Markus Lang
Fotografie im Wandel. An der Schwelle zur digitalen Fotografie
(Ausschnitt)
William J. Mitchell
Die Fotografie ist gegenwärtig einem großen Wandel unterworfen,
der durch die Entwicklung der digitalen Technologie ausgelöst wurde.
Dieser technologische Wandlungsprozeß betrifft die Fotografie in
ihrem Wesen, da Sie bisher immer als analoges im Sinne eines abbildenden
bzw. welthaltigen Mediums galt. Die Digitalisierung des fotografischen
Bildes in Form von binären Zahlencodes und die sich daraus ergebenden
Bildmanipulationsmöglichkeiten führen die Fotografie jedoch in
den Bereich der Fiktion bzw. der Simulation. Die digitale Fotografie emanzipiert
sich gewissermaßen von der Wirklichkeit.
Damit einher geht der Verlust des dokumentarischen Charakters der Fotografie.
Analogen Fotografien haftet der Mythos an, sie bildeten die Wirklichkeit
getreu ab und stellen somit eine Art Spiegel der Wirklichkeit dar. Die
digitale Fotografie birgt das Potential in sich diesen naiven Glauben völlig
zu erschüttern. In Zukunft werden Fotografien als Bilder gesehen werden,
die in einer Art tautologischen Rückkopplung nur auf sich selbst verweisen
und somit nicht mehr den Anspruch erheben können ein Spiegel der Realität
zu sein.
Kann man also vom Ende der Fotografie, oder zumindest vom Ende der
uns bis heute vertrauten Fotografie bzw. vom Anbruch eines postfotografischen
Zeitalters sprechen, das eine gänzliche Neubewertung des Mediums erforderlich
macht und unsere visuelle Kultur entscheidend beeinflussen wird?
Die weitreichenden Implikationen, die durch die Entwicklung der digitalen
Fotografie angesprochen sind, werden nachfolgend von verschiedenen Seiten
beleuchtet.
2. Ein kurzer Rückblick in die Historie eines verwandten Mediums
Aus kunsthistorischer Sicht läßt sich in der jüngeren
Geschichte der Tafelmalerei eine ähnliche Situation ausmachen, wie
sie derzeit in der Fotografie herrscht. Die Tafelmalerei wurde von der
Renaissance bis zur Mitte des 19. Jh. vom Primat einer perspektivischen
und wirklichkeitsgetreuen Darstellung beherrscht. Mit dem aufkommen der
Fotografie mußte die Tafelmalerei ein neues Selbstverständnis
finden, um nicht durch das neue Medium verdrängt zu werden. So war
für Baudelaire die Fotografie der Todfeind der Malerei und der Maler
Paul Delaroche sprach vor 150 Jahren angesichts der ersten Fotografien
davon, daß die Tafelmalerei tot sei.
Die Tafelmalerei erlebte jedoch in der Folgezeit eine große Blüte.
Um es genauer zu sagen nicht die Tafelmalerei an sich kam zu einem Ende,
aber eine gewisse Auffassung der Tafelmalerei verlor an Bedeutung. Die
Fotografie ermöglichte es der Tafelmalerei sich von einer bloßen
Abbildungsfunktion zu emanzipieren und somit zu einem kreativen Artikulationsfeld
zu werden in dem sich die geistigen Strömungen der Zeit in vielfältigen
Facetten (Kubismus, Futurismus, Surrealismus usw.) spiegelten.
Die Fotografie scheint vor einer ähnlichen Situation zu stehen
wie die Tafelmalerei vor 150 Jahren, es kündigt sich das Ende einer
bestimmten Auffassung von Fotografie an und der Neubeginn einer Fotografie,
die losgelöst von ihrer Abbildungsfunktion eine Autonomie entfalten
kann, die dem Medium einen völlig neuen kreativen Spielraum und Ausdruckshorizont
eröffnet.
3. Vom Wesen der analogen und der digitalen Fotografie
Der Sprung vom analogen zum digitalen Bild ist der Übergang vom
Bildpunkt zum Bit
von einem speziellen zu einem universalen Code, in dem das Bild als
visuelle
Information verschwindet und zur beliebig umwandelbaren Information
durch die
Ausgabe an peripheren Geräten wird.
