagiert, ob er es nun weiss oder nicht, sich damit auch auf eine normative Struktur einlässt, in der es um die Angemessenheit von Geltungsansprüchen und die Verpflichtung zu vernünftiger Kritik geht.“ .“ Das gilt prinzipiell für jeden, der Behauptungen aufstellt, Absichten verfolgt und praktische Pläne schmiedet. 

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 BARTLETT beschreibt es so:

„Unter einem Schema verstehen wir eine aktive Organisation von vergangenen Reaktionen oder vergangenen Erfahrungen, von der wir annehmen, daß sie in jedem gut angepaßten Organismus wirksam ist. D. h.: Schon bei der geringsten Ordnung und Regelhaftigkeit des Verhaltens ist eine bestimmte Reaktion möglich, weil sie zu anderen, ähnlichen. in Beziehung steht. Diese sind seriell organisiert, wirken jedoch nicht einfach als unabhängige Glieder, eines nach dem anderen, sondern als eine einheitliche Masse. Über die Schemata beeinflussen uns die Reaktionen und Erfahrungen der Vergangenheit. Alle hereinkommenden Impulse einer bestimmten Art oder einer bestimmten Sinnesmodalität bilden zusammen eine aktive, organisierte Ordnung‘.

Verhaltensschema also die folgenden charakteristischen Züge zu:

1) In den Schemata sind die vergangenen Reaktionen eines Organismus als aktive Organisation, also in gestalteter, strukturierter Form, lebendig.

2) Schemata sind innerlich gegliedert: Die konstituierenden Reaktionen stehen untereinander in spezifischen Beziehungen.

3) Diese Struktur sichert die Ordnung und die Regelhaftigkeit des Verhaltens und damit seine Anpassung an die Umwelt.

4) Die Schemata enthalten einesteils Ordnungen der Abfolge von Teilhandlungen, über diese hinaus aber Beziehungen der Koordination, die das Schema als Ganzes wirksam werden lassen.

5) Auch die Handlungsimpulse haben ihre Gestalt. die Ergebnis einer ordnenden Aktivität ist.

Das Schema ist der Niederschlag vergangenen Handelns. Es ist ein Element des Handlungswissens. Die Gesamtheit der Schemata. über die ein Mensch verfügt, stellt sein Handlungsrepertoire, seine Handlungskompetenz dar. Dabei ist es dem Menschen möglich, frei über die Elemente der Schemata ebenso wie über diese als Ganze zu verfügen: der Mensch muß lernen, seine Schemata in Elemente aufzulösen und darüber hinauszukommen, diese Elemente immer in der alten Ordnung zu reproduzieren. Und er tut es auch, denn er lernt, die konstituierenden Teile seiner eigenen Schemata anzuwenden, und sich in seinen Handlungen nicht bloß durch die Natur der Schemata, die als unveränderliche Einheiten fungieren, bestimmen zu lassen. Er lernt, seine eigenen Schemata zu reflektieren — eine Leistung, die durch das Bewußtsein, im exakten Sinn des Wortes. möglich wird. und die dem Bewußtsein seine überragende Rolle verleiht“ 

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Diese geringe Bewußtheit der Teilvorgänge besteht insbesondere im Bereiche der Tätigkeiten, die stark in der Körperorganisation verankert sind, und im Bereiche der Automatismen. Ein Beispiel der ersteren sind die Wahrnehmungsvorgänge: Zwar wissen wir in der Regel sehr genau, was wir suchen oder betrachten, aber wie wir das tun, können wir nicht sagen. Ebenso bei einem Automatismus wie z. B dem Tanzen oder dem Nachsprechen eines Satzes: Das Wie unseres Vorgehens können wir nicht beschreiben. Wir sprechen in diesen Fällen von Tätigkeiten: von Wahrnehmungstätigkeiten und von automatisierten Tätigkeiten, in Anlehnung an den Sprachgebrauch der Physiologen und der Marxisten.

Gelegentlich ergibt sich die Notwendigkeit. von abgegrenzten Einheiten des Tuns zu sprechen. Wir verwenden dazu den Begriff des „Aktes, der an Aktivität, Tätigkeit erinnert. Ein Akt wäre daher das abstraktere Gegenstück zum Handlungsschema, der abgegrenzten Einheit des Handelns. (BARTLETT)

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25 - als Ort, Raum, Stelle, Architektur als ortloses
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Räumlich und zeitliche Vernetzung von Handlungsketten ( N. Elias)

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Damit sind wir in Gibsons Cyberspace angekommen. Sechs Jahre hat es gedauert von der Science-Fiction bis zu ihrer technischen Umsetzung. Aus dem Turingschen Punktuniversum ist eine reiche und dichte Erlebnis- und Handlungsdimension gewachsen, eine home.wrl. Das Koordinatensystem dafür liefert die Mathematik, der Turing-Text die operativen Modelle. Aus der Theater-Metapher stammen die darstellenden Künste und die Bühneneffekte. Aus dem Spiel kommen das teilnehmende Element und die Herausforderung durch das, was auf dem Spiel steht Anerkennung für Meisterschaft, geistreiche Äußerungen, Stil, integrative Qualitäten und die Verrücktheit, sich etwas einfallen zu lassen, was noch nie jemand zuvor getan hat.

