THOMAS KUMLEHN
formerly known as Michael Kurzwelly
Lennéstraße 73 14471, Potsdam, Fon/Fax 0331-900788, Email: stillle@aol.com

Konzept für meine Beteiligung am 7. April 2000:  „Rozmova. Gespräch. Rosgavor" im Künstlerhaus Bethanien, Berlin

Titel: incognito ergo sum
Selbstverständnis im Plural

Thomas Kumlehn ist hauptsächlich als Autor und Musiker tätig. Er operiert für seine Tätigkeiten mit unterschiedlichen Namen. Hinter COINER verbirgt sich der Musiker und hinter Manuel H. Kamshot der Autor. Seit 1998 ist er außerdem Agent und Label in Personalunion: „stillLeben. Büro für Können und Kunst" heißt seine immaterielle Agentur. Für gelegentliche Ausflüge als bildender Künstler nutzt er seit 1999 eine Chance, die nur No-Names haben. Er tritt gleichzeitig als zwei Personen in Erscheinung. D.h., er nimmt während der Arbeit eine andere Identität an oder demontiert seine Identität mit Hilfe einer zweiten Person. Die zweite Person ist Michael Kurzwelly.
2. incognito
Die Zusammenarbeit zwischen Thomas Kumlehn und Michael Kurzwelly begann 1999. Innerhalb des Projektes „Zeitweise öffentlich" gastierte Thomas Kumlehn in Frankfurt/Oder und entwickelte eine Arbeit in der Wohnung seines Gastgebers, Michael Kurzwelly. Während der Präsentation der Arbeit nahm Thomas Kumlehn eine neue Identität an, die des Martin Kurzwelly. Er stellte sich den Besuchern, die er nur einzeln einließ, als Bruder des Gastgebers vor und offerierte seine Dienste, mit der Begründung, da der Künstler aus bestimmten Gründen nicht anwesend sein könne. Er behauptete, im Auftrag des Künstlers an den Reflexionen der Besucher interessiert zu sein und bat jede Person um ein Interview und ein Foto aus dokumentarischen Gründen. Das Ergebnis dieser Arbeit ist dem Katalog des Projektes von Michael Kurzwelly zu entnehmen.
Singuläres Selbstvergewissern im Duoton.
Der konzeptionelle Grundgedanke besteht darin, daß Thomas Kumlehn (TK) seine Identität auf seinen Namen reduziert und an die körperliche Anwesenheit von Michael Kurzwelly (MK) koppelt. Von diesem Ausgangspunkt wird die alleinige Präsenz von MK abgeleitet.
Die allgemeinen biographischen Besonderheiten bestehen darin, daß Thomas Kumlehn (Jahrgang 1959, Potsdam), der in den neuen Bundesländern aufwuchs, arbeitete und lebte, eine DDR-Sozialisierung erfuhr. Michael Kurzwelly (Jahrgang 1963, Darmstadt) hingegen erfuhr seine in den bundesdeutschen Verhältnissen.
Die entscheidenden Bezüge findet man jenseits des sogenannten Ost-West-Scharniers. Sie sind in der Vita der beiden Künstler offengelegt: Kurzwelly ging 1990 nach Polen, gründete in Poznan eine Familie (2 Kinder) und baute dort 1992 als Projektleiter das Internationale Kunstzentrum auf. Im selben Jahr begann er als Künstler zu arbeiten und beteiligte sich an der von ihm und seiner damaligen Frau, Jolanta Banowska-Kurzwelly, konzipierten Ausstellung "Spotkani i Tworzenie / Begegnung und Kreation", sowie   "Sztuka nieobecna " in der Galerie ON in Poznan. Ein Jahr später zeigte er in derselben Galerie seine erste Einzelausstellung. Kumlehn, der sich im April 1990 – kurz nach der Scheidung von seiner ersten Frau, der das Erziehungsrecht für die beiden gemeinsamen Kinder zugesprochen wurde - als persönlicher Referent der Staatssekretärin im Ministerium für Kultur einstellen ließ, interessierte sich seit dieser Zeit für unmittelbare Erfahrungen in den Verwaltungsbereichen Ost und West. Nach der Auflösung des Ministeriums wurde er als stellv. Abteilungsleiter für Museen, Denkmalpflege und bildende Kunst in der Gemeinsamen Einrichtung der Länder beschäftigt. Anschließend - mit einer kurzen Unterbrechung als freiberuflicher Publizist für die Kunstzeitschrift "Bildende Kunst" tätig - arbeitete er bis Ende 1991 als Sachbearbeiter für Bildende Kunst, Kirchen- und Religionsfragen im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Er kehrte der Verwaltung den Rücken und begann in der Redaktion der "neuen bildenden kunst. Zeitschrift für Kunst und Kritik" mitzuarbeiten. Anschließend ging er von Berlin nach Dresden, um als Projektleiter für die Europäische Werkstatt für Kunst und Kultur, Hellerau, tätig zu werden. Erst 1994, nach Potsdam zurückgekehrt und freiberuflich, begann er mit künstlerischer Arbeit in Erscheinung zu treten. Im selben Jahr beteiligte er sich an seiner ersten Ausstellung, für die er zwei Jahre davor das Konzept entwickelt hatte und eine Künstlergruppe gründete. Kurz zuvor hatte er den Ausstellungsort, die Potsdamer Galerie im Staudenhof, im Auftrag des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler für 12 Monate als Galerist übernommen.
TK ist nur durch seinen Namen präsent. Repräsentiert wird er von MK.
Die Anwesenheit MKs beruht auf einem Identitätstransfer. Der Transfer bedeutet, daß MK mehr ist als ein Delegierter. Die Behauptung, daß MK TK sei und umgekehrt bleibt eine These, die MK nicht zu beweisen hat. Seine Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch Verstellung bzw. schauspielerische Leistungen. Er spricht während der Veranstaltung polnisch und deutsch.
Thomas Kumlehn wird versuchen, während des Gespräches im Künstlerhaus Bethanien, mit Michael Kurzwelly einen Kontakt herzustellen. Dafür stehen beiden Künstlern Handies (privat) zur Verfügung.
Das Verhalten von TK alias MK ist von dem permanenten Versuch bestimmt, zu kommunizieren. Er wird sich verhalten, als hätte es ihn auf eine Einweihungsparty verschlagen, wo er alle Teilnehmer und gleichzeitig keinen kennt. Er sucht die Interaktion mit den Anwesenden.
Potsdam und Frankfurt/Oder den 3. März 2000
gez. Thomas Kumlehn formerly known as Michael Kurzwelly