Florian Rötzer
Eine analoge Fotografie ist nie weniger als die Aufzeichnung einer
Emanation, d.h. sie bildet Lichtwellen ab, die von einem Gegenstand ausgesendet
oder reflektiert werden. Jeder Bildpunkt einer analogen Fotografie hat
eine Entsprechung in der Realität. Bei der digitalen Fotografie liegt
weder die Evidenz der Aufzeichnung einer Emanation, noch die Sicherheit
einer Entsprechung zur Realität vor. Während die analoge Fotografie
von der Realität bestimmt wird, löst sich die digitale Fotografie
tendenziell von ihr ab. Der Bildraum der analogen Fotografie wird von ihrem
Referenten beherrscht, während der Bildraum der digitalen Fotografie
potentiell autonom ist. Im Bereich der digitalen Fotografie ist aufgrund
der Vielzahl der Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung ein Fotobild
mit analogem Charakter nur noch eine der möglichen Optionen.
Bei der analogen Fotografie schreibt sich das Licht, das vom abgelichteten
Objekt reflektiert wird in die lichtempfindliche kristalline Schicht des
Fotonegativs ein. Bei der digitalen Fotografie wird das Licht von einem
lichtempfindlichen elektronischen Sensor in elektrische Impulse bzw. binäre
Zahlencodes umgewandelt. Der das Bild repräsentierende Zahlencode
wird in der Folge auf einem Speichermedium aufgezeichnet. Während
das analoge Fotonegativ eine Eigenmaterialität besitzt, ist das digitale
Negativ ein binärer Zahlencode bzw. eine Folge von elektrischen
Impulsen ohne Eigenmaterialität. Dieser binäre Zahlencode, gewissermaßen
der Fingerabdruck des digitalen Bildes, ist im Gegensatz zum Negativ
des analogen Fotobildes, keinem Bildträger zugeordnet, d.h. er kann
beliebig zwischen verschiedenen Speichermedien transportiert werden und
in der Folge durch die Bearbeitung mit einem Bildbearbeitungsprogramm in
allen seinen Parametern modifiziert werden. Das digitale Fotobild hat eine
ausgeprägte Affinität zum Immateriellen, es hat gewissermaßen
keine wirkliche Natur als Bild mehr, sowie keine Eigenmaterialität
gegen postproduktionelle Eingriffe.
Der binäre Zahlencode in dem die Bildinformation des digitalen
Fotobildes abgespeichert wird, ist ein universeller Code, d.h. seine tatsächliche
Interpretation und Materialisierung erfährt er erst durch das ihn
verarbeitende Computerprogramm und die mit dem Computer verbundenen Ausgabegeräte.
Der universelle Code des digitalen Fotobildes kann somit nicht nur in eine
Fotografie, sondern auf Basis entsprechender Interpretationsalgorithmen
und Ausgabegräte z.B. auch in Töne oder bewegte Bilder transformiert
werden. Das digitale Bild ist also hinsichtlich seiner Materialisierung
unbestimmt.
Die Fotografie war von Anbeginn ihrer Entwicklung an durch ihre technischen
Grundlagen ein im Bereich des perspektivischen Paradigmas operierendes
Medium.
Fotografien können als Verkürzung der vier Raumzeit-Dimensionen
auf die zwei der Fläche gesehen werden. Im Bereich der analogen Fotografie
bleibt das Raumzeit Kontinuum gewahrt, wogegen es in der digitalen Fotografie
aufgehoben werden kann. Ähnlich der Fotocollage aus dem Bereich der
analogen Fotografie und dem Kubismus in dessen Umfeld sich ja auch die
Collage entwickelte, kann in einer digitalen Fotografie die perspektivische
Darstellung und das Raum-Zeitkontinuum durchbrochen werden, indem fotografische
Bildfragmente mit differierenden Raum-Zeitkonstellationen collagenartig
zu einem neuen Ganzen verschmolzen werden.