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Der Doppel-Horizont ist Spiel-, Handlungs-, Erlebnisraum. Ein vierdimensionaler Cyberspace als Grundlage für Arbeit, Vergnügen, Lernen und Community. Das Problem des Interface-Designs wird eher zu einem der Innenarchitektur. Aller Rede vom Verschwinden des Menschen zum Trotz erhält dieser sich dennoch als Maß der Dinge, verschwindet allenfalls der gutenbergianische Mensch. Die Punktwelt ist bewohnbar geworden, ein Habitat. Und wir teilen sie nicht nur miteinander, sondern auch mit kybernetischen Zeitgenossen. Turing hat uns eine Welt-Maschine beschert. Der heranwachsenden „Nintendo-Generation" dagegen, die die Kontemplation über Texte nicht zu ihrer grundlegenden Kulturtechnik zählt, sondern eine hohe Zahl von Interaktionen pro Minute mit virtuellen Bild- und Klangwelten gewohnt ist, bereitet diese Vorstellung keine Schwierigkeiten  (Volker R. Grassmuck)

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„Bevor das Handeln selbst überhaupt beginnen konnte, mußte ein begrenzter Raum fertig- und sichergestellt werden, innerhalb dessen die Handelnden dann in Erscheinung treten konnten, der Raum des öffentlichen Bereichs der Polis,.. " (H. Arendt)

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Das Verhältnis von Faktizität und Transzendenz läßt sich, in basaler Form, schon an der unserem "Körperschema" eigenen Räumlichkeit aufzeigen: In den unthematischen Vollzügen des Umgangs mit den alltäglichen Dingen sind diese nah oder fern, neben oder hinter mir, unterhalb oder oberhalb meiner eingezeichnet in eine Räumlichkeit, die meine Leiborganisation selbst mit sich führt. Indem ich diese axiale Raumstruktur, gesättigt durch lebensweltliche Erfahrungen, immer schon "mit mir bringe", ist es auch möglich, mich im dunklen Raume zu orientieren. Selbst wenn ich mich stoße, erlebe ich dies nicht lediglich als schmerzhaftes Ereignis auf meiner Körperoberfläche, sondern erfahre es als Widerstand gegen meinen gerichteten Bewegungsentwurf : Die raumgliedernde Intention kommt nicht zur Erfüllung. (Rudolf Süsske)

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Handlungen, die so zum Bild werden sind in der menschlichen Aufmerksamkeit, in der menschlichen Kommunikation existentieller als Informationstransfer, Wissensaneignung, etc. Sie ist die Berührung zwischen den Menschen, der Ort wo wesentliche Ereignisse in der ‘Mittlung’ liegen. Die ontische Polis.

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26 - als Bewegung  als Inszenierung, ( Zeit, Partitur) 
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Die Bewegungs-intentionen eröffnen mir allererst einen Raum

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Wenn wir einen Dialog haben, finden Handlungen statt - Handlung heisst nicht immer action, sondern: Zwei Leute - wir - sitzen am Tisch.  Sie haben eine Zigarette in der Hand.  Es würde schon was aussagen, wenn ich Ihnen kein Feuer gegeben hätte.  Jetzt habe ich Ihnen aber Feuer gegeben.  Solches muss man jeweils entscheiden.  Gebe ich das Feuer?  Wie gebe ich das Feuer?  Wie nehmen Sie die Zigarette?

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Kulthandeln - Gesten der Bewegung

Prokrustometrie im weiteren Sinne des Wortes ist jedoch nicht nur als ein Bett, auf welches lediglich Tote gespannt werden, sondern auch als Mikrokosmos des lebendigen Menschen zu verstehen.  Alle Lebewesen, die sich auf dieser Welt bewegen und ihre eigene Architektur bauen, unterliegen den Gesetzen der Prokrustometrie.  Die sechsfüßigen Insekten bzw. die Bienen bewegen sich so, daß sie sich jeweils auf 2 x 3 Fußwerkzeugei stützen, weshalb man vielleicht die These aufstellen könnte, daß sie. deshalb auch eine hexagonale Architektur bauen, während die vierfüßigen Wirbeltiere, die sich jeweils auf 2 x 2 Beine aufstützen, vielleicht gerade deshalb eine quadragonale Architektur bevorzugen.

Der Mensch als kultisches Wesen unterliegt den Gesetzen seiner inneren genetischen Struktur, und dieser Genotypus diktiert die Konstituierungsregeln des Phänotypus beziehungsweise des Verhaltens und der Haltung in der Ruhetage und in der Bewegung.  Die Anzahl der möglichen Handlungen und Haltungen ist beschränkt und kann so geordnet werden, daß keine inneren Widersprüche in dieser Ordnung auftreten.  Aus der Kultur von Lepenski vir ist eine Reihe solcher Haltungen und Verhaltensweisen überliefert und durch materielle Funde dokumentiert, wie etwa die Haltung der Toten in den Gräbern oder die Haltung der aufgefundenen Skulpturen.  Die Architektur der äußeren Raumgestaltung, vor allem aber der Innenräume kann durch ihre Funktion auf gewisse notwendige oder günstige Körperhaltungen hinweisen, Durch Analogien kann man aufgrund dieser bekannten und überlieferten Haltungen auch die übrigen, bisher unbekannten Verhaltensweisen rekonstruieren, um so sukzessive eine widerspruchsfreie Serie von Axiomen für Verhaltensweisen, kultische Bewegungen und Kulthandlungen aufzustellen.

Diese Haltungen, Verhaltensweisen und Handlungen können in fünf Grundtypen eingeteilt werden:

1. Gehen

2. Stehen

3. Sitzen

4. Liegen

5. Essen

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Spielhandlung?  Das Spiel „ergänzt“ in der Inszenierung den Text.

