E. P. I. 
Zentrum
Europäisches Performance Institut


Die in dem gnostischen Denken inneliegende Gerechtigkeit für 
jedes auf dieser Welt und in dieser Erde liegenden Gegenstand 


A L I C E

Text - Versuch 1

Gravitation: 1

Für Isaac Newton ziehen sich materielle Objekte, mit einer Kraft an, die ihrer Masse proportional ist und mit ihrem Abstand abnimmt. Zur Quantifizierung dieses Phänomens definieren Physiker die Größe G als die Stärke der Anziehung, die zwei Einheitsmassen (je ein Kilogramm) aus einer Einheitsentfernung (von genau einem Meter) aufeinander ausüben. Die Physikbücher geben die Größe G mit 6,67 x 10-11 an (in Kubikmeter pro Kilogramm Quadratsekunde. Dabei ist G nicht zu verwechseln mit g, der Gravitationsbeschleunigung in der Nähe der Erdoberfläche.)

So einfach es jedoch theoretisch erscheint, die Stärke der Gravitation zu messen, so schwierig erweist sich die Durchführung. Für die Hartnäckigkeit, mit der sich G jedem Zugriff entzieht, gibt es zwei Gründe: Die Winzigkeit der Größe selbst, denn die Kraft zwischen den Einheitsmaterieklumpen entspricht nur etwa einem Prozent des durchschnittlichen Gewichtes eines Kolibakteriums. Und zweitens, daß sich die Gravitation im Gegensatz zu allen anderen Naturkräften nicht abschirmen läßt. Elektrizität und Magnetismus beispielsweise, die den Zerfall von Molekülen verhindern, kann man neutralisieren. Positive Ladungen heben negative Ladungen auf, Südpole setzen Nordpole außer Gefecht. Elektrische Leiter kann man isolieren, selbst gegen tödlich hohe Spannungen. Im Fall der Gravitation ist dies nicht möglich. Daher sind Messungen von G jedem Gravitationseinfluß hoffnungslos ausgeliefert - den Spatzen, die übers Institutsdach fliegen, ebenso wie entfernten Erdbeben.
Als Newton sein universelles Gravitationsgesetz aufstellte und mit ihn, die Planetenbahnen, die Gezeiten der Weltmeere oder die Abflachung der Erdkugel an den Polen erklärte, brauchte er den Wert von G nicht zu kennen. Gleiches gilt für die Nasa-Ingenieure, die die Bahnen von Raumsonden mit unerhörter Genauigkeit berechnen. Die meisten Anwendungen der Gravitationstheorie beruhen nämlich auf relativen Werten - etwa dem Verhältnis zwischen der Beschleunigung des Mondes und der eines Apfels -, die sich weit genauer bestimmen lassen als der absolute Wert von G.

Tatsächlich fand die erste exakte Messung von G erst 1797 statt, mehr als ein Jahrhundert nach ,der Entdeckung des Gravitationsgesetzes. Ihr lag ein klassisches Experiment des englischen Edelmanns Henry Cavendish zugrunde. Cavendish war ein Exzentriker. Obgleich es hieß, er sei "der reichste aller Gelehrten und sehr wahrscheinlich auch der Gelehrteste aller Reichen", lebte er bescheiden und gab sein Geld nur für Bücher und wissenschaftliche Geräte aus. Der schweigsame und in krankhafter Zurückgezogenheit lebende Wissenschaftler hatte ein so gestörtes Verhältnis zu Frauen, daß er sich mit seiner Haushälterin nur schriftlich verständigte.
Dennoch war Cavendish einer der produktivsten Wissenschaftler seiner Zeit. Die Größe G maß er mit einer sogenannten Torsionswaage. Sie wurde nicht nur bei fast allen nachfolgenden Versuchen zur Bestimmung von G verwendet, sondern auch überall dort, wo es gilt, sehr geringe Kräfte exakt zu erfassen, von der Seismologie bis zur elektrischen Eichung.

Die Idee der Torsionswaage geht auf die Beobachtung zurück, daß wenig Kraft erforderlich ist, um in einem herabhängenden dünnen Draht eine Verdrillung - Torsion - hervorzurufen. (Ein Gehenkter dreht sich selbst bei schwacher Brise.) Wenn man am unteren Ende des Drahtes horizontal eine Querstange befestigt, läßt sich daran der Winkel ablesen, um den der Draht verdreht worden ist. So konnte Cavendish den Wert von G ableiten und erhielt ein Ergebnis, das im Bereich des heutigen Wertes lag. Allerdings schätzte Cavendish seine Genauigkeit auf rund sieben Prozent, was in unserem Bild hieße, daß man den flüchtigen Verbrecher in einem Gebiet von über hundert Wohnblöcken suchen würde.

Historisch betrachtet, war G die erste der universellen Konstanten in der Physik. Trotzdem ist sie bis heute von allen am wenigsten bekannt. Grundpfeiler der modernen Physik sind Zahlen wie die Lichtgeschwindigkeit (c), die Ladung eines Elektrons (e) und das Wirkungsquantum (h), das die Größe von Atomen festlegt. Einige dieser Konstanten sind mit einer Genauigkeit von eins zu hundert Millionen bekannt, andere in der Größenordnung von eins zu einer Million. Hingegen wohnt der Gravitationskonstante mit einer absoluten Genauigkeit von nur etwa einem Promille noch immer eine bestürzende Ungewißheit inne.

Die Konstanten c, e und h sind in einem dichten Netz von Wechselbeziehungen verwoben, das die gesamte Mikrowelt durchzieht: Alle Messungen von atomaren und nuklearen Eigenschaften lassen sich durch diese und einige wenige andere Zahlen ausdrucken. Aus diesem Beziehungsgeflecht ergibt sich ein komplexes System von Vergleichen und wechselseitigen Einschränkungen, das uns gestattet, die fundamentalen Konstanten mit imponierender Genauigkeit zu bestimmen. Leider ist G in keine dieser Beziehungen eingebunden, weil die Massenanziehung um dreißig bis vierzig Größenordnungen schwächer als die elektrischen und nuklearen Kräfte und damit für das Atom fast ohne Bedeutung ist. So steht G am Ende alleine da, der hochbetagte, unnahbare König der fundamentalen Konstanten.

Warum aber opfern Wissenschaftler so viel Zeit und Energie, um G genauer zu bestimmen? Gegenwärtig verspricht die Kenntnis von G keinen praktischen Wert. Weder Astronomie noch Geologie oder Raumfahrt hätten Nutzen von einer exakteren Messung. Doch dies ist eine Sache des Prinzips - die bloße Existenz von G ist Motiv genug für weitere Messungen. Diesem Umstand verdankt die Wissenschaft viele Fortschritte. Ende des 19. Jahrhunderts mühten sich die Astronomen, eine winzige Unregelmäßigkeit in der Bahn des Merkurs zu erfassen - eine Abweichung, die keinen Einfluß auf den Kalender oder die Vorhersage von Sonnenfinsternissen haben konnte. Sie maßen sie, ohne zu ahnen, daß sie bald der einzige experimentelle Beleg für einen revolutionär neuen Entwurf von Raum und Zeit würde - die allgemeine Reiativitätstheorie.