Das analoge Fotobild ist eindimensional und perspektivisch, während
das digitale potentiell multidimensional und multiperspektivisch bzw. polychron
und politop ist.
In diesem Punkt ist die digitale Fotografie auch dem Film verwand,
der durch den Schnitt ebenfalls die Möglichkeit bietet das Raumzeit-Kontinuum
zu unterbrechen und somit verschiedene Zeiten und Orte zu einem neuen Ganzen
zu verschmelzen.
Ein weiterer Unterschied der digitalen und der analogen Fotografie
wird in der Mikrostruktur des Bildes sichtbar. Analoge Fotografien sind
eine unendlich feine Abstufung bzw. ununterbrochene Folge feiner Abstufungen
von Grauwerten bzw. Farbtönen, während digitale Fotografien aus
abgegrenzten Bildeinheiten (Pixels) in Form einer Mosaikstruktur aufgebaut
sind. Das kontinuierliche Spektrum der analogen Fotografie ist in der digitalen
Fotografie in diskrete Stufen geteilt. Jedem Pixel sind genaue Zahlenwerte
zur Beschreibung seiner Parameter, wie Helligkeit und Farbe zugeordnet.
Das digitale Bild ist also eine in binären Zahlencodes repräsentierte
Abbildung, die bis in die Tiefe ihrer atomaren Sphäre speicherbar
und somit reproduzierbar, aber auch veränderbar ist. Diese binären
Zahlencodes bilden die physische Grundlage der Vielfalt der digitalen
Bildmanipulationsmöglichkeiten.
[...]
8. Der Verlust des dokumentarischen Charakters der Fotografie
Das Paradigma der Darstellung von Wirklichkeit ist heute von dem der
Erzeugung von Wirklichkeit abgelöst worden.
Florian Rötzer
In der analogen Fotografie gab es so etwas wie einen Mythos der fotografischen
Wahrheit. Fotografien für Abbilder der Realität zu halten ist
unser eingelerntes naive Rezeptionsmuster, wir trauen ihnen wie unseren
eigenen Augen. Doch auch bereits die analoge Fotografie ist wirklichkeitsverzerrend
durch die subjektive Bildgestaltung des Fotografen und die technischen
Abläufe bei der Bildprodukton. Bei einer digitale Fotografie kann
niemand mehr erwarten, daß sie ein vertrauenswürdiges Zeugnis
bzw. ein Fenster auf die Wirklichkeit ist, da die digitale Fotografie primär
nicht die Wirklichkeit abbildet, sondern tendenziell neue Wirklichkeiten
schafft.
Noch sind wir im Wahrnehmungsparadigma der analogen Fotografie befangen
und interpretieren Fotografien als Abbilder der Wirklichkeit. Doch unmerklich
schleichen sich die digitalisierten Bilder und somit der offene Spielraum
der digitalen Manipulation in die mediale Alltagswelt ein. In manchen Fällen
ist die entstehende konstruierte Wirklichkeit als solche zu decodieren,
doch in der weit größeren Anzahl der Fälle bleibt der Manipulationsvorgang
dem Rezipienten verborgen. Die schöne neue digitalisiert Welt wird
kritiklos als Wirklichkeit rezipiert.
Wir werden unseren konditionierten Reflex Fotografien für Abbilder
der Wirklichkeit zu halten ablegen und zu kritischen Rezipienten heranreifen
müssen, um in diesem Universum der technischen Bilder nicht zum Opfer
permanenter Manipulationen zu werden.
Der Mythos der analogen Fotografie, die Wirklichkeit getreu abzubilden,
hat dem gesamten Bereich der Reportagefotografie seine Existenzberechtigung
verliehen. Das Es-ist-so-gewesen, wie es Roland Barth ausdrückte
hatte eine beinahe apodiktische Bedeutung. Wer der Fotografie widersprach
wurde als Lügner enttarnt. Wenngleich auch im Bereich der analogen
Fotografie die Retousche bzw. nachträgliche Manipulation eine Option
im Umgang mit der fotografischen Wahrheit darstellte und zum Beispiel im
Bereich der politisch motivierten Manipulation von Fotografien des öfteren
angewendet wurde, so war dies doch nicht die Regel. Auf diesem Wege konnte
sich die analoge Fotografie den Mythos der Wirklichkeitstreue und somit
ihre dokumentarische Relevanz erhalten.