Der Text allein ist vollkommen langweilig!  Der Schauspieler erinnert sich ja auch in der Vorstellung nicht an den Text, sondern an seine inneren und äusseren Handlungen.  Er hat innere Handlungen, gedankliche Handlungen und emotionale Handlungen.  Wenn wir einen Satz sagen, denken wir nicht nur den Satz.  Ich kann zum Beispiel, während ich hier mit Ihnen über Regietheater rede, darüber nachdenken, wie ich es organisiere, dass Sie diesen Raum möglichst nicht mehr verlassen.  Das ist der sogenannte Subtext.  Ich hecke was aus, und obendrüber rede ich scheinbar ganz normal.  Jetzt heckt der Mensch aber nicht nur eine Sache aus, sondern «denkt» noch an andere Dinge.  Sie sind ihm nicht bewusst.  Dem Schauspieler müssen sie bewusst sein: Er muss Ihnen vorspielen, dass Sie glauben, es sei ihm nicht bewusst.  Das ist die Schwierigkeit des Probierens.

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Handlungsbewußtseins. Spiegelneuronen aktivieren also im Beobachter diejenigen motorischen Neuronen, die auch aktiviert würden, wenn er selbst diese Handlung ausführen würde. Spiegelneuronen sind aussichtsreiche Kandidaten für die neuronalen Grundlagen der Intersubjektivität. Man erkennt, was der andere vorhat, wenn die Handlung, die man ihn ausführen sieht, im eigenen Gehirn in denselben Strukturen abgebildet wird, die sie auch hervorbrächten, würde man selbst handeln. Dies stellt sämtliche gängigen Erklärungen des Handlungsverstehens auf den Kopf: Das Problem, das das Gehirn zu lösen hat, ist nicht, wie man dem anderen per Analogieschluß oder Verwendung einer alltagspsychologischen Theorie Handlungsabsichten zuschreibt.

(MANUELA LENZEN)

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Ich vertrete die These, daß diese Entwicklung vom »untitled event« in gewisser Weise vorweggenommen wurde.  Es vermischte die Grenzen zwischen den Künsten, indem es für alle den performativen Modus nicht nur dominant setzte, sondern als geradezu konstitutiv auswies.  Das Verhältnis zwischen Theater und den anderen Künsten wurde so grundsätzlich neu bestimmt.  Da alle als Performance vollzogen und beschrieben wurden, läßt sich die These aufstellen, daß sie sich - zwar nicht in einem Wagnerschen Gesamtkunstwerk, jedoch - im Theater bzw. als Theater vereinigten.  Damit sind sowohl Theater als auch die anderen Künste neu definiert: Theater ist als performative Kunst par excellence zu begreifen.  Denn es konstituiert sich durch das Zusammenspiel eben jener Faktoren, die aus meiner Sicht heute die Performance als modellbildend und den Begriff des Performativen als einen Schlüsselbegriff erscheinen lassen: eine spezifische Art der Raumwahrnehmung, ein besonderes Körperempfinden, eine bestimmte Form von Zeiterlebnis sowie eine neue Wertigkeit von Materialien und Gegenständen.  Es konstituiert und manifestiert sich hier eine bestimmte Weise des leiblichen In-der-Welt-Seins, das schöpferische Prozesse der Gestaltung und Umgestaltung fokussiert, in denen es die Performanz ist, über die man zur Referenz gelangt.  D. h. die Generierung von Bedeutungen erfolgt in Abhängigkeit von den Veränderungen, die durch wirklichkeitskonstituierende Handlungen - Sich-Bewegen, Sprechen, Wahrnehmen - hervorgebracht werden.  Die Kreativität des Handelns, wie Joas es in seiner Handlungstheorie genannt hat, tritt hier in den Vordergrund.
Erika Fischer-Lichte
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27 - als Prozess, der Akt, Handlung  als Film 
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Die Verfechter der dynamischen Systeme in den Kognitionswissenschaften schließlich beanstanden den statischen Charakter der klassischen Repräsentationen.  Ein dynamisches System kehrt nie in einen vergangenen Zustand zurück.  Repräsentationen, sofern man überhaupt noch von solchen sprechen kann, verändern sich ständig in Abhängigkeit vom wahrnehmenden System und seiner Umwelt.  Dynamische Prozesse, so ihre Verfechter, beschreiben die plastischen Kognitionsvorgänge besser als das klassische Modell.  Auch werden sie individuellen Unterschieden in kognitiven Vorgängen besser gerecht.

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Handlungstheorien des Übersetzens
- In Handlungstheorien des Übersetzens verlagert sich das Schwergewicht von den Texten (Sprache) und von den kognitiven Prozessen (Strategien/Methoden) zum Individuum Übersetzer 

- im Vordergrund stehen soziale Handlungen des Translators, die er ausführen muß, um zu einer interkulturellen Vermittlungsleistung zu kommen 

- in solchen Theorien wird der Übersetzer als professioneller Experte verstanden, der seine Situation analysieren muß, um zu einer adäquaten Übersetzung zu gelangen 

- Folglich muß die Übersetzerin in der Lage sein, mit Welten, Handlungen, Sachverhalten und Strategien professionell umzugehen, wobei erst die Welten aufzubauen sind und die Worte dann folgen. Daher ist translatorisches Handeln ein mentaler Transfer der TRL (des Translators – H.S.) in den Welten von AT und ZT, wodurch der AT seine Autonomie verliert, während der ZT den Sinn hat, Sachverhalte in Denkräumen-in-Situationen zu kulturieren. (Horn-Helf 1999: 89 über Holz-Mänttäri 1988) 

- die Handlungstheorie des Übersetzens besagt bei extremer Auslegung, daß Übersetzen vor allen Dingen interkulturell adäquates Neuschöpfen ist, zudem können Prozesse des AT-ZT Übersetzens mit der eigentlichen Herstellung des AT zusammenfallen (wie z.B. in der technischen Dokumentation, im technischem Schreiben).