Genauso könnte auch der Wert von G plötzlich wichtig werden. Heute fasziniert viele Physiker die Idee einer allumfassenden Theorie, alle Kräfte und Teilchen in einem übergreifenden theoretischen System zu vereinen. Falls diese Theorie jemals entstände, müßten Zusammenhänge zwischen c, e, h und G zutage treten, die zur Überprüfung der Theorie dienen könnten. Dann könnte das altehrwürdige G jedoch zum schwächsten Glied in der Kette werden.

Zwei der neuen Messungen sind Verfeinerungen von Cavendishs Experiment mit der Torsionswaage. Mark Fitzgerald und Tim Armstrong vom Measurement Standards Laboratory in Lower Hutt, Neuseeland, kompensierten in ihrem Apparat die gravitative Anziehung durch eine empfindliche elektrostatische Abstoßung und maßen diese. So mußte sich die Querstange noch nicht einmal bewegen, wodurch sich Schwingungen und Ungenauigkeiten in der Entfernungsmessung auf ein Minimum reduzierten. Fitzgerald und Armstrong kamen auf den niedrigsten Wert der drei jüngsten Messungen.

Am anderen Ende unserer fiktiven Straße steht das Ergebnis des Torsionswaagenexperiments von Winfried Michaelis und seiner Arbeitsgruppe an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Sie gingen in ihren Bemühungen, alle äußeren Einflüsse auszuschalten, noch weiter als die Neuseeländer. Nicht nur, daß sie die gravitative Anziehung der Testkugeln elektrisch ausglichen. Sie hoben auch die senkrechte Erdanziehung dadurch auf, daß sie die Kugeln auf flüssigem Quecksilber schwimmen ließen. Obwohl die Braunschweiger keine Erklärung für den gewaltigen Unterschied zwischen ihrem und den anderen Ergebnissen haben, zweifeln sie nicht an der Zuverlässigkeit ihrer Arbeit.

Im dritten Experiment an der Universität Wuppertal wurde ein neuer Weg beschnitten. Hinrich Meyers Arbeitsgruppe hängte zwei lange Pendel an die Decke, gut zwanzig Zentimeter voneinander entfernt. Ihre Pendelgewichte sind einander zugewandte, polierte Metallspiegel. Ein Funksignal, das zwischen den Spiegeln hin- und hergeworfen wird, liefert ein zuverlässiges Maß für den Abstand der beiden Flächen. Dann werden außerhalb des Apparates zwei Massen von je einer halben Tonne hochgezogen und jeweils in der Nähe eines Spiegels in Stellung gebracht. Jede Masse zieht den nahen Spiegel ein bißchen stärker an als den fernen, so daß sich der Abstand zwischen den Pendelgewichten verändert - was eine genaue Bestimmung von G erlaubt.

Die neue Methode hat den Vorteil, daß sich damit die Genauigkeit der Resultate überprüfen läßt, die mit Hilfe der Torsionswaage gewonnen wurden. Da sich im übrigen die großen äußeren Gewichte weit von den Spiegeln fortbewegen lassen, verifiziert das Experiment zusätzlich die Entfernungsabhängigkeit des Newtonschen Gesetzes.

Doch zufrieden ist Hinrich Meyer nicht. Kein Metrologe, wie sich präzise messende Wissenschaftler nennen, ist jemals ganz zufrieden. Stets bleiben hartnäckige Fragen: Welchen störenden Einfluß habe ich übersehen? Welchen Korrekturfaktor, wie geringfügig auch immer, muß ich anwenden? Besonders quälend werden diese Fragen, wenn die Theorie keine Anhaltspunkte liefert. Wenn beispielsweise Astronomen Einsteins allgemeine Relativitätstheorie verifizieren, indem sie winzige Gravitationsphänomene am Himmel messen, dann können sie sich an einer Vorgabe orientieren, einer Zahl, deren Bestätigung von den meisten Physikern erwartet wird. Messen sie einen anderen Wert, dann suchen und basteln sie so lange herum, bis sie entweder auf Einsteins Zahl stoßen oder erschöpft aufgeben. Eine solche Vorgabe fehlt den bedauernswerten G-Jägern. Ihr einziger Anhaltspunkt sind frühere Messungen, die zuverlässig sein können, aber nicht sein müssen. So leiden sie kollektiv an Wurzellosigkeit.

Mit äußeren Störeinflüssen war das Wuppertaler Team besonders reich gesegnet. Am unangenehmsten waren Schwingungen des ganzen Apparates, die zu unerwünschten mikroskopischen Schwankungen in der Entfernung zwischen den beiden Spiegeln führten. Das "Rauschen" in den Daten, das um zwölf Uhr mittags gipfelte und um drei Uhr nachts seinen Tiefpunkt erreichte, war leicht auszuschalten: Es war der Wuppertaler Straßenverkehr, dessen Einfluß man sich durch Nachtarbcit entziehen konnte. Schwingungen. die in einem zwölfstündigen Zvklus auftraten, wurden winzigen Erdbewegungen zugeschrieben, ausgelöst durch die Gezeiten in der 240 Kilometer entfernten Nordsee. Doch eine Reihe heftiger Störungen blieb zunächst rätselhaft. Erst als sich die Wuppertaler Physiker auf die verzwickte Seismologie einließen, eine Disziplin, die wenig mit ihrer Ausbildung zu tun hatte, konnten sie den Einfluß von Beben auf ihre außerordentlich empfindliche Versuchsanordnung ausschalten. Einmal mußten sie einen ganzen Datensatz verwerfen, der durch kleinere Erdbeben in Japan verfälscht worden war.
Die schwierigste Entscheidung des Metrologen ist die Frage, wann er aufhören soll. So hatte Meyers Gruppe schon ein Ergebnis veröffentlicht, als sie bemerkte, daß sie die gravitative Anziehung der zur Aufhängung dienenden Wolframdrähte mit einem Durchmesser von 0,2 Millimetern falsch in Rechnung gestellt hatte. Diese Korrektur ließ den ermittelten Wert von G aus dem konventionellen Zahlenbereich herausfallen - er landete jetzt im ersten Wohnblock der Straße, um auf unser Bild zurückzukommen. Auf wieviele solcher Verbesserungen würden sie noch stoßen, wenn sie lange genug suchten?