Thomas Kumlehn

Biographische Angaben

in Potsdam geboren
seit 1985 Galerist und Kunstkritiker
seit 1994 Autor (Literatur/bildende Kunst) und Musiker
1996/1997 Stipendium der Käthe-Dorsch-Stiftung, Berlin
Gründung der Agentur stillLeben (mit Peter Rogge und Uwe Wulsche)
lebt und arbeitet in Potsdam und Güterfelde

Veröffentlichungen (Auswahl):

Die Russen gehen (mit Frank Gaudlitz)
Basisdruck Berlin, 1993
Es schickt sich, In: Mail Art SZENE DDR 1975-1990, Hrsg. Friedrich Winnes und Lutz Wohlrab, Haude&Spener, Berlin 1994
Studie „Kunstförderung im Land Brandenburg 1990-1994" (mit Dr. Liane Burkhardt), Edition instabile Medien, Potsdam 1995 (CD-ROM)
Leihgaben, Iris Häusler, Thomas Kumlehn, Benedikt Forster, Edition Instabile Medien, Potsdam 1996
OUTDOOR, Wochenzeitschrift für Kunst im Stadtraum, Herausgeber Keith Jafrate und Thomas Kumlehn, Kunstfabrik, Potsdam 1996
" Wenns n burner is oder so " In: The Text, Issue 7, The Word Hoard, Huddersfield/England, 1997
The ARGOT NOTES (Keith Jafrate/Thomas Kumlehn), Der Gesang des Stotterers (Audio-CD) Edition Instabile Medien, Potsdam, 1997 (Uraufführung: „From Orient to Occident", Festval, Tábor 1996 weitere Aufführungen: Litfest Lancaster, England 1997, Huddersfield Poetry Festival, England, 1997 und während des Festivals „Begegnungen mit Großbritanien", Land Brandenburg, 1997 (feat. Dianne Darby, David Pitt), Dianne Darby „Brenda am Strand"/Keith Jafrate „Body Lyrics", Hrsg. Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, ins Deutsche übertragen von Resi Lehmacher Brouër und Thomas Kumlehn, Potsdam 1997
ZEUGMA, Artzin de cordonnerie internationale + témoignages audio, # 1, Chaussure, Edition Sonore und ORANJprod, Bordaux, Talence/Frankreich, 1998