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28 - als Bedeutungssetzung, Interpretation, Pragmatik als Diskurs, Symbol 
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Prosaisches Handeln 

Reale Personen gehen vor und zurück; sie entscheiden sich zwar für allgemeine Handlungsstrukturen, modifizieren diese aber unter Umständen. 

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pragmatische Handlung, 

..., dass das Prinzip zum Verständnis des Menschen die Handlung ist, weil nur der Mensch mit intelligenten Handlungen die Tatsachen der äusseren Welt verändert.  Wir wollen heute diesen Problemen nachgehen.  Man kann mit Prof. de Maday die Handlungen in zwei Klassen einteilen: Erstens in solche, welche als Mittel zur Herstellung von Tatsachen dienen.  Diese Tatsachen wiederum sollen künftigen Bedürfnissen des Menschen zur Verfügung stehen.  Zweitens in solche, welche eine unmittelbare Befriedigung oder ein unmittelbares Vergnügen mit sich führen.  Diese Handlungen sind also keine Mittel, sondern Zwecke in sich selbst.  Sie sind in gewisser Weise irrational.  Es ist weiter wichtig, dass die Handlungen der einen Klasse in die der anderen übergehen können, so dass wir noch sprechen müssen über drittens die Transformationen zwischen beiden Klassen.

(A. Gehlen)

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Das TOTE-Schema wird damit zum Baustein des Handelns. Es ersetzt das Reflexmodell. Es umfaßt die Prüfung der Situation, die Wirkreaktion, die Prüfung des Ergebnisses und eine Rückkopplungsschleife, die die Wirkreaktion so lange und so oft auslöst, bis Ist- und Soll-Zustand kongruent sind.

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Der Mensch ist das zur Entsagung fähige Tier.  Wer weiß, daß er morgen tot sein wird, mag essen und trinken nach Herzenslust.  Wer hingegen den harten Winter vor Augen hat, den er und die Seinen bestehen müssen, läßt sich vom Augenblick und dessen Bedürfnissen nicht gefangennehmen.  Er sorgt vor. Damit handelt er rational.

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Gestützt auf "unsere lebensweltlichen normativen Argumente und unsere Alltagspraxis", bezeichnet Nida-Rümelin  es deshalb als die "Grundintuition" seiner Konzeption struktureller Rationalität, daß Gründe für eine generelle Handlungsweise zugleich auch Gründe für diejenige singuläre Handlung seien, die dieser Handlungsweise entspreche.  Die Hintertür der die Folgen des eigenen Handelns im Einzelfall bewertenden und vergleichenden Klugheit ist den Handelnden damit versperrt...

... nach der Konzeption der strukturellen Rationalität werde eine Handlung gewählt, nicht weil sie einer aktuellen Neigung der handelnden Person entspreche, sondern weil sie Teil der von dieser Person gewünschten Struktur sei.  Insofern sei die Handlung autonom.

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"Wir alle spielen Theater" lautet der deutsche Titel eines modernen Klassikers der Soziologie, mit dem der Autor
Erving Goffmann in die soziologischen Erklärung alltäglicher Interaktionen eingeführt hat. WIe der Titel unschwer erahnen lässt, handelt es sich bei Interaktionen nicht um 'herrschaftsfreie Diskurse', sondern um ein 'Spiel' mit bestimmten und bestimmbaren Regeln und Rollen. Goffmanns Ansatz, der Begriffe wie "Rolleninstanz", "Interaktionsritual" und "Verhaltensmuster" benutzt, lässt an Konzepten der Authentizität grundsätzlich zweifeln.
Einiges von der Perspektive findet sich in neueren Entwicklungen der Systemtheorie wieder. Mit ihr wird es möglich, einerseits die Eigendynamik von Interaktionssystemen zubeobachten und andererseits die für die Kommunikation und in diesem Fall für Interaktionen relevanten Faktoren aufzuzeigen. Überdies wird es möglich, Bezüge zwischen Interaktionssystemen und Bewusstsein herauszustellen.
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29 - als soziale Rolle, Ritual,  als anthropologisches, ethnologisches Handeln
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Symbolisches Handeln akkumuliert  Legitimitätshandeln
Wie befangen muß ein Publizist sein, der eine Handlungstheorie vorträgt, die den Begriff des Unterlassens nicht kennt und mit der Möglichkeit der Wahl zwischen Handeln und Unterlassen auch das Recht des öffentlichen Räsonnements verneint? 

Fragt PATRICK BAHNERS Denn "wir können nur als selbst Handelnde kritisieren, und letztlich nur Handelnde sein". (K. H. Bohrer)

"das Appeasement-Ritual der angedeuteten Kreise" 

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Habermas unterscheidet vier grundlegende soziologische Handlungsbegriffe: das instrumentelle, das strategische, das normenregulierte und das dramaturgische Handeln. Zu dieser Unterscheidung gelangt Habermas, indem er fragt, aus welcher „Quelle“ sich das Handeln erklären läßt. 

Der Aktor bezieht sich in seinen Äußerungen immer auf ein Referenzobjekt, sei dies nun die objektive Welt existierender Sachverhalte, die normative Welt interpersonaler Beziehungen oder die subjektive Welt von Erlebnissen. (T. Altwicker)

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Milieuforschung. Es erfasst, wie das Leben im Überfluss seine eigenen, kaum für möglich gehaltenen Integrationsmuster schafft, wie Oberflächenphänomene tiefenwirksam und bindungsmächtig werden.  Und es erklärt so, warum Individualisierung nicht notwendig Auflösung bedeutet.