Um weiteren möglicherweise ausgelassenen Korrekturen Rechnung zu tragen vervollständigen Physiker die Zahlenwerte ihrer Messungen gewöhnlich durch eine Schätzung des möglichen Fehlers - daß heißt, sie geben einen Wertebereich und nicht eine einzelne Zahl an. In unserem Vergleich mit dem flüchtigen Verbrecher wird der Fehler durch die Breite eines Hauses wiedergegeben: Irgendwo dort befindet sich der Missetäter. Zwei Arten von Fehlern gibt es. Der erste, der statistische Fehler, beschreibt die Streuung der Ergebnisse bei vielen Wiederholungen der Messung um den ermittelten Durchschnittswert. Hier gibt es keine Schwierigkeiten. Durch den systematischen Fehler dagegen versuchen Metrologen sich mit einer Schätzung gegen unbekannte Einflüsse abzusichern. Doch das hilft ihnen wenig. "Wenn ich wüßte, was für ein systematischer Fehler vorliegt", sagt Helmut Piel, der Initiator des Wuppertaler Projekts, nüt leisem Lachen, "würde ich ihn beseitigen."
Praktisch alle Berichte über Bestimmungen von G enden auf die gleiche Weise - mit einem Aufruf zu weiteren Arbeiten, durch Verbesserungen der bisherigen Bemühungen oder völlig neue Ansätze. In aller Welt tüftelt man gegenwärtig an neuen Experimenten zur Bestimmung von G. Zudem gibt es Pläne, die Stärke der Gravitation im All zu messen, fern von Straßenverkehr, Gezeiten und Erdbeben.

Bis dahin werden die drei jüngsten Messungen viel Verwirrung stiften unter all denen, die nach dem Wert von G fahnden. Aber das schadet nicht, im Gegenteil. "Wir werden nie etwas verstehen, bevor wir nicht einige Widersprüche gefunden haben", hat Niels Bohr behauptet, der Vater der Quantenmechanik. Wissenschaft lebt von Anomalien, Widersprüchen, Kontroversen und Zweifeln. Gewißheit ist ihr Tod.
Aus dem Englischen von Hainer Kober - Die Zeit 
Der deutschstämmige Hans Christian von Baeyer lehrt Physik in Williamsburg, Virginia. Sein Buch "Das Atom in der Falle" ist soeben im Rowohlt Verlag erschienen

Fast alle Schriftsteller und Philosophen, die ich kennenlernte, haben im Verlauf ihres Lebens eine List entwickelt oder ein Entschuldigungssystem, das ihre Arbeit vor den wiederkehrenden Erschütterungen der Umgebung schützt.

Die in dem gnostischen Denken inneliegende Gerechtigkeit für 
jedes auf dieser Welt und in dieser Erde liegenden Gegenstand
 

Text 2

Der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky ist mit einer linguistischen Theorie berühmt geworden, die eine strikte Trennung von Syntax und Semantik behauptet. Jeder Mensch besitzt demnach von Geburt an die Befähigung, Sätze zu bilden; das Erlernen der Sprache fügt dieser "Tiefenstruktur" nur noch das Oberflächenphänomen der Performanz hinzu. Bei dieser Transformation hat die Semantik dann zwar durchaus wieder ihre Bedeutung, doch prinzipiell beruhen nach Chomskv alle Sprachen auf der gleichen Struktur

Gravitation. 2 

Das Wort grinst W.Benjamin

..dem, dem das Wort gehört, sagt nichts und birgt nichts, er bedeutet.
Begriffe haben wie die Zeiten und die Menschen ein Unbewußtes

die Untersuchung von Begriffen und Worte in ihrer Gravitation, ihre psychische und physische Form, die Gravitation der der dahinterliegenden Bilder, etc

Im Wort liegt Wahrheit, im Begriff intentio, oder allenfalls Erkenntnis W.B. /G.S.Band VI - fr 16 & S 655

W.B. Thesen:

Mitteilung, Symbol, Zeichen und Name, aus diesen 4 Elementen ist das Wort konstruiert.

Wort ist ein Sprachelement von ungleichlicher Einfachheit und von höchster Bedeutung. Die Theorie des Begriffs hat zur Grundlage zu machen, daß das Wort dessen Basis in irgendeinem Sinne ist. Von hier aus wachsen dem Begriff außerordentliche Kräfte, höchst bedeutende Beziehungen seiner logischen Funktion zur Metaphysik zu. Das Urteil kann jene elementare Bedeutung im metaphysischen Zusammenhang, die der Begriff durch die Basis des Wortes hat, in dieser Weise (wenngleich vielleicht auf einem ganz anderen Plan) nicht erlangen, weil der Satz, der seine Basis ist, nicht in so unvergleichlicher Eindeutigkeit geprägt liegt. fr 4

Wahrnehmen ist Lesen fr 16

Über die Wahrnehmung in sich fr 17
Notizen zur Wahrnehmungsfrage fr 18
Über die Wahrnehmung fr 19
Ist Wahrnehmen dem Lesen identisch , oder ist Wahrnehmung dem Lesen analog ?

Ist Wahrnehmung einem Raumort und einer Zeitstelle entsprechendes Wirken ? (Dem Wesen nach die Gravitation eines Wortes).
Dem Lesen entspricht der Begriff , er ist Konfiguration in der Fläche. Die Konfiguration der Wirkung im Raum ist die Handlung, ihre Performance
Das Zentrum jeder Gravitation ist ein Bild, Das Bild hinter den Bildern vor dem Bild.
Wenn also Bild das Zentrum der gravitation, die Ursache aller Handlungen und Bilderstellungen ist, dann ist das "vor" der Ort, die Leerstelle. das Dazwischen. dies Leerstelle bezeichnet G.Günther als Kenozeichen und ihr strukturelles Bezeichnen als Kenogrammatik.

W.B.
ein zutreffendes Urteil wird Erkenntnis genannt. die Ordnung der Fragestellung widerstrebt der Ordnung der antworten, dem aristotelischen Ordnungsprinzip der Begriffspyramide.

Begriffe lassen sich überhaupt nicht denken, sondern nur Urteile. Urteile sind unter anderem : Aneignungen, Verweise, Denkgebilde, Weltanschauungen, etc

Humboldt spricht von dem feinen und nie völlig zu begreifenden Wechselverhältnis des Ausdrucks und des Gedanken

Analogien haben keine Verwandtschaft, keine Ähnlichkeit. Das Wesen der Verwandschaft ist rätselhaft 

Wahrheiten sprechen sich weder systematisch noch begrifflich, geschweige etwa wie die Erkenntnis urteilsförmig aus, sondern in der Kunst ......?

Wenn die Form der Kunst (Das Paradies, das Anthropognostische Tafelgeschirr, etc.) ein Körper ist, sind die Themen als Enzyme (organische Verbindung, die den Stoffwechsel des Organismus steuert) zu verstehen ?

Wort - Enzym ?