„tell@ur." ein Hörstück von IDLER , (Jörg Schlinke/video, Jörg-Peter Salge/audio, Thomas Kumlehn/text) lim. Auflage, lofi-studio des fabrik e.V., Potsdam 1999, Uraufführung 1999 im Planetarium, Potsdam, weitere Aufführungen desselben Jahres: 1. Brandenburgische Literaturnacht, Hans-Otto-Theater, Potsdam und LOFFT, Leipzig
COINER (Z.A.P./Thomas Kumlehn), erfurth (Audio-CD), lim. Auflage, lofi-studio des fabrik e.V., Potsdam 1999
„Die Geschichte des VEB Umweltgestaltung und bildende Kunst", In: Enge und Vielfalt – Auftragskunst und Kunstförderung in der DDR 1949-1999, Hrsg. Paul Kaiser, Karl-Siegbert Rehberg, JUNIUS-Verlag, Hamburg und Dresden 1999
„1:1 – Hans Hendrik Grimmling", Katalogbuch (gemeinsam mit HHG und Andreas Hüneke), Potsdam 2000, sowie zahlreiche kunstkritische Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Katalogen

Ausstellungen:
Mäzene in die Verwaltung, Künstlergruppe KuDoWeGa, (Thomas Kumlehn Idee/Text/Interviews/Uwe Donath Audio/Karl Christian Wedemeyer/ Video, Frank Gaudlitz/Foto), Galerie im Staudenhof, Potsdam (Katalog)
der rituelle tod – die hinterbliebenen (mit Karl Christian Wedemeyer),
FELDREISE, Galerie im Staudenhof, Potsdam
Der Schein heiligt, KONSUM Preußnitz mit Karl Christian Wedemeyer (Katalog)
1996 Im Wald des einzigen Bildes, Wiepersdorfer Forst und Gute Stube der Familie Froese (Katalog)
Paperart, Künstlerhaus Bärensprung/ Prignitz, Pavillon auf der Freundschaftsinsel/ Potsdam und Haus Gartenstraße/ Nauen
Markise, The Word Hoard, Huddersfield/ England zeitweise öffentlich, Kommunikationsraum Frankfurt/ 0der – Slubice, Frankfurter Kunstverein (Katalog)
ANGELUS NOVUS, Rocca Paolina, Perugia/ Italien

Performances (z.T. Spoken word):
Live im Simulationsraum, Video-Performance, in der Einzelausstellung Jörg Schlinke, Galerie Trapez, Potsdam
Mediterrane Farben, in der Einzelausstellung Olga Maslo, Galerie Trapez, Potsdam
1994 ins gras beißen (feat. Jacques van Poppel, Niederlande), FELDREISE, Kaserne Krampnitz in: „Der Wille", Regie: Jefgenij Jufit, Rußland, FELDREISE, Krampnitz/St. Petersburg  (16mm, 21 min.)
The ARGOT NOTES, Der Gesang des Stotterers, Festival „From Orient to Occident", Tábor/Tschechien; LitFest Lancaster/England;
Huddersfield Poetry Festival/England
Begegnungen mit Großbritanien (fest. Dianne Darby), Gymnasium Mahlow
The ARGOT NOTES, Poems/Short Stories/Jazz; Begegnungen mit Großbritanien (feat. Dianne Darby): Kulturarche, Prenzlau; Galerie im Ermelerspeicher, Schwedt; Theater, Luckenwalde; Theater des Lachens, Frankfurt/Oder; Ev. Kirche, Prieros; Theater, Brandenburg
Navigating the alphabet, Huddersfield Poetry Festival und listening/room, Sheffield/England
Claudia Rudolph/Max Bareis&COINER, Festival „hors circuit", Brotfabrik, Berlin
1999 PHOTO me (mit Pam Leeson) Manchester Literature Festival, Dillons Bookstore, Manchester
Just an interlude (COINER mit Ann Wizer/Philippines), Festival „At home abroad", Tábor
2000 Thomas Kumlehn formerly known as Michael Kurzwelly, „Gespräch. Rozmowa. Rozgowor.",Künstlerhaus Bethanien

Workshops:
Ich verstehe Bahnhof, Autorenworkshop, THE WORD HOARD, Huddersfield, England
Der öffentliche Meinraum, Schülerworkshop, zeitweise öffentlich, Frankfurt/Oder
Babel, Autorenworkshop, Mappin Gallery, Sheffield (19.-21.5.; in Vorbereitung)

Konzerte:
seit 1996 Konzerte mit SANG und The Argot Notes in Deutschland und England
seit 1998 Konzerte mit COINER in Bosnien-Herzegowina, Deutschland, England, Jugoslawien, Kroatien, Slowenien, Tschechien und Ungarn

Werke in öffentlichen Sammlungen:
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Potsdam
(Teile des Environments: Mäzene in die Verwaltung von KuDoWeGa)


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