Lebensstilforschung, Erlebnisgesellschaft. Gesellschaftlichen Grossgruppen und ihre objektiven Bedingungen des Handelns.

limitierende, also Schranken setzende und disponierende Bedingungen. Feldtheorie, sozialer Ort, soziale Schichten und situative Abhängigkeiten.

Erlebnismilieu, Niveaumilieu, Harmoniemilieu, lntegrationsmilieu, Selbstverwirklichungsmilieu, Unterhaltungsmilieu. Jedem Milieu schwebt sein eigenes, spezielles Nonplusultra vor, und kaum etwas lässt die Unterschiede zwischen ihnen sinnfälliger hervortreten als dieses jeweilige "Erlebnisparadigma" im Handeln. (Gerhard Schulze)

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Typische Meme sind für Dawkins solche, die mit Verhalten zu tun haben: Ideen, Melodien, Redewendungen, Modetrends, wie wir Zähne putzen, Kaffeekannen formen oder Boote bauen. Wie biologische Organismen könnten Meme leben und sterben, aber vor allem können sie sich vermehren, indem sie andere anstecken. Je öfter sie wiederholt werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich noch schneller verbreiten, bis sie zukünftig auftauchende Meme blockieren.

Ideen können ansteckende Meme werden. Doch Ideen und Innovationen verbreiten sich, genau wie Viren, nicht von selbst. Sie brauchen soziale Interaktionen, um sich in neuen Umgebungen zu replizieren, und ihre Botschaft muss sich verankern. Solche Ideenviren nutzen zu ihrer Vervielfältigung und Verankerung verschiedene Motivationen, Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Lachen, Spielen, Erschrecken, Belohnen, Kommunizieren sind nützliche Haken zur Verankerung von Marketingviren. 

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Allen Handlungen ist der Grundzug gemeinsam, daß sie in die Welt eingreifen, eine Wirkung erzielen, was sie von den  "Operationen" unterscheidet. "basic action" (A.C. Danto), 

In seiner (Habermas) Konzeption eines "sozialwissenschaftlichen Handlungsbegriffs" werden den "Mechanismen der Handlungskoordinierung" und den Bedingungen, "unter denen Alter seine Handlungen an Egos Handlungen ‚anschließen’ kann" , d. h. der Frage, wie soziale Ordnung aufrechterhalten wird, größte Beachtung geschenkt. Zusammen mit dem steten Bemühen, den Aporien einer privativen Bewußtseinsphilosophie zu entgehen, erwächst die Tendenz, das konkrete, leiblich-sinnliche, situierte Individuum zu übergehen. 

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Der Autor Werner Kremp geht von der Vermutung aus, dass politisches Denken und Handeln sowohl der Bürger wie ihrer politischen Repräsentanten in einem gewissen, nicht unbeträchtlichen Ausmaß davon mitbestimmt werden, wie sie ihre Endlichkeit erfahren und wie sie diese Erfahrung verarbeiten. 

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Efferveszenz (aufbrausen, aufwallen)

Dieser in hohem Maße von Performativität gekennzeichnete Zustand, welcher sich in der existentiellen Communitas entfaltet, weist eine Parallele zu Durkheims Begriff der Efferveszenz auf einem durch verdichteten Aktionismus herbeigeführten Zustand kollektiver konzentrierter Erregung, in der vorübergehend die Grenzen zwischen dem Exterioren und Interioren aufgehoben sind und auf dem Wege dieser hoch expressiven Überschreitungen die Gemeinschaft bestätigt und bestärkt wird.