Bild - Enzym
Attraktor, Gebiet der stärksten Gravitation

Wann , wo, wie ist ein Begriff, Symbol, Zeichen
ist die Intention

Der Ort.
In seinem Buch über "Nicht-Orte" hat Marc Augé das 21. Jahrhundert einmal das Jahrhundert der Anthropologen genannt. Er meinte damit, daß die Anthropologie jene Disziplin sei, die am angemessensten auf die vor unseren Augen ablaufende dramatische Auflösung und Neubildung sozialer Räume reagieren könne, und rief zu einer Erkundung dieser bislang noch wenig erforschten Orte auf. Aber noch weit diesseits der Nicht-Orte, die die Postmoderne offenbar hervortreibt, gibt es Orte, die uns die Moderne hinterlassen hat, wahre Arkana in den Horizonten

Das Bild.
Bilder, Wörter,Symbole, etc. haben eine Gravitationsbereich,der ihre Wirkung außerhalb der Projektion oder Interpretation beschreibt. -Der Gravitationsbereich hat die Energiepole N. und S., wobei die Pole mal+ und mal-Potentiale haben. Innerhalb dessen schwingen sie in einem Bedeutungsraum und konfigurieren Begriffe und Bilder.(Quantenspezifisch angesetzte Betrachtungen )
Das Wissen (über den Raum und die darin gebundenen Zeiten in denen die Begriffe, die Bilder liegen) entwickelt die Ebenen und Schichtungen, die die Werte bezeichnen. 

Aufmerksamkeitspartitur als Anschauungsmodell (z.B. an den Netzwerken, oder an Arbeitsmodellen wie bei U.M.Steinke)
Netzverhalten eines Objekts in einem Raum. die Zwischenräume, das Dazwischen, Schweben und Schwingen
Es soll ein von vornherein einheitliches erkenntnistheoretisches Zentrum eines Wortes vermieden werden dessen allzu mächtige Gravitationkraft alle Erfahrung in sich hineinreißen kann.

Zeitstelle - Prozessmoderation - die Ordnung - die Einrichtung - Rapport des minimalen Schwingens des einzelnen Knoten
Angesichts solcher Grenzerfahrungen scheinen Du Bois Reymond und Nagel recht zu behalten. ,Doch für Flohr ist auch die explanatorische Lücke eher ein Produkt der Intuition denn wissenschaftliche Realität. Der Bremer Hirnforscher glaubt, die Subjektivität, die Entstehung des neuronalen Selbstportraits, erklären zu können. Sie erwacht, wenn das Gehirn nicht nur Informationen von außen verarbeitet, sondern gleichzeitig den eigenen Zustand bei der Informationsverarbeitung kennt. Primitive Spuren dieser beständigen Selbstbetrachtung findet Flohr auch in der Sprache wieder. "Wir sagen nicht Etwas ist rot', sondern Ich sehe etwas Rotes'. Wenn man die Arbeitsweise des Gehirns und sein Selbstmodell sprachlich noch genauer fassen will, muß es heißen: Ich bin gerade damit beschäftigt, etwas Rotes zu sehen." Das Gehirn sammelt also beständig Informationen über den eigenen informationsverarbeitenden Zustand, baut ein sich immerwährend veränderndes Modell seiner selbst auf. "Egal, was wir tun, immer denken wir das Ich mit."
Mit Bewußtsein, glauben viele Forscher, haben solche Wahrnehmungen zunächst wenig zu tun. ,doch Hans Flohr ist vom Gegenteil überzeugt. Ist das Haben von Schmerzen nicht dasselbe wie die Überzeugung Schmerzen zu haben?" 

Das Semantische: Einbringen von vorsprachlicher Erfahrung in die sprachliche Praxis. Noch nicht sprachliche Praxis, trotz bestehender Praxis. Das konstruktive Mißverständnis durch Zeitverschiebung Hören/Sehen und Erleben.

Perzeptiv und Aperzeptiv
Sprachbild und Sprachursprung

Heidegger hat der Hand und dem Berühren einen besonderen Zugang zum Sinn des Seins zugesprochen. Das Buch von Hans Schemann über "Bild und Bedeutung" belegt den Zusammenhang zwischen Sinn und Hand auf einer anderen Ebene: Es gibt anhand der bildhaften Ausdrücke, die auf den Grundfunktionen der Hand aufbauen ("verfügen","handeln","ausdrücken"),Einblicke nicht nur in die Konstitution idiomatischer Ausdrücke und ihrer Bedeutung, sondern auch in den Ursprung der Sprache. Allein das Deutsche kennt hunderte von bildhaften Ausdrücken wie "die Hände frei haben", "jemanden in der Hand haben", "Hand ans Werk legen", sie werden mit Anwendungsbeispielen im Anhang aufgeführt: eine reichhaltige Fundgrube und ein Beleg dafür, dass die anthropologischen Grundfunktionen zu den häufigsten Bildquellen der Sprache(n) gehören. Sein besonderes Profil erhält das Buch, das auf der Schnittlinie von Linguistik, Anthropologie und Sprachphilosophie liegt, jedoch dadurch, dass es der Beziehung zwischen Bild und Bedeutung nachgeht, nämlich der Frage, wie ein Bild ("jemanden in der Hand haben") zu seiner Bedeutung ("Macht", "Unterwerfung") kommt. Der Autor setzt bei der Erläuterung der verschiedenen biologischen Funktionen (der Hand) ein und zeichnet das Wirken der sprachlichen Phantasie nach, die jene Funktionen in Sprachbilder - zum Teil sind es "archetypische Bilder" - umsetzt. Schemann relativiert die vielbeschworene Annahme von der Willkür der sprachlichen Zeichen, da im Bereich der Idiomatik eine höchst wirksame "Motivation" herrsche. Er deutet an, dass die sprachlichen Bilder Wegbereiter der Sprache überhaupt sind. Ist damit die Sprache nicht gleichsam als Ganzes aus ihrer Willkür erlöst? Und könnten die motivierten bildhaften Ausdrücke - wie nach Jacques Derrida das "Übersetzen" - nicht die "breiten Avenuen" bilden, die zur universellen Verständigung führen? Denn sie gehen über die Zufälligkeiten der von Einzelsprache zu Einzelsprache unterschiedlichen "Sprachbedeutungen" hinaus und greifen auf die dem Menschen als Menschen, über alle Sprachgrenzen hinweg, einleuchtende symbolisch-notwendige Grundlage zurück.
( Hans Schemann: Idiomatik und Anthropologie. "Bild" und "Bedeutung" in linguistischer, sprachgenetischer und philosophischer Perspektive. Verlag Georg Olms, Hildesheim 2000,) 

John Newman (Palmerston North, Neuseeland) demonstrierte anhand von elementaren Begriffen wie sitzen und stehen, geben, nehmen, essen oder trinken, welche vielfältigen grammatischen Aufgaben diese Wörter in zahlreichen Sprachen übernehmen, wo sie beispielsweise Aktiv und Passiv markieren oder zur Unterscheidung dynamischer Abläufe und statischer Zustände dienen. In einigen Sprachen wird die ganze Welt durch Wortklassen in sitzende, stehende oder liegende Dinge eingeteilt. In solchen Verben schlagen sich elementare Körpererfahrungen, Bewegungen und Tätigkeiten nieder. Sie prägen auch kognitive Prozesse, was ihre Grammatikalisierung erklären könnte. Offen ist, warum diese Verben sich untereinander in ihren Flexions- und Wortstellungseigenschaften oft stark unterscheiden, obwohl sie gemeinsame Basisfunktionen verrichten.