Mit dem Aufkommen der digitalen Bildmanipulationen wird niemand mehr
der Fotografie Glauben schenken und sie wird somit ihren dokumentarischen
Wert weitgehend verlieren. Damit einher gehend verlieren die Fotografien
auch ihren Wert als Geschichtsdokumente. Der Charakter des Es ist so gewesen
wechselt zu einer Es könnte so gewesen sein und führt hiermit
zu einer Indifferenz gegenüber den fotografischen Geschichtdokumenten
bzw. gegenüber der Fotografie in ihrer Funktion als Aufzeichnungsmedium
der Vergangenheit.
An dieser Stelle sei auch die bemerkenswerte Entwicklung angeführt,
daß die Fotografie aus der aktuellen Kriegsberichterstattung immer
mehr verdrängt wird. Die Kriegsbilder von Napalbombenabwürfen
aus dem Vietnamkrieg hatten die Kraft eine moralische Entrüstung zu
mobilisieren, die zu einer breiten Verurteilung der Kriegshandlungen führte.
Dies zeigt das große politische Potential, das in der vermeintlichen
Authentizität der analogen Fotografie liegt. Die Militärführer
haben daraus ihre Lehren gezogen und versuchen die Fotografen von den Schlachtfeldern
fernzuhalten. Hierbei kommt ihnen die Entwicklung der modernen Kommunikationstechnologie
zugute, die es ermöglicht ein Informationsmonopol aufzubauen, indem
zensurierte Fernsehbilder vom Kriegsgeschehen direkt in Echtzeit von autorisierten
Fernsehsendern übertragen werden. Die Fernsehbilder die CNN vom Golfkrieg
lieferte sind die neuen Ikonen unserer Zeit. Videosequenzen direkt vom
Schlachtfeld lassen uns dem Akt der Zerstörung unmittelbar beiwohnen.
Paul Virilio spricht in diesem Zusammenhang auch vom Krieg der Echtzeit.
Das Kameraauge ist zum integralen Bestandteil des Kriegsgerätes mutiert,
wobei es gleichzeitig auch als Zielfernrohr für die Steuerelektronik
dient. Dieses elektro-optische Kameraauge ist das unmenschliches Auge einer
Sehmaschine, deren Imperativ die Destruktion de anvisierten Zieles ist.
Die Fernsehbilder die CNN vom Golfkrieg in alle Welt verbreite sind jene
Bilder, die sich auf der elektronischen Retina dieses Auges eingeschrieben
haben. Bilder in denen kein Platz ist für die verstümmelten Leichen
und das Leid dei Opfer und die somit den Blick auf das menschliche Antlitz
des Feindes unmöglich machen. Mit den Fotografen ist auch der Mensch
bzw. die menschliche Dimension aus der Kriegsberichterstattung verschwunden.
Diese elektronische Kriegsberichterstattung in Echtzeit degradiert
die Fotografie zum
Sekundärmedium das mit Bildern aus zweiter Hand operiert. Die
Fotografien werden
nicht mehr vor Ort aufgenommen, sondern sie werden aus den übertragenen
Videosequenzen in Form von Standbildern übernommen.
Mit Hilfe der digitalen Fotografie lassen sich wirklichkeitsähnliche
Bilder von
Phantomen kreieren, Männer und Frauen, die niemals existiert haben.
So konnte man auf dem Cover einer amerikanischen Illustrierten eine Frau
bewundern, die ihre Existenz dem Computer verdankte und deren Gesichtszüge
eine genau definierte Mischung von Gesichtsmerkmalen von Frauen mit unterschiedlicher
ethischer Herkunft bildete. Diese fiktive Frau mit multiethischem Charakter,
wurde als Symbol das zukünftige Gesicht Amerikas ausgewählt.
