6. PERFORMANCE KONFERENZ

Dieses Treffen war als die 6. Performance Art Konferenz geplant, wurde dann ein eigenständiges Performancetreffen mit dem Titel

OHNE STROM - (unplugged)

Konzept für einen zweitägigen Performance Event mit Austellungssituation

Idee & Konzept: BBB Johannes Deimling, Berlin 1998

Einleitung:

Seit November 1995 ist in der Performance Szene der BRD und dem europäischen Ausland einiges in Bewegung geraten. Die damalige Gründung einer permanenten Performance Konferenz, durch die Einladung von ASA European, brachte ca. 40 Performer aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Man kam überein, sich regelmäßig zu treffen um Performances zu zeigen und auf theoretischer Ebene sich mit der Performance Kunst auseinander zu setzen. Die Manifestierung der 1. Performance Konferenz fand im Belgischen Haus in Köln statt. Seitdem sind vier weitere Konferenzen realisiert worden:
2. Performance Art Konferenz, Rhenania, Köln 1996
3. Perforrnance Art Konferenz, Rhenania, Köln 1996
4. Performance Art Konferenz, Performatrix, Galerie KX, Hamburg 1997
5. Performance Art Konferenz, Bangkok 1997

Die nun folgend beschriebene Veranstaltung ist Thema der 6. Performance Konferenz in Berlin. Sie versteht sich als Teil der aktuellen Auseinandersetzung mit der Performance Kunst und zielt auf zwei wesentliche Bereiche, die in der Diskussion stehen: Präsenz und Dokumentation.

Konzept:
Ohne
Strom versucht in den häufig diskutierten Problemfeldem neue Impulse zu setzen.

Präsenz:

Sowohl praktisch als auch theoretisch, steht die Präsenz und Persönlichkeit des Performers, sowie die konzeptuelle Aufgabe eine Performance Ohne Strom zu realisieren, im Vordergrund des gesamten Ereignisses.

In den vergangenen zwei Jahren ist innerhalb der Performance Szene der verstärkte Einsatz von Technischen und Elektronischen Hilfsmitteln zu beobachten. Viele der heute gezeigten Performances und auch Veranstaltungen kommen ohne einen hohen, technischen Aufwand nicht mehr aus. Videobeamer, Tonanlage sind obligatorisch und die Verwendung von Lichteffekten gleicht der einer Theaterproduktion. Es entsteht unweigerlich der Eindruck, daß sich Performer hinter Hightech, Elektro und Video verstecken. Doch betrachtet man das Wesen der Performance, so wird deutlich, daß die Präsenz und die Persönlichkeit des Performers die tragenden Elemente einer Performance sind. Ohne Strom will dieser Neigung entgegentreten und eine neue/alte Position innerhalb der Perforrnance Kunst beziehen. Die eingeladenen Künstler sind aufgefordert Ohne Strom zu arbeiten. Die performenden Künstler verzichten auf den Einsatz von Video, Audio, Licht, Computer, mit Batterie betriebene Geräte, etc. zu Gunsten einer "reinen" Form der Performance. Der Mensch und seine Präsenz/Handlung bilden den Schwerpunkt der Präsentation.

Dokumentation:
Ohne Strom will den immer wichtiger werdenden Zusammenhang von Präsentation und Dokumentation einer Performance aufzeigen und die Möglichkeit einer modellhaften Dokumentationsform/-ebene, mit dem Bereichen des dokumentierenden Zeichnens und Schreibens, testen. Die Veranstaltungen der letzten zwei Jahre auf denen Performances präsentiert wurden bilden nach wie vor die Festivals, die sehr stark auf den Punkt der Präsentation focussiert sind. Eine Nachbereitung, eine Dokumentation findet meist erst viel später statt oder verbleibt in privaten Sammlungen. Selbst das Erscheinen einer Publikation in Verbindung mit einem Live Ereignis kann bestenfalls die Zeit vor dem Event darstellen. Die Ergebnisse der Veranstaltung bleiben oft undokumentiert. Ideen und Ansätze geraten in Vergessenheit. Ohne Strom bietet ein Modell an, welches die Bereiche Präsentation und Dokumentation in einen logischen, nachvollziehbaren Rahmen setzt. Gerichtszeichner und Berichterstatter werden die gezeigte Performances vor Ort dokumentieren. Zeichnungen und Texte werden zu einer dokumentierenden Ausstellung zusammen getragen. Benutzte Materialien und Relikte können ebenfalls in die Ausstellung integriert werden.

Ablauf/Beschreibung der Veranstaltung:
Die Veranstaltung Ohne Strom setzt sich aus dem eigentlichen Event und einer sich anschließenden Ausstellungssitua- tion zusammen.