Mit dem Problem der kognitiven und funktionalen Vergleichbarkeit von Sprachen befaßte sich Bernard Comrie (Leipzig) am Beispiel von Relativsätzen. Deren Vorkommen als syntaktische Konstruktion ist im wesentlichen auf die europäischen Sprachen beschränkt. Aber ihre Funktion, Obermengen einzugrenzen - zum Beispiel: "alle Männer, die Hüte tragen" -, läßt sich in allen Sprachen realisieren. Oft dienen dazu multifunktionale Satzkonstruktionen, die je nach Kontext als Relativ-, aber auch beispielsweise als Temporalsätze interpretierbar sind. Kann man also sagen, daß in einem tieferen, kognitiven Sinne alle Sprachen Relativsätze haben? Für Comrie gehen die grammatischen Konstruktionen auch mit feinen Unterschieden in den zugrundeliegenden kognitiven Strategien einher. Allerdings scheint die Grenze zwischen "sprachlicher Funktion" und "kognitiver Strategie" nicht immer ganz klar zu sein.

Ein breites Spektrum grammatischer Ausdrucksmöglichkeiten gibt es auch für den Begriff des Besitzes. wie Bernd Heine (Köln) ausführte. Und er ist selbst zu einem grammatischen Konzept geworden, wie das Hilfsverb "haben" in etlichen Sprachen belegt. Heine formulierte die grundsätzliche sprachtheoretische Position. der sich wohl die meisten Tagungsteilnehmer verpflichtet fühlten: In Gegensatz zum linguistischen Strukturalismus in der Tradition Ferdinand de Saussures sind Sprachen keine arbiträren Gebilde, vielmehr sind alle wesentlichen Merkmale aus ihrer bedeutungstragenden und kommunikativen Funktion herleitbar. Mit solchen Faktoren lassen sich grammatische Phänomene und Veränderungen besser erklären als mit systemimanenten Mechanismen.

Eine wichtige Rolle bei Grammatikalisierungsprozessen spielen neben metaphorischen auch metonymische Prozesse, bei denen ein Begriff durch einen nahe verwandten Begriff ersetzt wird. Antonio Barcelona (Murcia) erklärte mit diesen Mechanismen, warum Eigennamen, entgegen den üblichen Regeln, unter bestimmten Umständen dekliniert und zusammen mit Artikeln verwendet werden können: ."der Shakespeare seines Zeitalters", "das Paris, das ich einst liebte". "die Mozarts von heute". Indem ein Prominenter für eine ganze Kategorie steht, die normalerweise mit einem flektierbaren Nomen bezeichnet wird, nimmt sein Name dessen grammatische Eigenschaften an. 

Das innere Auge, das den deutschen Text stets begleitet, sieht zwangsläufig, was hier geschrieben steht: Zuerst sieht es Schreber in der Stellung, die der "Rattenmann" nur angedeutet hat, dann den auf dem Boden liegenden liegen gelassenen Schreber. Liegen ist eines der Positionswörter, um die das Gebäude der deutschen Sprache errichtet ist: Liegen, stehen, hängen und die entsprechenden Faktitiva legen, stellen, hängen unterteilen den Raum in große Richtungen, denen das Auge notwendig folgt.

Manches ist bei Freud erstaunlich konstant - als führte der verschwiegene Wahn, der seine Gedanken leitet, heimlich stets auf dieselbe Idee zurück; warum sonst berichtet er gleich auf den ersten Seiten der "Psychopathologie des Alltagslebens" über die Sitten in Bosnien-Herzegowina und erläutert: "Diese Türken schätzen den Sexualgenuß über alles"? Schreber und der "Rattenmann" denken an dasselbe; sieht auch Freud sich danach liegen gelassen, wie Schreber, in der komischsten aller Stellungen?

Das Neutrum Weib ist übrigens eines der häufigsten Wörter bei Freud, und daher ist die Rede von "Machismo" oder "Phallokratie" bei Freud ganz und gar irreführend: Es ist nämlich die Sprache - und über sie sollte man sich Gedanken machen -, die hier die Vorstellung zu einem Grund der Besessenheit führt: Das Weib ist das kaum verhallte Geschlechtliche, so vielsagend wie die Zote, für die es im Französischen auch kein angemessenes Wort gibt, denn um ein Wort von vier Buchstaben zu übersetzen, machen gauloiserie, grivoiserie oder plaisanterie leste zu viele Umstände.
Das Weib zeigt und verhüllt - aber das ist eigentlich die Eigenart der Sprache als solcher. Ist nicht das gesamte Unterfangen der Psychoanalyse durch dieses Wort induziert? Denn die Frau trägt Frauenkleider, aber das Weib ist in der Vorstellung immer nackt, man sieht seine Nacktheit durch die Kleider hindurch. Das Wort selbst ist nackt, nicht umsonst stellt Schreber sich nackt vor den Spiegel, er entblößt sich, sagt er, wie die Jünglinge, um zur Seligkeit zu gelangen, seinem eigentlichen Ziel.

Verhöhnt haben ihn die Stimmen: "Das will ein Senatspräsident sein, der sich f... läßt?", Denn das ist die Seligkeit, von der Schreber träumt. Das Französische ist hier, anders als das Deutsche, unmißverständlich: Enculer benennt das Organ, Ficken läßt es offen. Auch wenn man bumsen sagt, was man zu Schrebers Zeiten wohl nicht tat: Im Deutschen verweiblicht der Akt durch das Verb.

Sein Wahn führt Schreber zur Seligkeit, der die französische Übersetzung felicité vollkommen entspricht, beide Begriffe sind absolut deckungsgleich. Das Deutsche hört hier übrigens (zu Unrecht) die Seele mitklingen, die etymologisch mit der Seligkeit nichts zu tun hat. Auch ist Seligkeit etwas anderes als Freude (joie) oder Glück (honheur). Seligkeit und felicité besetzen, was die Wörter in ihrer Umgebung betrifft, das gleiche Feld. Sie sind so etwas wie Schlüsselwörter, um die sich der Rest gruppiert. Mit einemmal schicken sich die Sprachen hier an, dasselbe zu sagen, sich in denselben Begriffen auszudrücken, als kämen sie auf einer bestimmten Ebene wieder zusammen. Die Seligkeit mündet in Wollust. Für Schreber ist Wollust die Krönung der Seligkeit: Seelenwollust nennt er das. Und der Wollust wiederum entspricht volupti so genau wie felicité der Seligkeit (und zwar bis in die Lautfolge, in der auch noch jeweils das e und das i dem o und dem u entsprechen)-
Von der Wollust der Seele also spricht Schreber, von der Seelenwollust, die er bei der Entleerung empfindet. Hier ist nicht der Ort, auf die Gedanken einzugehen, die dieser Text anregt. Das "klinische" Problem sei dem Analytiker oder dem Arzt überlassen. Uns bleibt festzuhalten, daß die Sprachen klarer werden und der Übersetzung weniger Propleme aufgeben -, je mehr sie sich dem nähern, von dem sie sprechen.