Monika Wagner-Willi, „Liminalität und soziales Drama“, in: Christoph Wulf u. a. (Hrsg.), Grundlagen des Performativen. Eine Einführung in die Zusammenhänge von Sprache, Macht und Handeln, Juventa Verlag, Weinheim 2001.
30 - als Magie, Katharsis, Ritual  als Therapie, Behinderung, Trieb, Symbol 
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Symbolische Gebärden Die Konventionen der altägyptischen Kunst schlossen die Anwendung von Verkürzungen absolut aus.Jede menschliche Figur mußte in einer klaren Silhouette gezeigt werden, die für uns etwas verzeichnet aussieht, denn jeder Körperteil ist so gedreht, dass er uns seinen klarsten „vorstelligen" Aspekt zeigt. Diese Forderung bereitete (zum Teil aus anatomischen Gründen) bei der Darstellung von Tieren und ihren Bewegungen weniger Probleme als bei Menschen und ermöglichte dadurch dem Künstler unseres Beispiels, die kleine Tragödie so rührend darzustellen. Aber wo Menschen aufeinander durch lebhafte Körperbewegungen reagieren, sei es bei gemeinsamen Tätigkeiten, sei es in Kampfszenen, kommt es manchmal durch diese Anforderung der "Lesbarkeit" zu derart gewaltsamen Verrenkungen und Verdrehungen, daß eine überzeugende Wiedergabe ausdruckshaltiger Bewegungen sehr erschwert ist. Wo bei Beziehungen zwischen Menschen die gesellschaftliche Stellung eine Rolle spielte, konnte man durch Anwendung einer sozialen Symbolik Klarheit erzielen. Es ist bekannt, daß in der ägyptischen Kunst ein Vornehmer größer dargestellt wird als ein Mensch auf einer niedrigeren Stufe der sozialen Hierarchie. Oft ist er auch mit einem Zepter oder anderen Insignien ausgerüstet, während diejenigen, die er anführt oder überwacht, in unterwürfigen Stellungen dargestellt werden. Es ist überdies, bekannt, daß alle Zivilisationen standardisierte symbolische Gesten entwickelt haben, die beinahe dem Vokabular einer Gebärdensprache gleichkommen. Ich habe weiter oben die Ansicht ausgesprochen ", daß diese ritualisierten Gesten, die beim Beten, bei der Begrüßung, beim Unterrichten oder als Ausdruck von Trauer oder Triumph, also bei Leichen- beziehungsweise Siegesfeiern angewandt werden, zu den ersten gehören, die man in der bildenden Kunst vorfindet. Sie lassen sich viel leichter den Konventionen eines vorstellen Stils anpassen als die spontanen Bewegungen, mit denen Menschen aufeinander reagieren. Solche zeremoniellen Handlungen sind ja eigentlich zeitlos! Der König steht vor seinem Gott, der Adlige empfängt Tribute, die Toten werden beweint: In allen diesen Fällen handelt es sich um ein Nebeneinanderstellen, was sich selbst in einem Stil, der eine realistische Darstellung eines bewegten Körpers ausschließt, eindeutig wiedergeben läßt. Wie man weiß, hat erst die griechische Kunst die Bezwingung der Erscheinung erreicht. Ich habe in meinem Buch Kunst und Illusion die Ansicht vertreten, daß das Streben, die Realität zu meistern, damit zusammenhing, daß der Kunst innerhalb der griechischen Kultur allmählich die Funktion zufiel, die Sagen und Mythen, von denen die epischen Dichter sangen, zu illustrieren und uns gleichsam vor Augen zu stellen." Wie immer das gewesen sein mag, sicher ist, daß die griechische Kunst Methoden entwickelte, das fehlen der Bewegung nicht durch Symbole, sondern durch die Schaffung von Bildern maximaler Instabilität zu kompensieren... Nicht-Handeln, Handeln ohne zu tun..

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Aber nun sah ich zum ersten Mal wieder einen Priester im Magnetfeld es Altars.

Was er sprach und sang, glitt an mir ab. Ich empfand es als weniger wichtig.

Wichtig war der Eindruck, dass er etwas tat. Dies Stehen und Armeausbreiten und Kreuzemachen war ein Tun. Der Priester arbeitete dort vorn. Was er mit den Händen tat, war ebenso entscheidend wie seine Worte. Und seinen Taten waren Gegenstände zugeordnet: weiße Leinentücher, ein goldener Kelch, ein goldener kleiner Teller, Wachskerzen, Kännchen für Wasser und Wein, die mondhafte weiße Hostie, ein großes in Leder eingebundenes Buch. Die Messdiener bedienten ihn in zeremonieller Weise, sie schlugen die Buchseiten für ihn um, übergossen seine Fingerspitzen mit Wasser und reichten ihm ein kleines Handtuch. Nachdem er die Hostie in die Höhe gehoben hatte, vermied er, mit Daumen und Zeigefinger noch etwas anderes zu berühren, und legte sie deshalb zusammen, auch wenn er den Kelch anfasste oder den goldenen Tabernakel aufschloss.

Es gibt gute Gründe, den Glauben, dass menschliche Handlungen irgendetwas bewirken, als Größenwahn zu betrachten. Von solchem Größenwahn kann der Gang über das wüste Gelände kurieren, auf dem einmal eine antike Großstadt gestanden hat, eine hellenistische Metropole voller Kunst, Geld, Energie und Erfindungsgeist. Und doch meinen viele, die sich weigern würden, an Engel zu glauben, dass, was in einer solchen Stadt gedacht und geschaffen worden sei, unfassbar, aber höchst wirksam weiterlebe und ein sich immer wieder materialisierendes Fundament für Neues bilde, das ohne diese Grundlage nicht entstehen könne. Von einer solchen Vorstellung ist es nur noch ein Schritt, eine Auswirkung materieller Handlungen auf rein geistige Regionen anzunehmen. Die Völker aller Kulturen haben dies geglaubt und deshalb als ihre höchste Handlung, den Inbegriff jeden Handelns, da mit der höchsten Wirksamkeit verbunden, angesehen. Das Opfern ist eine materielle Handlung, die eine geistige Wirkung anstrebt. Dieser Sprung ist aber nur für Idealisten absurd. Für Materialisten der steinzeitlichen Prägung ist alle Materie ohnehin so von Geist und Leben erfüllt, dass es aus ihr geradezu herausstrahlt. 

Martin Mosebach 

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Kulthandeln

Die Zirkelmessung in Makrodimensionen

Die Vermessung war bei den alten Ägyptern wahrscheinlich ein uralter und hochgeschätzter Kult, der in jedem einzelnen und im Gesamtkollektiv verankert war.  Sie war eine Handlung, die nur von Auserwählten, eigens dafür Geweihten, ausgeübt werden durfte, während das Geheimnis Gott selbst, dem Pharao, vorbehalten blieb.  Im Laufe der Zeit hatte sich diese kollektiv-unterbewußte Idee akkumuliert und in grandiosen Proportionen Gestalt angenommen, die, wenigstens nach dem heutigen Stand des Wissens, nicht mehr aus einem Vermessen mit Hilfe von Stock und Schnur erklärbar ist.  Dies beweisen die allgemein als solche identifizierten Pflöcke, die der Vermessung der Grundstücke dienten.  Unter den erhaltenen Typen von Pflöcken gibt es einige, die in bezug auf ihre Bearbeitung und Fertigung aus Stein eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Schraubdrehstein von Lepenski vir aufweisen.  Allerdings, wie man mit rationell-technischen Methoden nicht erklären kann, weshalb die Cheopspyramide genau den zehnmillionsten Teil des Erddurchmessers hoch ist, so kann man auch nicht erklären, weshalb sie gleichzeitig auch das Zentrum darstellt, von welchem aus das Nildelta abgezirkelt werden konnte, wobei natürlich infolge der Möglichkeiten, die das sogenannte heilige ägyptische Dreieck 3,4,5 bot, der abgeschlagene Kreisbogen unter einem Winkel von 90° vermessen wurde und nicht, wie in Lepenski vir, unter einem Winkel von 60°.