Hinter diesen Entwicklungen steht das uralte Verlangen nach der perfekten
Simulation, die von der Realität nicht mehr unterscheidbar ist. Die
digitale Fotografie verwirklicht diesen Wunschtraum auf der Ebene der zweidimensionalen
Bilder. Im Rahmen dieser perfekten Simulationen gibt es keine Unterscheidungsmöglichkeit
mehr zwischen Realität und Fiktion. Die Ablichtungen realer Menschen
und Gegenstände sind den fiktiven Schöpfungen gleichgestellt.
Auch die menschlichen Emotionen machen vor diesen Schöpfungen
nicht halt. So kann man sich in die Bilder aus der Retorte auch verlieben,
wenngleich diese Liebe immer unbeantwortet bleiben wird. Das Spiel der
Schatten in unserer platonischen Höhle wird hierdurch wieder um neue
Varianten reicher.
Mit Hilfe der digitalen Technologie können auch die Charakterzüge
bzw. der emotionale Ausdruck eines Menschen nachträglich unmerklich
verändert werden, so veröffentlichte das Time Magazin ein Foto
des schwarzamerikanischen Football-ldol O.J. Simpson, der im Verdacht steht
seine Frau und ihren Liebhaber ermordet zu haben, bei dem die Augenpaare
dahingehend verändert wurden, daß er etwas dämonischer
aussah und somit dem Image eines Mörders eher entsprach.
Die auf einem Foto abgelichtete Realität kann auch je nach Erfordernis
nachträglich zurechtrückt werden. Die Zeitschrift National
Geographic hat auf dem Cover einer ihrer Ausgaben ein Foto ägyptischer
Pyramiden veröffentlicht bei dem die Pyramide, mittels digitaler Nachberabeitung
enger aneinandergerückt wurden, um die Komposition etwas malerischer
und exotischer erscheinen zu lassen.
Auch das Nachstellen von Ereignissen, die in dieser Form nie fotografiert
wurden ist eine neue Praxis im Umgang mit der Fotografie. Von einem Flugzeugabsturz,
der sich in bewohntem Gebiet in Amsterdam ereignete wurden nachträglich
Fotografien digital rekonstruiert, die das Flugzeug in jenem Moment zeigen,
als es mit den Wohnhäuser kollidierte. Dieses Foto wurde eigentlich
niemals fotografiert, es ist ein Produkt einer neuen Form der kameralosen
Fotografie. Diese Fotografie benötigt weder einen Fotoapparat noch
einen Fotografen der diesen bedient. Von dieser Praxis ausgehen ist es
nur ein kleiner Schritt zur gänzlichen fotografischen Konstruktion
von Ereignissen, die niemals stattgefunden haben. Die digitale Fotografie
benötigt die Realität nicht mehr als Referenzsystem, sondern
bietet das Potential zur Konstruktion neuer fotografischer Realitäten
bzw. fotografischer Fiktionen (The photography makes the reality).
Diese fantastische Autonomie der digitalen Fotografie ist ihr eigentliches
subversiv Potential. Jean Baudrillard meint, daß sich die Simulation
heutzutage nicht mehr auf ein referenzielles Wesen oder eine Substanz bezieht,
sondern sich verschiedener Modelle zur Generierung eines Realen ohne Ursprungs,
d.h. eines Hyperrealen bedient. Er spricht in diesem Zusammenhang auch
von der göttlichen Referenzlosigkeit der Bilder.
Wir befinden uns auf dem Weg in eine visuelle Kultur ohne feste Bezugspunkte
bzw. Verankerung in der Realität, die von computergenerierten Bildwelten
dominiert wird. In nicht allzu ferner Zukunft wird die Betrachtung einer
analogen Fotografie deren Authentizität evident ist ähnliche
nostalgischen Gefühle bei uns wecken, wie wir sie heute beim Betrachten
alter schwarzweiß Fotos oder Filme verspüren. Die wahre Dimension
dieser paradigmatischen Wandlung kann man wohl erst dann ermessen, wenn
man bedenkt, daß uns die fotografischen Bilder zu einer Art zweiten
Welt geworden sind die uns permanent umgibt.
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