Ist Wasser H2O ?
Hilary Putnam erfand in den siebziger Jahren die Zwillingserde: einen imaginären Planeten, der sich vom hiesigen lediglich dadurch unterscheidet, dass die klare, plätschernde, trinkbare Flüssigkeit, die sich dort in Bächen und Seen befindet, nicht die chemische Struktur H20, sondern die Struktur XYZ hat. Wenn ein Bewohner der Zwillingserde "Wasser" sagt, meint er nicht Wasser, denn Wasser ist H20. Er meint Zwillings-Wasser, XYZ. Nach Putnam zeigt dies, dass die Bedeutungen von Wörtern nicht nur in unserem Kopf stecken, sondern von der Essenz der Dinge abhängen.

Noam Chomsky verwies dagegen darauf, dass auch Dinge wie Sprite oder Tee, von denen man weiß, dass sie zum größten Teil aus Wasser bestehen, nicht Wasser genannt werden. Nicht die innere Struktur von Dingen mache demnach die Bedeutung der sie bezeichnenden Begriffe aus, sondern die besonderen Interessen, die die Menschen an diesen Dingen haben: Sprite nennt man nicht Wasser, weil es anders schmeckt, und darum geht es. Barbara Malt brachte diese Position auf die Formel "Wasser ist nicht H2O" (Barbara Malt, "Water is not H2O", in: Cognitive Psychology, Bd. 27, Heft 1, Academic Press, San Diego 1994).

Seitdem wird ein kurioser Streit über die Frage ausgetragen, ob Wasser nun H2O ist oder nicht. Malt hat, in einer Diskussion um Bedeutungstheorien ungewöhnlich genug, empirische Studien angestellt. Wenn der putnamsche Essentialismus richtig ist, müssten Leute, die glauben, dass eine Flüssigkeit die chemische Struktur H2O hat, diese als Wasser bezeichnen, aber nicht, wenn sie meinen, dass die Flüssigkeit eine andere Struktur hat. Um dies zu prüfen, wurden Versuchspersonen zwei lange Listen vorgelegt, eine mit den Namen von Wassern und eine mit anderen Flüssigkeiten. Die Versuchspersonen sollten den H2O-Gehalt schätzen. Auf der Wasser-Liste kam "reines Wasser" auf 98,1 Prozent, Badewasser auf 83,2 Prozent und Abwasser immerhin noch auf 67 Prozent H20. Die Liste der anderen Flüssigkeiten führte der Tee mit 91 Prozent H2O an, Apfelsaft wurde auf 76,9 Prozent geschätzt, Knoblauchsaft auf 64,0 Prozent. Damit scheint der Essentialismus empirisch widerlegt: Man nennt Tee nicht Regenwasser, obwohl der H2O-Gehalt beider gleich eingeschätzt wird.

In einem zweiten Experiment ließ Malt die Versuchspersonen einschätzen, welches Wasser das beste Beispiel für Wasser allgemein sei. Es zeigt sich, dass die geschätzte Reinheit ein wichtiger, aber nicht der einzige Faktor bei der Entscheidung war. Trinkwasser und Leitungswasser wurden für die besten Beispiele gehalten, Kühlwasser für das schlechteste. Das reine Wasser kam an achter Stelle. Demnach scheinen die besten Beispiele für Wasser die Arten zu sein, die im Alltag der Menschen vorkommen. Als Kriterien dafür, ob etwas Wasser ist, schlägt Malt daher Fundort, Quelle, Funktion der Flüssigkeit und erst an letzter Stelle ihre Reinheit vor.

Für Barbara Abbott ist diese Argumentation überhaupt nicht plausibel ( A Note on the Nature of ' Water ' " in: Mind Bd.106, Heft 2, Oxford University Press 1997): Verschiedene Dinge, die Wasser genannt werden, kommen aus verschiedenen Quellen, werden an unterschiedlichen Orten gefunden und haben unterschiedliche Funktionen. Andere, zum Beispiel Evian und Perrier, kommen ebenso aus der Fabrik, werden im Kühlschrank aufbewahrt und sind zum Trinken da wie Sprite und Cola. Die drei neuen von Malt genannten Kriterien können demnach nicht erklären, warum manche Flüssigkeiten Wasser genannt werden und andere nicht.
Nach Abbott ist der Unterschied zwischen Tee und Wasser nicht der, dass das eine Wasser ist und das andere nicht. Beides ist in dem Maße Wasser, wie es aus H2O Molekülen besteht. es wird nur verschieden genannt. Schließlich seien auch alle Menschen physikalische Körper, aber sie sind nicht nur das, und wir nennen sie selten so. Es ist einfacher, einen Tee statt einer Tasse heißen Wassers mit Kräutern zu bestellen.

Diese Verteidigung des Essentialismus provozierte wiederum Joseph Laporte, seien Putnams Vorschlag, etwa zwanzig Prozent Verunreinigung die Grenze, ab der man ein H2O-Gemisch nicht mehr als Wasser bezeichnen würde, unter die Lupe zu nehmen (Joseph Laporte",Living Water", in: Mind, Bd. 107, Heft 1, Oxford University' Press 1998). Sein Ergebnis: Der H2O-Gehalt kann es nicht sein, was Wasser zu Wasser macht. Das Wasser des Great Salt Lake in Utah etwa enthält 28 Prozent Mineralien. Wenn das den Standard setzt, müsste man auch Blut und, schlimmer noch, Frösche, Hühner, Regenwürmer und kleine Kinder als Wasser bezeichnen, denn sie enthalten weniger "Verunreinigungen" als das Wasser des Great Salt Lake. (Erst ältere übergewichtige Menschen enthalten weniger Wasser, wie Laporte versichert.)

Abbott findet diese Argumentation geschmacklos. Die Nicht-Wasser-Anteile von Babys, Hühnern und Tomaten seien schließlich keine Verunreinigungen, sondern essentielle Elemente, die sie von anderen Dingen und von Wasser unterscheiden (Barbara Abbott, "Water = H20", in: Mind, Bd. 108, Heft 1, Oxford University Press 1999). Zudem sei Laportes Position inkonsistent: Wenn er statt der essentialistischen Annahme, Wasser sei H20, die Kriterien von Malt (Fundort, Quelle und Funktion) zugrunde legt, kann er nicht behaupten, dass Tomaten, Würmer und Babys zum größten Teil aus Wasser bestehen, weil das in ihnen vorfindliche Wasser sich nicht an einem für Wasser typischen Ort befindet oder eine wassertypische Funktion oder Quelle hat. MANUELA LENZEN

Greifen und Begreifen im Gehirn entzweit, das Ding

Die Reaktion war unabhängig von der Größe, der Entfernung, dem Betrachtungswinkel und der Farbe der gezeigten Gegenstände. Offenbar spiegeln die ventralen Entladungen die bleibenden Merkmale der Dinge.
Der dorsale Nachrichtenfluß zielt nach diesen Befunden nicht einfach darauf ab, die Position der Dinge zu ermitteln. Im hinteren Scheitellappen sprachen viele 

Neuronen lediglich dann an, wenn das gesehene Objekt mit einer bevorstehenden Handlung im Zusammenhang stand. Manche Nervenzellen wurden nur aktiv, wenn das Tier nach dem Gegenstand griff, andere, wenn es darauf zuging, und wieder andere, wenn es das bewegte Objekt mit langsamen Augenbewegungen verfolgte. Das passive Ansehen der Dinge allein löste nie Reaktionen aus. Offenbar nimmt die dorsale Route Gegenstände nur wahr, wenn diese das Ziel subjektiver Bewegungen sind.