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Er arbeitet an seiner Seele wie ein Operateur, der sich ohne Betäubung ins eigene Fleisch schneidet.  Auch das Schauerlichste nimmt er an aus Gottes Hand.  Gott in allem finden: Darauf kommt es ihm an.  Am Anfang glaubt er noch, er müsse zur Ehre Gottes das Irdische verachten.  Er beginnt seine geistliche Laufbahn als Asket, will Kartäuser werden und nur noch Kräuter essen, schenkt seine Edelmannsgewänder einem Armen und kleidet sich in einen Sack, duzt die Vornehmen, will sich tothungern, bleibt nächtelang wach, läßt sich Haare und Nägel wachsen, schneidet sich bei Winterbeginn Löcher in die Schuhe, verweigert Hilfs- und Begleitungsangebote, um ausschließlich auf Gott angewiesen zu sein.  Das alles hat er selbst im "Bericht des Pilgers" überliefert.  Er ist damals zweifellos eine Art Gottesnarr.  Aber er lernt  viel daraus.  "In dieser Zeit behandelte Gott ihn auf die gleiche Weise, wie ein Schullehrer ein Kind behandelt, wenn er es unterweist." Ignatius ist ein gelehriger Schüler.  Er beobachtet sich mit kühlem Verstand.  Die inneren Regungen, Trost oder Trostlosigkeit, sollen ihm zeigen, was richtig ist.  Er entwickelt Regeln zur Unterscheidung der Geister.  Welchen Einflüssen ist zu folgen, welchen nicht?  In welchen spricht Gott zu mir, in welchen die ungeordneten Begierden? Er gilt als Mystiker.

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Handlungstechniken: Gnosis, Tantrik, Schamanismus. 
31 - als Erinnerungstheater, Gedächtnisraum, Mythologie  als Inhalt 
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32 - als Theater - als Philosophie. Theatralisches Handeln,  als Inszenierung, Schau-Spiel 

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Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit, hat Ludwig Wittgenstein vorgeschrieben 

Er (Bieri) strebte nach einer "philosophischen Genauigkeit", deren analytische Überzeugungskraft aufs engste mit den lebensweltlichen Erfahrungen verbunden ist, die jeder mit sich selbst macht, ohne sie klar artikulieren, wirklich verstehen und begründet billigen zu können.

Diesen Stil, der sich an den Werken Platons und Wittgensteins orientiert, hat Bieri als "Handwerk" charakterisiert.

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Der Regisseur Ernst M. Binder über seinen Zugang zur Theaterarbeit: "Im Theater muss man das Geld beim Fenster hinaus- schmeissen, ohne den Hintergedanken, es möge bei der Tür wieder hereinkommen. Eine Gemeinschaft MUSS sich Theater leisten, um nicht zur Gesellschaft zu verkommen. Denn Theater kann die Spannung zwischen dem Lärm der Straße und der Stille des Über-etwas-Nachdenkens wahrnehmbar und nachvollziehbar machen. Theater soll den Seiltanz des aus Kalkül Schweigenden mit dem in sich Hineinhörenden wagen. Theater muss den schmalen Grat vom lustvoll taumelnden Grenzgänger zu jenem, der bereits am Strick hängt, zitternd überschreiten. "We got the sky to talk about / And the world to lie upon." Ja, lieber alter Townes Van Zandt, deine Krücke war nie der Stock, auf den du dich stützen musstest am Ende deines Wegs, deine Krücke war immer das Verlorensein in dieser Wüste aus Sand und Eis: "Come mornin / I ll be through them hills and gone." 


Gerrit Confurius

"Mehr als das war nicht herauszubekommen. Es war seine Arbeit. Er war wie ein Gott – schiere Anwesenheit, schiere 

Wirkung." - Ein Satz aus einem Kriminalroman schwedischer Schule, von Arne Dahl, mit dem Titel "Böses Blut". 

Confurius begibt sich auf Spurensuche bei Tschechow, Pessoa, Jane Bowles, Patricia Highsmith, Shakespeare und Ovid: "Wir haben die Politiker und die Mörder, die wir verdienen. Sie sind das Personal unserer eigenen Inszenierungen."

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Lutz Ellrich

VOM POLITISCHEN THEATER ZUM THEATER DER POLITIK 

Metamorphosen der Souveränität.

Die gegenwärtige Gesellschaft wird zunehmend als Gesellschaft des Spektakels beschrieben. Begriffe wie Aufmerksamkeit, Prominenz, Verwischung von öffentlicher und privater Sphäre, Ästhetisierung, Medialisierung etc. sind im Umlauf. Man spricht sogar von einer Wiederkehr jener Theatralität, die für das Barockzeitalter charakteristisch war. 