Der Event:
Dem Thema entsprechend wird während der gesamten Veranstaltungsdauer ein Foto und Video Verbot ausgesprochen. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen realisieren die eingeladenen Künstler Performances Ohne Strom. Gerichtszeichner und Berichterstatter dokumentieren live die gerade stattfindende Performance und Situation. Begleitend finden Diskussionen und Vorträge zum Thema statt. In einem eingerichteten Raum/Büro stehen über die gesamte Veranstaltungsdauer Schreibmaschinen, Papier und Zeichenmaterial zur Verfügung. Performer, Publikum, Presse, Theoretiker und Kritiker sind aufgefordert ihre Gedanken, Meinungen, Manifeste, Manuskripte, Erlebnisse niederzuschreiben. Texte, Zeichnungen und gegebenenfalls Relikte der Performances werden an einem Ort gesammelt und für die Ausstellung vorbereitet.

Diskussion und Vorträge:
Durch die thematische Ausrichtung der 6. Performance Konferenz ist der Schwerpunkt der Theorie die Auseinander- setzung mit der damaligen Entstehungssituation der Perfonnance in den 70er Jahren, sowie die heutigen Tendenzen und Verzweigungen. Eine neue Generation an Performance Künstlem ist herangewachsen, die zum einen keine oder kaum Kenntnisse der Anfangssituation der Performance Art haben, aber auf der anderen Seite mit neuen Impulsen die Performance als Medium in ihren künstlerischen Arbeiten nutzen. Das Zusammentreffen führt unweigerlich zu einer begrifflichen Auseinandersetzung der Performance Art und bietet einen großen Raum der theoretischen Diskussion.

Die Ausstellung:
Die Ausstellung geht in erster Linie einem Bedürfnis seitens des Publikums nach. Die oft mit der Vielfalt und der Vergänglichkeit von Performances überforderten Zuschauer (nicht geübtes Publikum) brauchen den reflektiven Blick auf die künstlerische Handlung, als Orientierungshilfe, Der Zuschauer erhält durch die am Ende zusammengetragenen Dokumente (Zeichnungen, Texte, Relikte, etc) nochmals die Möglichkeit sich das Geschehene zu vergegenwärtigen.

Informationsstand:
Während der gesamten Veranstaltung steht ein gut sortierter Informationsstand mit Büchem, Katalogen, Texten, Viten der Künstler, etc dem Publikum zur Verfügung.

Bar:
Über die gesamte Konferenz soll eine Bar als Treffpunkt und Koordinationsstätte installiert werden. Gerade diesem Bereich wird es etwas Mühe bereiten, aber auch hier sollte das Konzept Ohne Strom verwirklicht sein.

Dokumentation:
Die gesammelten Dokumente sollen im Anschluß zur Publizierung einem Verlag angeboten werden. Die Dokumenten-Sammlung steht dann weiterhin zur Präsentation auf weiteren Performance Konferenzen oder ähnlich ausgerichteten Veranstaltungen zur Verfügung.

Vorgeschlagene Performer:
Ernmet Williams, D-Berlin
pseudo durch und durch, CH-Zürich
Ulrich Lepka, D-Nürnberg
Ingolf Keiner, D-Berlin
Boris Nieslony, D-Köln 
Jochen Wüstenfeld, Thomas Wemer, D-Hamburg
Maren Strack, D-München
Stefan Us, D-Havixbeck
Jürgen Fritz, D-Frankfurt

Vorgeschlagene Referenten:
Heinrich Lüber, Performance Index, CH-Basel
Hans Jörg 'I'auchert, Performance Gesellschaft, D-Köln
Hartmut Dedert, Gasteig, D-München
Tim Ullrichs, D-Münster
Ric Allsopp, Performance-Research, UK-Devon
Lukasz Gusek, Fort Sztuki Association, PL-Krakau
INFuG, D - Bamberg

Veranstaltungsort: Berliner Kunstverein
Datum:
September 1997
Schirmherr:
Veranstalter.
Johan Lorbeer und BBB Johannes Deimling
Pressearbeit:
Idee & Konzept:
BBB Johannes Deimling, Berlin 1998
Sponsoren:

Timetable-

1. Tag: (ohne Publikum)
15-1 8 Uhr-. Ankunft der Künstler und Referenten, sowie der Zeichner und Berichterstatter. Ausgabe der Ausweise, Unterkunftsplätze, etc.
18-20 Uhr: Gespräche, Kontakte, Austausch
20-23 Uhr: Begrüßung und Vorstellung der Veranstaltung (Konzept und Verlauf). Anschließend Paneel 1 mit allen Teilnehmern und der Presse.
23-24 Uhr- Gespräch und Bar

2. Tag (mit Publikum)
10- 12 Uhr Paneel 2
13 Uhr: Perforrnance
14 Uhr: Performance
15 Uhr: Performance
16 Uhr: Perforrnance
16-19 Uhr: Gespräch, Bar, Infostand, Schreibraum
20-23 Uhr- Paneel 3
23-24 Uhr: Gespräch und Bar

3. Tag: (mit Publikum)
10-1 2 Uhr: Paneel 4
13 Uhr: Performance
14 Uhr: Perforrnance
15 Uhr: Performance
16 Uhr: Performance
17-19Uhr: Pancel 5
19-20 Uhr: Ausstellungsaufbau, Auszahlung der Gagen
20-24 Uhr: Venüssage, Eröffnung, Gespräch, Hein-dahrt, Bar, Aufräumen, Abbau 


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