Der Zusammenhang bleibt sogar noch bestehen, wenn die Fähigkeit zum Erkennen der Dinge durch Verletzungen im Schläfenlappen verlorengegangen ist. So hatten die Affen keine Schwierigkeiten, mit den Händen Stechmücken zu erlegen, obwohl sie die Plagegeister nicht von anderen kleinen Objekten unterscheiden konnten. Auch Menschen mit Schädigungen in dieser Hirnregion sind nach wie vor in der Lage, rasch nach Objekten zu greifen. Dies gilt selbst dann, wenn die Fähigkeit fehlt, die Bedeutung und die Identität dieser Objekte zu erkennen.

In das Bewußtsein des Menschen gelangt vermutlich nur der ventrale Datenstrom, der durch das abstrakte Wissen über die Dinge an sich" angereichert ist. Die Information im dorsalen Kanal, die nur für die momentane Steuerung der Handlung wichtig ist, wird dagegen unbewußt genutzt. 

Dieser Wissensmangel bringt dem dorsalen Kanal sogar einen Vorteil: Er ist gegen optische Täuschungen immun. Optische Täuschungen entstehen, wenn allgemeine Erfahrungsgrundsätze auf vom üblichen abweichende Seheindrücke angewendet werden. Als man Probanden zwei gleich große Scheiben zeigte, von denen die eine von mehreren kleinen, die andere von mehreren großen Scheiben umgeben war, zeigte sich der erwartete Effekt: Die Scheibe mit den kleineren Schalen herum wirkte größer. Dennoch hatte niemand Schwierigkeiten, sicher nach den Scheiben zu greifen. Die Hände "wußten" es offenbar besser als die Probanden selbst. ROLF DEGEN

Daß Sprache und Denken in einem Zusammenhang stehen, ist für die erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts eine revolutionäre Entdeckung, hatte doch eine lange Tradition gelehrt, daß die Sprache nur als Transportmittel für schon fertige Gedanken fungiere. Wörter sind in dieser Tradition Behälter, von denen man sich nach Belieben trennen kann, ohne daß der Inhalt Schaden nimmt. Die Tatsache, daß es in den verschiedenen Sprachen unterschiedliche Wörter für den gleichen Sachverhalt gibt, scheint dies zu bestätigen. Ein Hund bleibt ein Hund, auch wenn man ihn "dog" nennt. Um die generalisierende Behauptung zu widerlegen, die Sprache sei stets ein System willkürlicher Zeichen, weist Vico auf die Sprachentstehung hin. Folgt man Trabant, dann ist es für Vicos erste Völker" darum gegangen, die Welt " zu begreifen und durch die besondere Art der sprachlichen Artikulation das Wesen der Dinge zu erfassen. Für Vico ist, so gesehen, die theoretische Neugier der entscheidende Anlaß der Sprachentstehung. Andere Sprachphilosophen des achtzehnten Jahrhunderts sehen das ganz anders. Condillac glaubte, die Sprache sei vielmehr auf sehr schlichte körperliche Bedürfnisse zurückzuführen. Die ersten Sprachlaute seien Schreie nach Wasser und Essen gewesen. Auch bei Rousseau findet man die Auffassung der ersten Sprachlaute als "Schreie der Natur". Rousseau hat dabei an Schmerzensschreie gedacht. Rousseaus und Condillacs erste Menschen wollen nicht die Natur begreifen, sondern daß ihnen geholfen werde.

Das Beharren Vicos auf der welterschließenden Dimension der Sprache hat eine besondere Pointe. Zwar haben Vicos Protagonisten der Ursprache versucht, die Welt zu erklären, doch hat es ihnen an Urteilskraft gefehlt, sie angemessen zu begreifen. Denken und Sprache sind zunächst phantastisch, bildlich und irrational gewesen. Man hat mit Hilfe der Sprache nach Erkenntnis gestrebt, aber die Unkenntnis nur vermehrt. Das Argument ist gegen die eitlen Gelehrten gerichtet, die Kultur und Sprache für ein Produkt menschlicher Rationalität hatten. Vico will keine Dialektik der Aufklärung betreiben, wohl aber die irrationalen Wurzeln alteuropäischer Rationalität aufdecken.

In der Romantik und im deutschen Idealismus wird man auf die Idee einer bildlichen Ursprache zurückkommen. Freilich besitzt hier auch die Sprache der neuzeitlichen Moderne einen grundsätzlich bildlichen Charakter. Die Sprache der Phantasie gehört nicht der Vergangenheit an, sondern kann und soll zu jeder Zeit neu entstehen. Sie steht jetzt nicht der Welterkenntnis entgegen, sondern bereichert sie.

Da Vico die theoretische Neugier durch die Erfindung der phantastischen Sprache eher recht als schlecht befriedigt sieht, fragt es sich, ob nicht eine andere seiner Erwägungen zum Ursprung der Sprache stärker zu betonen wäre. Altere Untersuchungen hatten jedenfalls nachdrücklicher auf die Rolle der Affekte hingewiesen. Blättert man die "Scienza nuova" durch, fällt sofort ins Auge, daß Vico immer wieder von der "Furcht" als Anlaß der Sprachentstehung spricht. Als man etwa das Wort für Schwert erfunden habe, habe man kurzerhand das Zeichen für die Schwertspitze genommen, um den ganzen Gegenstand zu benennen. Die von Affekten geleiteten Menschen, so Vico, "fühlten nur die Spitze" des Schwertes, die sie ängstigte. Die Betonung der Furcht zeichnet Vico auch gegenüber einem anderen Theoretiker des Sprachursprungs aus, der ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken herstellt: Herder....(Michael Weitz)

Von sprechenden Ameisen

Steven Roger Fischer leitet das Institut für polynesische Sprachen und Literatur an der Universität in Auckland, Neuseeland. Es ist ihm bewusst dass er beileibe nicht der erste Forscher ist, der sich mit der Geschichte der Sprache befasst. Freilich ist seine Auslegeordnung eine besondere. Zum einen wendet er sich nicht an Linguisten und professionelle Sprachforscher, zum anderen kommt in dieser tatsächlich "kleinen" Geschichte nicht nur die Sprache der Menschen zur Darstellung. Geradezu programmatisch handelt das erste Kapitel von der Kommunikation und der "Sprache", die Tiere untereinander verwenden. Sprache wird dabei verstanden als etwas, was sich zwischen Lebewesen ereignet und womit Information ausgetauscht wird. In dieser breiten Definition sind zwangsläufig nicht nur jene Formen bioakustischen Informations-austausches gemeint, die für das Menschliche unhörbare Frequenzbereiche nutzen, sondern mehr noch: die "Tanzsprache" der Bienen oder die "chemische Sprache" der Ameisen. Dennoch widmet Steven Fischer den Hauptteil seiner Darstellung der Einbettung und Entwicklung der menschlichen Sprache in der Gesellschaft. Sprache zu beschreiben, bedeute heute vor allem: die Sinne offen zu halten für die Adaptationsfähigkeit der Sprache, die sich im überall stattfindenden Sprachwandel zeige. Steven Roger Fischer: Eine kleine Geschichte der Sprache. Aus dem Englischen von Andreas Simon. Campus-Verlag, Frankfurt 2001. 258 S.