Dabei wird freilich oft die unterschiedliche Funktion der so erstaunlich ähnlichen ‚Aufführungen’ übersehen. Die Theatralik der klassischen Souveränität, die einst auf den Bühnen ästhetisch dargestellt und reflektiert (und dadurch auch untergraben) wurde, hat eine andere Funktion als die medial inszenierte Demokratie, die heute so viele Kritiker findet. Es geht hier um neue Formen der Macht und um eine veränderte Beziehung von sichtbaren und unsichtbaren Mechanismen sozialer Kontrolle. Die entscheidende Frage lautet jetzt, ob und auf welche Weise die aktuelle politische Performance die Macht schwächt, steigert oder transformiert. 

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Platon trägt, bis heute vorbildlich, seine Philosophie in Dialogen vor. Darin läßt er, meist unter Führung von Sokrates, charakteristische Individuen in charakteristischen Situationen leitende Begriffe des alltäglichen Denkens und Handelns erörtern. Die Ergebnisse sind in der Regel keine Lehren, die beliebig übertragbar wären, sondern Orientierungen, die die Gesprächspartner instandsetzen, die Begriffe in unterschiedlichen Situationen angemessen zu gebrauchen. Es geht, bis heute, nicht einfach um Wissen, sondern um den rechten Gebrauch von Wissen. Im Dialog Lysis wird unter dem Thema, wie man Freundschaft gewinnen kann, zunächst erörtert und vorgeführt, wie Wissen erfolgreich oder erfolglos gebraucht werden kann. Im Dialog Charmides wird dann unter dem Thema der Besonnenheit weitergefragt, worin Wissen dann

selbst besteht, in einem ausdrücklichen, sprachlich artikulierten Wissen von diesem Wissen oder eben in seinem angemessen Gebrauch. Im Dialog Phaidros schließlich wird unter einem nicht mehr ohne weiteres zu identifizierenden Thema - es geht um Natur, Schrift, Liebe, Schönheit und Wahrheit, vor allem aber um das Reden selbst - entfaltet, wie Dialogpartner im Dialog selbst Gebrauch voneinander machen können.

Platon führt vor, wie Sokrates im Dialog mit Phaidros im Bann des Eros zu einer für ihn selbst überraschenden Bestimmung der Wahrheit kommt, nach der sie sich als Schönheit zeigt. So kann man den Phaidros, der bis heute zum Faszinierendsten gehört, was die europäische Philosophie hervorgebracht hat, als Dialog über den Dialog selbst lesen. Dafür spricht auch, daß der Dialog mit der berühmten Schriftkritik

schließt, nach der die Philosophie schriftlich fixierte "Lehren" vermeiden muß. 

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Brenda Laurel hat die Theater-Metapher für das Interface-Design nutzbar gemacht. „ Das Interface  ist nicht einfach das Mittel, durch das sich ein Mensch und ein Computer einander repräsentieren; vielmehr ist es ein gemeinsamer Kontext für Handlungen, in denen beide als Aktoren fungieren." „ Das Design dieser Benutzeroberfläche dürfe nicht an einer Bildschirm-Metapher ansetzen, sondern daran, was Leute darin machen wollen. Designer sollten eine Bühne bereitstellen für " vollständige Handlungsabläufe mit multiplen Aktoren ". Programme stellen, anders als die zur Schau gestellten Inszenierungen des Theaters, den Benutzer ins Zentrum der Handlung. (Volker R. Grassmuck)

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Vielmehr beschreibt „Geist“ die spezifische Art und Weise, wie Menschen in der Welt sprechen und handeln.  Normative Artikulation meint in diesem Sinn, dass geistige Wesen sich über die Regeln klar werden können, denen sie als Handelnde folgen, weil sie sie anerkennen; „inferenziell“ gegliedert ist alles, was sich nicht blind und naturwüchsig vollzieht, sondern in den „space of reasons“ eintritt: Wir können, so Brandom, für unser Tun und unsere Sätze Gründe liefern und fordern gleichzeitig die Gründe anderer Akteure und Sprecher ein.

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Neben der reflexiven Dimension besitzt das Theater auch eine illusorische und täuschende Kraft. Sie findet in unseren Tagen vor allem in den Medien, der Werbung und auch der Politik ihre ausgeklügelte, operative Verwendung.

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Darstellung erwiese sich dann als eine Dimension, in der das zur Äquivalenz kommt, was in solchen Doppelungen auseinander-gespannt ist.  Da diese vom Spiel bewirkt werden, bildet Spiel die Infrastruktur der Darstellung.  Denn Darstellung ist eine Figuration dessen, was sich im Spiel als die Verbindung des Gegenläufigen gezeigt hat.  Die Figuration ist daher weder das Bild einer nachgeahmten Gegenständlichkeit noch reine Erfindung eines Sachverhalts, da sie auf Gegebenheiten aufruht, mit denen allerdings im Spiel etwas geschieht.  Sowenig diese Figuration in einer bestimmten Position des Textes gründen kann, dessen Repräsentation sie dann wäre, so wenig ist sie strukturlos.  Dafür sorgt das Spiel sowohl durch die Form seiner Anlage als auch durch sein Gespielt werden.  Die Figuration wird folglich die Gegebenheiten aller Positionen des Textes sowie deren wechselseitiges Überspieltwerden gleichermaßen umfassen, wodurch Darstellung als Performanz Geschehenscharakter gewinnt.

Ist Darstellung eine durch Spiel gelenkte Performanz, so fragt es sich, wie die von ihr hervorgebrachte Figuration zu qualifizieren sei. ...

W. Iser
 
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Dies ist ein Zwischenschritt aus der 11. Performanc Art Konferenz " die Kunst der Handlung ", die im August 2005 eine weitere Ausformung in der 12. Performance Art Konferenz finden wird.

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" Kunst der Handlung ", etc.