Wie modrige Pilze - Der "Brief des Lord Chandos"
Im Berliner "Tag", einer der auflagestärksten Zeitungen im deutschen Sprachgebiet, wurde Ende Oktober 1902 ein narrativer Essay von Hugo von Hofmannsthal abgedruckt, der unter dem schlichten Titel "Ein Brief" als Gründungsdokument einer neuen, "sprachskeptisch" genannten, dabei höchst sprachbewussten Poetik in die Literaturgeschichte der klassischen Moderne eingegangen ist. Diverse Passagen dieses vielzitierten Texts haben inzwischen den Status von geflügelten Worten gewonnen, etwa jene, in der die Unmöglichkeit, "über irgend etwas zusammenhängend zu denken oder zu sprechen", unterstrichen wird und die "abstrakten" Begriffe verglichen werden mit "modrigen Pilzen", die im Mund zerfallen und somit ihre kommunikative Funktion verlieren. Seit kurzem ist "Ein Brief", kontextuell umgeben von weiteren poetologischen Schriften des Autors, erneut in Buchform greifbar. Ein knappes herausgeberisches Nachwort stellt das Dokument vor, ordnet es literarhistorisch ein, bleibt theoretisch aber unbedarft und lässt insbesondere das gespannte Verhältnis zwischen avancierter Poetik und konservativer Schreibpraxis bei Hofmannsthal ausser acht. Die unnötig ausführliche Chronologie zu Leben und Werk des Autors, die dem Band als Anhang beigefügt ist, kann leider weder das fehlende Quellenverzeichnis noch die erwünschten Literaturhinweise zur Rezeption und Kritik des sogenannten "Chandos-Briefs" ersetzen.
Hugo von Hofmannsthal: Brief des Lord Chandos. Poetologische Schriften, Reden und erfundene Gespräche. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Hansgeorg Schmidt-Bergmann. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 

Hinter den Fenstern, den Spiegeln
Die Wiederholung ist jene neue Kategorie, die es zu entdecken gilt." Was Sören Kierkegaard 1843 gefordert hat, ist in "Wind-Auge - Achtundachtzig Augenblicke 1966 - 1999", dem neuen Band der von Michael Ruetz, gestalteten " Bibliothek der Augen", ebenso konsequent wie überzeugend eingelöst worden. In diesen Bilderzyklen spiegelt sich die Welt zwischen den Ereignissen; was das Wind-Auge vermittelt, entspricht einer Enzyklopädie des Alltags; sie wird von der Wiederkehr des Gleichen bestimmt, vom Unspektakulären und einer natura morta, die zur Ausrüstung des Fotografen zählt. Das Instrumentarium des Künstlers spielt in Ruetz' Aufnahmen als Bildmotiv eine zentrale Rolle: Das Notebook fehlt so wenig wie das Sudelbuch; Uhren, Schreibzeug, Lampen, Brillen und Feldstecher haben den Stellenwert einer Hardware, die direkt oder mittelbar die Arbeit des Schauenden unterstützt. Doch 1ässt der Zauber des Spiegels diese Utensilien auch wie Übungen jener Bilder erscheinen, die der Blick aus dem Fenster ermöglicht; Tischlampen nisten sich zwischen Hochhäusern ein oder säumen Kanäle; die nächtliche Fassade eines Stadtpalais okkupiert die Wand eines Schlafzimmers; es ist die Logik eines Traums, die in diesen Aufnahmen das Sagen hat.

" Amalias World", die erste der 88 Fotogafien, stellt auch die erste Station einer Reise von Hier nach Dort, aus dem Innenraum in die Außenwelt, dar. Im stummen Dialog zwischen dem Mädchen und der Möwe hat das Fenster die Funktion eines Multimediums - es bedeutet zugleich Grenze und Durchlass, es spiegelt die Geborgenheit des Zimmers und gewährt den Blick in eine Weite, wo Fluss, Meer und Hafen die Vorstellung von Abenteuer und Wagnis wecken. 
"Amalia's World" ist ein Reflex in "Amalia's Eye ",dem letzten Bild einer Werkgruppe von Aufnahmen, die in der Wiederholung die Veränderung, im Stillstand die Bewegung transportieren.

Michael Ruetz, ein Lynkeus unserer ebenso schönen wie schrecklichen Welt, hat es sich in den Kopf gesetzt, wie einst Alice die Welt hinter den Spiegeln zu erforschen; und wie Lewis Carroll dient Ruetz zugleich der Kunst und der Wissenschaft; er verbindet die Neugier eines aus dem Fundus einer universalen Bildung Schöpfenden mit der Fantasie eines Grenzgängers, der nie aufhört, das wirkliche Leben auch als Schauspiel zu betrachten.

Was schon die Bilder leisten, vollendet Ruetz in einem Essay, der Illuminationen in einem säkularen wie geistlichen Sinn bereit hält: Das hat mit Aufklärung ebenso zu tun wie mit Erleuchtung. Es finden Sondierungen sowohl in die Tiefe, also zu den Wurzeln der Wörter, als auch nach oben in die Welt des ganz Anderen statt. Die Perspektive des Hotelzimmers - Herberge und Arbeitsraum eines leidenschaftlichen Nomaden - und die Optik des Autofahrers überliefern nicht nur zwei Sehweisen, sondern auch die Grundformen menschlicher Existenz. So trägt das WindAuge der Unruhe großer Städte und der Tranquilität von Meer und Wüste Rechnung. Was Amalia sieht und was ihre Welt konstituiert, macht der Fotograf sich zu eigen; sein Objektiv ist das dritte Auge, das einen Wahrnehmungsprozess abschließt und vollendet. Das WindAuge stellt die Kunst des Beobachters Michael Ruetz erneut unter Beweis; diese Kunst besteht auch darin", das Verborgene ans Licht zu bringen" (Kierkegaard). Mehr noch: Ruetz zieht in dieser Symbiose von Wort und Bild die Summe der Erfahrungen, die er als Zeuge einer "sichtbaren Zeit" ebenso gewinnen konnte wie auf der Reise nach Innen. (Steidl Verlag, Göttingen )

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